Lauenburg. Neue Erschließungsfirma soll es im Birnbaumkamp in Lauenburg richten. Doch hinter den Kulissen geht der Streit weiter. Mit Folgen.
Bauarbeiten vor der eigenen Haustür sind meist nicht besonders beliebt. Doch für die Bewohner des Neubaugebiets Birnbaumkamp sind die Unwägbarkeiten, die gerade damit verbunden sind, völlig nebensächlich. Die Eigentümer im ersten Bauabschnitt warten nämlich schon seit drei Jahren darauf, dass es mit der Erschließung endlich weitergeht. Jetzt sind die orangefarbenen Baumaschinen der Unternehmensgruppe Pohl angerückt. Das Unternehmen aus Hohenweststedt (Landkreis Rendsburg-Eckernförde) ist spezialisiert auf Tiefbau, Straßen- und Wegebau sowie Beleuchtung.
Nach vielen Ankündigungen und Verzögerungen waren die Arbeiten im Oktober vergangenen Jahres ganz zum Erliegen gekommen. Erschließungsträger Werretal aus Herford hatte der bauausführenden Firma B&N aus Büchen den Vertrag fristlos gekündigt. Vorausgegangen war ein monatelanger Streit, in welchem sich die Firmen gegenseitig Vertragsbruch vorwarfen.
Neubaugebiet Birnbaumkamp: Neue Erschließungsfirma arbeitet
Die Auseinandersetzung ausbaden müssen die Bewohner des Wohngebietes am westlichen Stadtrand von Lauenburg. Es gibt nach wie vor keine befestigten Straßen und Wege. Und nur im ersten Bauabschnitt müssen die Bewohner nicht mehr im Dunkeln tappen, da die Stadt mit acht provisorischen Straßenlaternen ausgeholfen hat.
Doch schon diese Vorwegnahme war ein Spagat, denn der Stadt sind in diesem Dilemma weitgehend die Hände gebunden. Zwischen den Stadtbetrieben und Werretal besteht nämlich ein Erschließungsvertrag. Darin ist geregelt: Erst wenn Außenanlagen und Straßen fertig sind, erfolgt deren Widmung als öffentlicher Raum. Bis dahin hat Werretal im Neubaugebiet eine Verkehrssicherungspflicht.
Erschließungsarbeiten laufen im zweiten Bauabschnitt
Doch hinter den Kulissen war die Stadt nicht untätig geblieben. Nachdem die Firmen nach einer Neuausschreibung durch Werretal nicht gerade Schlange gestanden hatten, ließ die Verwaltung ihre Verbindungen spielen. Mit Erfolg. „Nach erfolgreicher Vertragszeichnung zwischen dem Erschließungsunternehmen, der Werretal Urbanisations GmbH, und einer größeren Baufirma aus Schleswig-Holstein werden die Arbeiten im Baugebiet Birnbaumkamp Mitte September wieder aufgenommen“, hieß es im Sommer vonseiten der Stadt. Vorgesehen war, dass die Firma Pohl zunächst im ersten Bauabschnitt die Arbeiten aufnimmt und im Frühjahr nächsten Jahres im zweiten Bauabschnitt weitermacht.
Mittlerweile hat das neue Bauunternehmen die ersten Kantsteine gesetzt. Man kann bereits ahnen, wie großzügig hier die Wegeführung vorgesehen ist. Rechts und links ragen vereinzelt auch schon die ersten Kabel für die Beleuchtung aus der Erde. „Die Straßenlaternen sind bereits bestellt“, weiß Lauenburgs Bauamtsleiter Christian Asboe. Allerdings fällt auf: Die Firma Pohl arbeitet derzeit vor allem im zweiten Bauabschnitt, also anders als ursprünglich vorgesehen.
Streit geht weiter – Bauablaufplan in der Schwebe
Für die Anwohner im ersten Bauabschnitt geht der Ärger also weiter. Und auch wenn die Firma Pohl mit einer großen Fahrzeugflotte angerückt ist, steht derzeit noch in den Sternen, wann die Erschließungsarbeiten im Wohnbaugebiet Birnbaumkamp letztlich abgeschlossen sein werden. „Uns liegt noch kein verbindlicher Bauablaufplan vor“, sagt Asboe.
Auch die Firma Werretal will sich nicht auf einen Zeitplan festlegen lassen. Hintergrund ist offenbar, dass der Streit zwischen Werretal und der Firma B&N über die Ausführung von Arbeiten im ersten Bauabschnitt noch nicht entschieden ist.
Dilemma Birnbaumkamp soll sich nicht wiederholen
Lauenburgs Politiker sind sich auf jeden Fall fraktionsübergreifend einig, dass sich das Dilemma um die Erschließung des Birnbaumkamp bei künftigen Vorhaben in der Stadt nicht wiederholen darf. Die Stadt hatte sich beim Erschließungsträger zwar Bürgschaften gesichert, aber die waren so niedrig bemessen, dass Lauenburg bei einer Übernahme der ausstehenden Arbeiten auf einem Großteil der Kosten sitzengeblieben wäre.
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In dem geplanten Neubaugebiet auf dem ehemaligen Kleingartengelände an der Berliner Straße sollen 149 Eigentumswohnungen entstehen. Für dieses Bauvorhaben beschlossen die Stadtvertreter einen, wie sie hoffen, wasserdichten Erschließungsvertrag. Neben konkreten zeitlichen Festlegungen zu baulichen Anlagen legten sie vor allem Wert auf die Absicherung der Stadt im Versäumnisfall. Vor allem soll vermieden werden, dass wie im Fall Birnbaumkamp eine Bürgschaftssumme zu gering ausfällt. Deshalb wird beim neuen Vorhaben alle fünf Jahre geprüft, ob die hinterlegte Summe für die Erschließungsarbeiten noch angemessen ist.