Buxtehude/Neu Wulmstorf. Rotor profitiert von hohen Strompreisen. Nun soll der außerordentliche Gewinn gespendet werden

Windkraftanlagen werden nicht nur von großen Firmen betrieben, mancherorts haben sich auch Bürger zu Genossenschaften zusammengeschlossen, um sich so an der Energiewende beteiligen zu können. Eine solche Genossenschaft ist die Buxtehuder „BürgerEnergie“, die bisher ein Windrad bei Immenbeck und verschiedene Photovoltaikanlagen betreibt; unter anderem in Neu Wulmstorf.

25.000 Euro für nachhaltige Projekte in der Region

Und gerade mit ihrem Windrad hat sie nun offensichtlich ein außerordentlich gutes Geschäftsjahr erlebt. Man wolle diesen zusätzlichen Gewinn jetzt „mit der Region teilen“, sagt Vorstand Robert Neumann. Die Buxtehuder Genossen würden daher 25.000 Euro spenden, um regionale Projekte in den Landkreisen Harburg und Stade zu fördern, die ökologische und nachhaltige Ziele verfolgen. Bewerben könnten sich Initiativen, Vereine aber auch Unternehmen oder öffentliche Träger.

Genossenschaftsmitglieder bekommen vier Prozent Zinsen

Zu verdanken ist der zusätzliche Gewinn den derzeit hohen Strompreisen: Dadurch konnten die Genossen am Markt höhere Erlöse erzielen, als sie normalerweise durch die staatlich garantierte Einspeisevergütung bekommen. „Davon hat unser Windrad profitiert“, so Neumann. Für das jetzt so erfolgreiche Windrad hatte die BürgerEnergie-Genossenschaft vor einigen Jahren eine eigene Gesellschaft gegründet, an der sich rund 200 der 400 Mitglieder beteiligt haben. Sie finanzierten mit jeweiligen Anteilen zwischen 1000 und 10.000 als Nachrang-Darlehen Kauf und Bau des Rotors und bekommen jährlich vier Prozent Zinsen dafür. „Die Idee dabei ist, dass man das auf viele kleine Beträge stützt, damit sich möglichst viele beteiligen können“, sagt Neumann.

Finanzierungsmodell auch für Anlage in Neu Wulmstorf geplant

Mit einem ganz ähnlichen Finanzierungsmodell will die Genossenschaft seit einigen Jahren schon drei weitere Rotoren in Neu Wulmstorf-Ardestorf bauen. Doch dort gibt es von Naturschützern wegen der Vorkommen von gefährdeten Vögeln massive Proteste. Zudem zieht sich das Genehmigungsverfahren in die Länge, was zeigt, wie schwer es der erhoffte Ausbau der Windenergie in der Realität oft hat: Im August 2021 hatte der Landkreis Harburg nach mehrjähriger Prüfung eine Genehmigung erteilt, allerdings mit Auflagen verbunden: Bei schwachen Winden sollen demnach die Rotoren abgeschaltet werden, weil dann, so die Befürchtung, gefährdete Vögel eher fliegen und in die Rotoren geraten könnten. Weil aber inzwischen der ursprünglich eingeplante Hersteller insolvent gegangen war, musste sich die Genossenschaft einen neuen suchen.

Lange Genehmigungszeiten sorgen für Unsicherheit

Das ist inzwischen geschehen, doch die jetzt geplanten Anlagen unterscheiden sich in Höhe und Durchmesser geringfügig von den ursprünglich geplanten. Deshalb muss der Ardestorfer Windpark derzeit eine weitere Genehmigungsrunde durchlaufen. Mit einem endgültig positiven Bescheid rechnet Bürgerenergie-Vorstand Neumann nun zwar in den nächsten Wochen, wie er sagt. Doch damit können die Windrotoren immer noch nicht gebaut werden, weil noch Widersprüche und Klagen von Naturschützern abzuwarten seien. Zudem müsse neu kalkuliert werden, ob sich die geplanten Rotoren angesichts der Vogelschutz-Auflagen überhaupt noch wirtschaftlich betreiben lassen. Eine Entwicklung macht den Windrad-Planer dabei derzeit zusätzlich zu schaffen: Der Anstieg der Bauzinsen. Auch das könnte den Genossenschafts-Plänen in Ardenstorf daher noch den Wind aus den Segeln nehmen.