Schwarzenbek. Seit 15 Jahren steht Doris Schmied mit ihrem Imbisswagen in Schwarzenbek. Dabei ist sie mittlerweile mehr als nur Ziel von Hungrigen.
Eine heiße Wurst, einen Kaffee, Pommes und einen wöchentlich wechselnden Eintopf: Das alles und dazu auch noch viele nette Worte gibt es seit August 2007 bei Doris und Michael Schmied an „Doris Imbiss“ auf dem Schwarzenbeker Wochenmarkt. Gerade hat die Müssenerin mit ihrem aus England stammenden Ehemann den 15. Geburtstag des Imbisswagens gefeiert, der mittlerweile Kult auf dem Wochenmarkt geworden ist und ein wichtiger Treffpunkt für die Schwarzenbeker.
„Hier kommt jeder, um zu essen, Kaffee zu trinken oder zum Klönen“, sagt die 52-Jährige. Das Spektrum der Besucher reicht vom Mediziner aus dem Ärztehaus nebenan über die regulären Wochenmarktbesucher bis hin zu den Rathausbediensteten und Bürgermeister Norbert Lütjens, der dort ebenfalls gerne eine Pause einlegt.
Soziales Engagement für Schwarzenbek
Stammkunden sind auch die Mitglieder des Vereins Biker fahren für Kinder (BffK), die dort mangels eines eigenen Vereinshauses ihre Treffen abhalten. Sie unterstützen die umtriebige Fleischereifachverkäuferin und Imbissbetreiberin auch bei ihrem sozialen Engagement in der Weihnachtshilfe.
Doris Schmied und ihr Ehemann Michael beobachten, was sich aktuell verändert. „Die Armut nimmt zu. Wenn wir morgens kurz nach 5 Uhr kommen, suchen ältere Leute nach Flaschen in den Papierkörben. Die Zahl der Pfandsammler ist rasant gestiegen. Wir merken auch, dass einige Kunden zum Monatsende das Kleingeld abgezählt auf den Tresen legen und darüber nachdenken, ob sie sich noch eine Suppe leisten können“, sagt die gelernte Fleischereifachverkäuferin.
Aktion „Ein Lächeln zu Weihnachten“ geht in eine neue Auflage
Seit sieben Jahren sammeln die Schmieds in der Vorweihnachtszeit haltbare Lebensmittel, Hygieneartikel, kleine Geschenke sowie vermehrt auch Geschenkgutscheine von Geschäften für Bedürftige. Die Aktion steht unter dem Motto „Ein Lächeln zu Weihnachten“. Die Artikel (keine gepackten Päckchen) können mittwochs und sonnabends am Imbiss abgegeben werden.
„Wir haben in den vergangenen beiden Jahren auch Geld von der Meier-Stiftung bekommen, um Geschenke zu kaufen“, sagt die 52-Jährige. In der Vorweihnachtszeit soll die Geschenkaktion in eine neue Auflage gehen. „Wichtig ist für uns, dass wir auch Adressen von Menschen, die ein Lächeln verdienen, bekommen. Die Daten können bei uns am Imbiss abgegeben werden“, so Doris Schmied.
Imbiss musste auch die Preise erhöhen
Die Pakete werden vom Ehepaar Schmied und Freunden gepackt, der Verein Biker fahren für Kinder übernimmt dann den Transport, weil die Schmieds auf dem Wochenmarkt stehen. Denn Heiligabend fällt in diesem Jahr auf einen Sonnabend – also auf einen Markttag.
Aber die wirtschaftliche Situation geht auch nicht an Doris und Michael Schmied vorbei. „Wir sind mit Herzblut dabei. Aber allein der Fleischer hat seit Jahresbeginn drei Mal die Preise erhöht. Auch die Preise für Frittierfett, Gas und Strom explodieren. Wir haben Glück, dass wir kein Ladengeschäft haben. Sonst wäre das wirtschaftlich nicht tragbar“, sagt Doris Schmied.
Wochenmarkt soll auf den alten Markt umziehen
Das nächste große Thema wird der Umzug des Wochenmarkts auf den alten Markt. Die Wirtschaftliche Vereinigung (WVS) hat eine entsprechende Petition mit mehr als Hundert Unterschriften bei der Stadt eingereicht. Die Stadt hat die Optionen geprüft und will einen Testbetrieb starten.
„Wir werden den Wochenmarkt nicht nur für einige Tage verlegen und bei dem Versuch auch alle Beteiligten mitnehmen, damit sich niemand ausgegrenzt fühlen kann“, betonte Nils Hilger (SPD) während der jüngsten Sitzung des Hauptausschusses. Dieses Thema sei ein Dauerbrenner und solle weiter vertieft werden, bevor es schlussendlich einen Pilotversuch gebe, betonte Hilger.
„Wir Markthändler sind in diesem Punkt zwiegespalten. Der neue Standort wäre schwierig im Bereich der Stromversorgung, der Wasserversorgung und der Toiletten. Außerdem ist die Fläche zu klein, wenn die Lauenburger Straße zu den Marktzeiten nicht gesperrt werden kann“, sagt Doris Schmied.
Hintergrundinfo: Wirtschaft, Politik und Bürger planen die Zukunft der Innenstadt
Die Verlegung des Wochenmarkts, die wachsenden Probleme des Einzelhandels in der Innenstadt, die Verkehrsberuhigung auf der Lauenburger Straße und die weitere Entwicklung der ehemaligen Realschule sowie der Schmiedestraße: Es gibt einen bunten Strauß von Themen, die Politik und Verwaltung in den kommenden Jahren angehen wollen, um die Zukunft von Schwarzenbek zu planen. Vieles ist seit Jahrzehnten im Gespräch, wurde geplant, diskutiert und letztlich wieder verworfen.
Vor knapp 15 Jahren gab es sogar einmal eine Zukunftswerkstatt, die von dem damaligen Bürgermeister Frank Ruppert angeschoben wurde. Die Pläne sahen Familienfreundlichkeit für eine wachsende Stadt bis zum Jahr 2020 vor. Die damalige Wachstumsprognose auf 18.000 Einwohner wurde nicht erreicht, aktuell sind es knapp 17.500. Aber auch mit der Familienfreundlichkeit ist es so eine Sache: Die Grundschulen platzen aus allen Nähten, in den Kitas fehlen 170 Plätze.
Neue Dynamik bekommt die Debatte durch das integrierte städtebauliche Entwicklungskonzept (ISEK). Das Konzept definiert die Ziele und Handlungsfelder für die zukünftige Entwicklung in Schwarzenbeks Zentrum. Das Konzept wird in Zusammenarbeit mit der Partnerschaft Deutschland (PD) erstellt und eröffnet die Möglichkeit, Fördermittel für Umbau der Realschule zum Bildungszentrum und Innenstadtgestaltung zu generieren. Denn ohne Förderung geht es nicht, wie Bürgermeister Norbert Lütjens klarstellte. Eine „erste Runde“ mit der Problemerfassung haben Planer und Multiplikatoren aus der Stadt bereits nichtöffentlich gedreht. Bald sollen auch die Bürgerinnen und Bürger in die Ideenfindung eingebunden werden.