Schwarzenbek. Motorradfahrer von „Biker fahren für Kinder“ wollen den Schwarzenbekern ans Geld. Wo sie auftauchen, sind sie stets willkommen.

Sie sehen mit ihren schwarzen Lederkutten nicht gerade vertrauenerweckend aus, sind aber allseits gern gesehene Gäste in Schwarzenbek: Die Rede ist von den Mitgliedern des Vereins „Biker fahren für Kinder“.

Seit 2016 gibt es den Verein von Motorradfahrern, seit 2019 haben die Biker den Status der Gemeinnützigkeit und können somit auch Spendenbescheinigungen ausstellen. „Das ist wichtig für uns, weil wir immer wieder auch mal größere Summen von Privatleuten und Firmen bekommen, die wir für unsere Hilfsprojekte verwenden“, sagt „Presi“ Hartwig Holst.

Motorradfahrer haben bereits 85.000 Euro an Spenden gesammelt

An den Motorradkutten, die den Männern und Frauen ein martialisches Aussehen verleihen, wird sich nichts ändern. „Das ist unsere Dienstkleidung und unser Erkennungszeichen sowohl in der Öffentlichkeit bei Veranstaltungen als auch gegenüber anderen Motorradvereinen und -clubs, mit denen wir uns treffen“, sagt Hartwig Holst. „Anfangs hatten wir tatsächlich Akzeptanzprobleme in der Bevölkerung. Das hat sich komplett gegeben. Durch unsere Spendenaktionen und die Präsenz bei allen öffentlichen Veranstaltung in der Stadt und Umgebung mit unserem Stand und dem Glücksrad haben wir uns einen sehr guten Namen gemacht“, so der Schwarzenbeker weiter.

Den Verein Biker fahren für Kinder gibt es seit 2016. Seitdem sammeln die Männer und Frauen in den schwarzen Lederkutten Spenden für Kinder in Not. Vorzugsweise aus Schwarzenbek und Umgebung.
Den Verein Biker fahren für Kinder gibt es seit 2016. Seitdem sammeln die Männer und Frauen in den schwarzen Lederkutten Spenden für Kinder in Not. Vorzugsweise aus Schwarzenbek und Umgebung. © Stefan Huhndorf | Stefan Huhndorf

Deshalb sind die Biker auch von den Veranstaltungen in der Stadt nicht mehr wegzudenken. Zuletzt waren sie beim verkaufsoffenen Sonntag in der Lauenburger Straße präsent, davor in Mölln bei den US Car-Tagen oder bei der Eröffnung der Pumptracks im Schwarzenbeker Stadtpark. Auch bei gesellschaftlichen Anlässen wie der Wirtschaftspreisverleihung oder beim Neujahresempfang der Stadt sind die Motorradfahrer nicht mehr wegzudenken.

Der Verein BffK ist klein, aber effektiv

Der Verein ist klein – neun Aktive und 28 Fördermitglieder gibt es aktuell –, aber effektiv. Knapp 85.000 Euro Spenden sind in den vergangenen sieben Jahren zusammengekommen. „Unser Konzept kommt bei den Spendern gut an, weil sie genau wissen, dass jeder Cent auch bei den Empfängern ankommt. Wir machen alles ehrenamtlich und ziehen keinerlei Kosten von den Spendeneinnahmen ab“, sagt Bernd von Beuningen, der erst vor gut einem Jahr zu den Bikern gestoßen ist, weil er als Rentner jetzt mehr Zeit hat und gern Motorrad fährt.

Das Spektrum der Hilfsleistungen ist breit gefächert. So haben die Biker unter anderem mehrfach die Louisenhof gGmbH unterstützt – eine Einrichtung, die sich um Menschen mit Behinderungen kümmert. „Der Kontakt kam auf Umwegen zustande. Der mittlerweile aufgelöste Bürgerverein hatte Paten für Holzfiguren gesucht, die am Straßenrand zum Einhalten der Geschwindigkeitsbegrenzung in Tempo-30-Zonen sowie vor Kitas und Schulen mahnen“, berichtet Hartwig Holst. Die überlebensgroßen, bunt bemalten Figuren, die Kinder darstellen, sind vielerorts in Wohngebieten in Schwarzenbek zu sehen und wurden in den Werkstätten der Louisenhof gGmbH hergestellt. Allein acht dieser Figuren haben Mitglieder der Biker gekauft.

Streetbuddies sorgen in Schwarzenbek für Sicherheit

Über die Figuren, auch Streetbuddies genannt, die einen Stückpreis von 120 Euro haben, entstand der Kontakt zur Louisenhof gGmbH, die immer wieder Dinge benötigt, die aus dem Etat nicht zu finanzieren sind. So stand lange Zeit eine Erwachsenenschaukel auf der Wunschliste der Einrichtung, die letztlich mit durch Spenden der Biker finanziert werden konnte. Auch eine Pergola für den Außenbereich haben die gutherzigen Motorradfahrer gespendet.

Schon seit der Gründung im Jahr 2016 haben die Biker Geld für Kinder in finanzieller Not oder mit sehr schweren Erkrankungen gesammelt. So ist einer der regelmäßigen Empfänger auch die Kinderkrebsstation in Hamburg oder das Don-Bosco-Haus für Kinder mit Behinderungen in Mölln. Aber auch zwei Patenkinder aus dem Kreis Herzogtum Lauenburg betreuen die Biker: den zehnjährigen Marcel, der seit Jahren an einem Hirntumor leidet und infolge seiner Krankheit schwerstbehindert und blind ist. Er bekommt Akkupunktur, die die Krankenkasse nicht zahlt. Ebenso helfen die Biker dem 15 Jahre alten Julien, der am Downsyndrom leidet und eine Reittherapie bekommt.

Motorradtouren bringen Geld auf das Spendenkonto des Vereins

Zum Spendensammeln unternehmen die Biker zum einen organisierte Touren, bei denen jeder Teilnehmer einen Cent pro Kilometer in die Kasse zahlt. Haupteinnahmequellen sind aber Spendendosen in Geschäften und die Aktionen auf öffentlichen Veranstaltungen, bei denen die Motorradfahrer mit Flohmarktartikeln, Glücksrad und ihren Motorrädern für Familienfotos stehen. „Viele Spenden kommen aber auch so, weil die Leute und auch Firmenchefs wissen, dass wir Gutes tun“, sagt Bernd von Beuningen. Das hat den Verein auch gut über die Corona-Zeit gebracht, in der Spendensammeln wegen der Lockdowns schwierig war.

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Was allerdings ein Problem ist: In diesem Jahr haben mehrere Mitglieder den Verein verlassen. Deshalb ist die Zahl der Aktiven auf neun gesunken. „Wir brauchen mehr Menschen, die sich engagieren wollen. Man muss auch nicht unbedingt Motorrad fahren, um bei uns mitzumachen. Das ist immer mehr zur angenehmen Nebensache geworden“, so Hartwig Holst. Denn meistens sind die Biker bei ihren Aktionen mit dem Auto und dem Anhänger für ihre Ausrüstung unterwegs. So auch, wenn sie Heiligabend Spendenpakete an Bedürftige ausliefern, die in der Vorweihnachtszeit am Imbiss von Doris und Michael Schmied auf dem Schwarzenbeker Wochenmarkt gesammelt werden.

Wer mitmachen möchte oder sich für die Arbeit des Vereins interessiert, kann sich unter Telefon 0176/43 26 20 87 oder per E-Mail an presi@bffk-ev.de mit Hartwig Holst in Verbindung setzen.