Lauenburg. Die Häuser sind bereits bewohnt, doch Wege und Straßenlaternen fehlen. Warum Lauenburg den Menschen nicht so einfach helfen kann.
Es ist der Höhepunkt des monatelangen Streits um das Wohngebiet Birnbaumkamp: Erschließungsträger Werretal aus Herford hat der bauausführenden Firma B&N aus Büchen jetzt fristlos gekündigt.
Damit können die 140 Eigentümerfamilien des Baugebietes am westlichen Stadtrand die Hoffnung auf einen baldigen Ausbau der Außenanlagen begraben. Werretal muss alle Leistungen neu ausschreiben. Bei der Stadt verfolgt man die Entwicklung mit Sorge.
Lauenburg: Streit zwischen Erschließungsträger und Baufirma seit Monaten
Der Streit zieht sich nun schon seit Monaten hin. B&N behauptet, noch offene Forderungen aus der ersten Erschließungsphase gegenüber Werretal zu haben. Das Unternehmen aus Herford bestreitet dies und drängte auf Baubeginn. Am Ende sprachen beide Parteien von einem gestörten Vertrauensverhältnis. Ende August keimte dann doch noch Hoffnung auf, den Streit ohne Richterspruch beilegen zu können. Man traf sich vor Ort zu einem Sondierungsgespräch.
Anschließend sprach René Panten, Geschäftsführer von B&N, von einem „Schritt aufeinander zu“. Als Vorleistung und im Vertrauen auf eine Einigung würde man die Ausbauarbeiten nun aufnehmen, kündigte er damals an. Auch Udo Helling, Geschäftsführer von Werretal, sah nach dem Gespräch einen „schmalen Silberstreif am Horizont“.
Kein Straßenausbau, keine Beleuchtung, keine Entwässerung
Um beim Bild zu bleiben: Nach dem Silberstreif sind jetzt wieder tiefschwarze Gewitterwolken aufgezogen: Der Streit ist in einer Kündigung eskaliert. Welches der beiden Unternehmen berechtigte Forderungen gegenüber dem anderen hat, kann wohl nur noch ein Richter entscheiden. In jedem Fall müssen die Eigentümer der Neubauten das Dilemma ausbaden. Seit Ende August in einer Stichstraße ein paar Kantsteine verlegt wurden, ist hier nämlich nicht mehr viel passiert.
Damit enden die dunklen Zeiten im Birnbaumkamp nicht – im wahrsten Sinne des Wortes. Zusätzlich zu den unbefestigten Wegen ist es im Wohnviertel auch noch stockdunkel. Es stehen noch nicht mal die Maste für die Straßenbeleuchtung. Und weil im Birnbaumkamp auch die Außenanlage nicht an die Kanalisation angeschlossen ist, fließen bei Starkregen Sturzbäche über die Grundstücke und unbefestigten Straßen. Große Hoffnung, dass sich die Situation bald ändert, gibt es für die Eigentümer nicht. „Wir schreiben jetzt die Arbeiten neu aus und hoffen, dass sich Firmen darauf bewerben“, sagt Werretal-Geschäftsführer Helling.
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Neues Unternehmen schwer zu finden
Doch Skepsis, dass eine neue Beauftragung schnell gelingt, scheint gerechtfertigt. Die Auftragsbücher der Unternehmen seien voll, außerdem herrsche in vielen Unternehmen des Kreises sowohl Fachkräftemangel als auch Materialknappheit, sagte Markus Räth, Kreishandwerksmeister im vergangenen Monat gegenüber unserer Zeitung.
Bei der Lauenburger Verwaltung sieht man die neuerlichen Verzögerungen im Birnbaumkamp mit Sorge, insbesondere mit Blick auf die bevorstehende dunkle Jahreszeit. Doch der Stadt sind weitgehend die Hände gebunden. Zwischen den Stadtbetrieben und Werretal besteht nämlich ein Erschließungsvertrag.
Stadt sieht wenig Handlungsspielraum
Darin ist geregelt: Erst wenn Außenanlagen und Straßen fertig sind, erfolgt deren Widmung als öffentlicher Raum. Bis dahin hat Werretal im Neubaugebiet eine Verkehrssicherungspflicht. Im vergangenen Winter haben sich viele Eigentümer damit beholfen, dass sie die Außenbeleuchtung ihrer Häuser über Nacht brennen ließen. Angesichts der aktuellen Strompreise ist das in diesem Winter wohl kaum ein gangbarer Weg.
Seit längerer Zeit diskutiert man deshalb in der Lauenburger Verwaltung, ob die Stadt vor dem Winter wenigstens eine provisorische Beleuchtung im Neubaugebiet Birnbaumkamp installieren sollte. Doch dagegen gibt es auch Bedenken. „Das ist ein Spagat. Wir können Werretal nicht aus der Verantwortung entlassen. Aber wir dürfen die Eigentümer auch nicht im Dunkeln stehen lassen“, sagt der Amtsleiter für Stadtentwicklung, Christian Asboe. Diese Frage soll jetzt in den politischen Gremien der Stadt Lauenburg entschieden werden.