Büchen. Siedlergemeinschaft Büchen gewinnt Wettbewerb. Die Immobilien, vor 70 Jahren gebaut, stehen heute wieder ganz hoch im Kurs.
Nach einigen Jahren Pause sind im Kreis Herzogtum Lauenburg wieder Preise im Wettbewerb „Beste Kleinsiedlung“ vergeben worden. Nach eingehender Begutachtung durch Experten des Verbandes Wohneigentum Siedlerbund Schleswig-Holstein stehen die Gewinner fest. Als Sieger wurde die Siedlergemeinschaft Büchen und Umgebung geehrt, auf Platz zwei folgt die Siedlergemeinschaft Ratzeburg, auf drei eine der beiden Geesthachter Institutionen, die Siedlergemeinschaft Heinrichshof.
Nicht überall, wo von Siedlung oder Siedlerhäusern gesprochen wird, sind diese wirklich Ergebnis einer Siedlergemeinschaft. Die angeblich älteste Arbeitersiedlung Schleswig-Holsteins etwa wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts für Lauenburgs Werftarbeiter errichtet.
Beste Kleinsiedlung: Büchens Siedler haben die Nase vorn
Für die Büchener kommt die im historischen Sitzungssaal des alten Ratzeburger Kreishauses überreichte Ehrung genau zum richtigen Zeitpunkt. Die Siedlergemeinschaft ist in diesem Jahr 70 geworden. „Wir feiern dies im kommenden Februar“, sagt Birgit Eggert von der Siedlergemeinschaft.
Ursprünglich waren in Deutschland Siedlergemeinschaften gegründet worden, um gemeinsam Wohnraum für die Mitglieder zu schaffen. Meist in Eigenarbeit wurden Flächen erschlossen und Wohnhäuser darauf errichtet. Vor und zwischen beiden Weltkriegen wurden auf diese Weise Areale nutzbar gemacht, auf denen zuvor Wohnungsbau kein Thema war.
Siedler halfen sich gegenseitig beim Hausbau
Wohnraummangel durch massive Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg ließ erneut Menschen zusammenkommen mit dem Ziel, die Lösung selbst in die Hand zu nehmen. In Büchen wurde Anfang der 1950er-Jahre damit begonnen, Flächen vorzubereiten und dann zu bauen. „Meist wurden abwechselnd ein größeres und ein kleines Wohnhaus errichtet“, weiß Birgit Eggert.
Manches, was damals aus Gründen der Kostenersparnis geschaffen wurde, steht heute wieder hoch im Kurs. Wo möglich, wurde daran gedacht, für die Selbstversorgergärten Regenwasser für die Bewässerung zu sammeln und zu nutzen.
Naturnahe Gärten und Regenwassernutzung bringen Pluspunkte
Dies wird heute ebenso positiv bewertet wie möglichst naturnahe Gärten, die zudem eine breite Palette von heimischen Büschen und Blühpflanzen für heimische Insekten bieten. Punkten lässt sich im Wettbewerb auch mit Insektenhotels und Nistkästen, wie auch, ganz modern, mit dem Verzicht auf großflächige Versiegelung des Grundstücks und mit Wärmedämmung für die Wohnhäuser.
Heute zählt die Büchener Siedlergemeinschaft etwa 90 Mitglieder, meist Familien. Nicht alle leben in Büchen. Auch Menschen, die heute in Witzeeze, in Rosseburg oder Schwarzenbek wohnen, nutzen die Vorteile, die die Büchener bieten.
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In den 42 Euro Jahresbeitrag sind verschiedene Versicherungen enthalten. Etwa eine Haus- und Grundstückhaftpflicht bis zu einer Schadenssumme von fünf Millionen Euro, zudem eine Bauherrenversicherung bis 300.000 Euro Schaden. Dazu werden kostenlos Gartenberatung wie auch Rechtsberatung zu vielen Themen rund ums eigene Haus geboten.
Siedlergemeinschaft Büchen: Geselligkeit wichtig, aber keine Pflicht
„Hinzu kommen Preisvorteile in einem Baumarkt und bei verschiedenen Handwerkern“, sagt Birgit Eggert. Büchens Siedler pflegen seit jeher die Geselligkeit, treffen sich zu Sommerfesten oder zum Eisbeinessen, bieten Handarbeits- und Bastelgruppe und auch eine Kegelsparte.
Doch dies alles sind nur Angebote, es besteht kein Mitmachzwang. Eggert: „Wer nur einfach Mitglied im Siedlerbund Büchen und Umgebung werden möchte, ist uns ebenso willkommen.“