Geesthacht. Was plant die Postbank für ihren Standort in der Geesthachter Innenstadt? Eine Alternative wächst auf der anderen Straßenseite heran.
Wer ganz genau hinschaut, kann in Geesthacht an dem alten Gebäude rechts neben Mannis Angelshop noch die überputzte Inschrift „Kaiserliches Postamt“ über den Fenstern lesen. Verblasster Ruhm. In den 1950er-Jahren erfolgte der Umzug von der Bergedorfer Straße in den damaligen Neubau am jetzigen Standort. Mittlerweile ist die Postbank Mieter. Und die steht unter Spardruck. Wirft die Postbank die klassischen Postangebote raus? Wird die Postbank überhaupt am Standort verbleiben?
Die Zukunft in Geesthacht scheint durchaus ungewiss. „Wir stellen fest, dass unsere Mobile- und Online-Angebote zunehmend stärker genutzt werden, und zwar über alle Altersgruppen hinweg. Diese Veränderungen führen dazu, dass Kundinnen und Kunden die stationären Angebote in den Filialen weniger stark nachfragen“, heißt es von der Postbank zur Begründung für die schwierige Situation. Sie gehört seit 2020 zur Deutschen Bank.
Sorgen um den Standort in Geesthacht: Wirft die Postbank die Postangebote raus?
„Die Deutsche Bank plant daher, das Postbank-Filialnetz in den kommenden Jahren an die veränderte Nachfrage anzupassen und die Anzahl der bundesweiten Standorte von derzeit zirka 550 bis Mitte 2026 schrittweise auf rund 300 zu reduzieren“, skizziert ein Sprecher der Postbank das weitere Vorgehen. Das hat massive Auswirkungen auch auf die Versorgung mit Postdienstleistungen.
In etwa 200 dieser Standorte sollen weiterhin Post- und Paketdienstleistungen angeboten werden. So würde die Deutsche Post ihren Kunden auch an den Standorten, die künftig nicht mehr durch Postbank-Filialen abgedeckt seien, Postdienstleistungen in ihrer Nähe anbieten. An den übrigen rund 100 Standorten der Postbank könnten sich Kundinnen und Kunden in einem neuen, ausschließlich auf Bankdienstleistungen fokussierten Filialformat persönlich vor Ort beraten lassen, teilt der Sprecher mit.
Gesprächen mit Arbeitnehmervertretern soll nicht vorgegriffen werden
Wie bedroht der Standort in Geesthacht ist oder welche Konstellation von Postbank und Postangeboten hier vorgesehen ist, mochte der Sprecher der Postbank auf Nachfrage nicht verraten. Man wolle generell den Gesprächen mit den Arbeitnehmervertretungen nicht vorgreifen, sagt er.
Auf dem Onlinedienst Google-Maps taucht die Post an der gewohnten Stelle gar nicht erst auf. Wer mit dem Mausanzeiger über den Bildschirm mit der Karte des Stadtgebietes fährt, erhält für die Adresse An der Post 1 die Auskunft „Postbankfiliale“. Eine Postfiliale hingegen ist auf der anderen Straßenseite vermerkt, im Kiosk bei der Bushaltestelle an der Geesthachter Straße Nummer 9. „Postamt“ steht dort sogar als Zusatz.
Ein Familienunternehmen hat die Postdienste übernommen
Hier sind drei Mitarbeiter im Wechsel tätig, einer von ihnen ist Enis Sayilir. Niemand ist Angestellter der Deutschen Post AG, der Kiosk ist ein Familienunternehmen. Geesthacht ist der vierte Standort, weitere gibt es zweimal in Rothenburgsort sowie in Hamm in Hamburg. Chef ist der Vater von Enis Sayilir. Links vom Eingang gibt es den Verkaufstresen mit dem gewohnten Kioskangebot, auch Lotto und Kaffee.
Wer aber geradeaus schaut, sieht gelb. Hier ist alles auf Postservice eingestellt mit Paketannahme und Waage, es gibt Briefmarken. Die DHL-Fahrer liefern Pakete ab, die sie nicht zustellen konnten, auch Briefträger bringen Einschreiben vorbei, für die niemand die Tür öffnete. Die Paketautos holen einmal täglich die Sendungen ab.
Überraschend für Altkunden – nun sind auch die Postfächer im Kiosk
„Postmäßig machen wir alles. Die Kooperation als Vertragspartner für die Post gibt es seit Dezember 2021“, berichtet Enis Sayilir. „Wegen der zehnjährigen guten Zusammenarbeit an den anderen Standorten ist die Post auf uns zugekommen“, erzählt er. Demnach sollte so eine Filiale auch in Geesthacht eröffnet werden.
Doch erst jetzt schließen sich die letzten Mosaiksteinchen für ein Vollprogramm. Seit ein paar Wochen ist auch der Schrank mit den Postfächern installiert. Der Ortswechsel überraschte einige der alten Postkunden, die zunächst wie gewohnt die bekannte Adresse ansteuerten. „Die Post hatte vorher keinen Piep über die Verlagerung gesagt“, ärgerte sich eine langjährige Stammkundin. „Jetzt haben wir alles, was die auch haben. Es macht keinen Unterschied mehr“, sagt Enis Sayilir. Parkplätze gebe es auch – hinter dem Blumenladen.
Service für die Postbank-Kunden wird aufgebaut
Zudem wird der Service für die Postbank-Kunden immer vielfältiger. Seit Juni 2023 können sie von ihrem Giro- und Sparkonto Geld einzahlen und abheben, Pläne für das Aufstellen von Bankautomaten und Kontoauszugsdrucker laufen. Wenn es so weit ist, wird die alte Filiale, die fußläufig nur knapp 140 Meter entfernt liegt, eigentlich nur noch für die Beratung der Bankkunden benötigt. Alles andere wäre ein doppeltes Angebot.
Ob das reicht, um den Standort An der Post 1 zu behalten, wird sich zeigen. Noch weist kein Schild darauf hin, dass sich hier in Zukunft etwas ändern könnte. Und es gibt Indizien, dass die Postbank sich zumindest nicht Knall auf Fall verabschieden wird. So soll gerade der Mietvertrag verlängert worden sein, hat unsere Redaktion erfahren. Und zwar auf längere Sicht bis zum Jahr 2030.
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Ein weiterer Punkt dürfte einem Verbleib nicht im Wege stehen. Das Haus soll veräußert werden, ein Makler ist beauftragt. „Aber das ist eine vage Absicht, es gibt keinen Zeitdruck“, sagt Eigentümerin Dr. Sabine Bibow. „Das eine hat mit dem anderen überhaupt nichts zu tun, dann werden die Mietverträge übergehen“, sagt sie mit Blick auf die Vermutung, dass ein Verkauf der Immobilie zum Grund dafür werden könnte, dass die Postbank auszieht.