Lauenburg. Wo die Genossen für eine Schwimmhalle eintreten, ist die CDU dagegen. In Geesthacht ist es aktuell umgekehrt, bremsen SPD und Grüne.

Nach vielen Schwarzenbekern und jüngst der CDU Geesthacht fordert nun auch die Lauenburger SPD, ihre Stadt solle ihr Interesse als Standort für ein Hallenbad im Südkreis Herzogtum Lauenburg anmelden. Nach fast 20 Jahren ergebnisloser Diskussionen haben angekündigte Fördermittel des Bundes sowie eine Entscheidung des Kreistags Herzogtum Lauenburg das Interesse vor Ort befeuert. Anders als die politische Konkurrenz sehen die Lauenburger Genossen die Schifferstadt mit Blick auf alte Planungen gut aufgestellt. Idee: Warum nicht ein vorhandenes Becken des Freibades kostengünstig gegen die Witterung schützen?

Kreis Herzogtum: Neues Hallenbad auf dem Lauenburger Freibad?

Nachdem die Kreis-CDU mit der Hallenfrage im Kommunalwahlkampf gepunktet hatte, hat der Kreistag beschlossen, 1,6 Millionen Euro Planungskosten für eine neue Halle im Südkreis bereitzustellen. Anders als im Norden mit gleich zwei Hallen in Ratzeburg und Mölln müssen Schwimmer im Süden weite Wege bewältigen, um ihren Lieblingssport außerhalb der Sommermonate zu betreiben.

2005 war Schwarzenbeks Schwimmhalle geschlossen, später abgerissen worden. Sie teilte das Schicksal Tausender kommunaler Frei- und Hallenbäder in den vergangenen Jahrzehnten, die deutschlandweit aufgegeben wurden, weil die finanziellen Belastungen für Betrieb und Instandhaltung den Verantwortlichen nicht mehr tragbar erschienen.

Diskussionen um neue Schwimmhalle seit rund 20 Jahren

Seitdem kämpfen die Schwimmer im TSV Schwarzenbek, Freizeitsportler wie auch DLRG-Retter, Schwimmlehrer und Eltern um Ersatz für die Halle. Immer wieder wurden Vorschläge zurückgewiesen oder auf die lange Bank geschoben. Zu hoch schien Skeptikern die Gefahr, dass Schwarzenbek sich finanziell übernimmt.

Im etwa doppelt so großen Geesthacht hat die Politik jüngst gegen die Dringlichkeit entschieden. Landrat Christoph Mager hatte einen Beschluss des Kreistags dahingehend erläutert, dass der Kreis erst zum 24. November wissen müsse, welche Kommunen Interesse äußern. Genug Zeit, noch in den Fraktionen zu beraten, so die Meinung einer politischen Mehrheit um SPD und Grünen gegen die Geesthachter CDU-Fraktion.

In Geesthacht tritt die Mehrheit auf die Bremse

Umgekehrte Lage in Lauenburg. Der SPD-Entwurf, den Hut in den Ring zu werfen, fand im Hauptausschuss gegen CDU, Grüne und Wählergemeinschaften zunächst keine Mehrheit. Vorausgegangen war eine längere Diskussion und eine Sitzungsunterbrechung – dann stand die Mehrheit gegen den SPD-Antrag.

„Immerhin war ein Gedankenaustausch möglich“, befindet SPD-Fraktionschef Immo Braune nach der Sitzung. Das Votum sei jedoch bedauerlich: „Es geht zunächst nur darum, dass Lauenburg sein Interesse bekundet, um mehr nicht.“

Lauenburgs SPD setzt auf günstigen Bau und Fördermittel

Die Diskussion hat gezeigt, dass die Gegner vor allem Furcht vor finanzieller Überlastung Lauenburgs ins Feld führen. Braune plädiert dafür, einen Kreiszuschuss zu den Planungskosten sowie die Möglichkeiten einer Millionen-Förderung aus einem Bundestopf für Sportstätten im Blick zu behalten. Und zudem zu klären, ob nicht auf frühere, kostengünstige Überlegungen für das Freibadgelände zurückgegriffen werden kann.

„Damals war im Gespräch, ein Becken mit einem Dach zu überbauen“, bestätigt Denis Recknagel, Vertriebsleiter der Versorgungsbetriebe Elbe, die das Freibad betreiben. Unabhängig davon soll die Anlage zur nächsten Saison umgestaltet werden. In Planung sind zwei mit einer Rutsche verbundene Planschbecken, zudem ein Lift, um auch Rollstuhlfahrer den Weg ins Wasser zu ebnen, sowie eine Edelstahlauskleidung für das Nichtschwimmerbecken. Recknagel: Bundesförderung für die auf 2,2 Millionen Euro taxierten Vorhaben seien rechtzeitig beantragt worden, „jetzt warten wir auf die Entscheidung“.

Ein Highligt sind jedes Jahr die School-Out-Partys.  Zu den Sommerferien strömen schon mal mehr als 1000 Besucher ins Bad.
Ein Highligt sind jedes Jahr die School-Out-Partys. Zu den Sommerferien strömen schon mal mehr als 1000 Besucher ins Bad. © Amira Hauke | Amira Hauke

Bislang erfüllt auch Scharzenbek nicht alle Vorgaben

Ob Lauenburg mit einem Hallen-Leichtbau zum Zuge käme, ist unklar. Der Kreis fordert für den Süden eine Schwimmhalle für ganzjährigen Betrieb. Gefragt sind ein Nutzungskonzept, „eine niedrige Deckenhöhe und eine vorbildliche Wärmedämmung“, sagt Kreissprecher Tobias Frohnert. Dazu mindestens vier 25-Meter-Bahnen „sowie eine Flachwasserzone für die Wassergewöhnung“.

Doch auch die aktuellen Planungen aus Schwarzenbek erfüllen nicht alle Anforderungen. Aus Kostengründen sieht das Konzept etwa statt 25-Meter-Bahnen in wettkampfgeeigneter Länge nur solche von 16,5 Metern vor.

Grüne: Mit einer Halle verliert das Freibad seinen Charme

Für Lauenburgs Grüne spricht auch die große Beliebtheit des Freibades gegen einen Hallenbau. „Das weitläufige Gelände würde seinen Charme verlieren“, sagt Brika Üffink und bedauert: „Eine modulare Lösung, im Winter Halle und im Sommer Freibad, scheint nicht realisierbar.“

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Zudem sei die finanzielle Lage Lauenburgs schon ohne Hallenbau durch Großprojekte bestimmt, so Üffink. „Die neue Bibliothek und neue Schulbauten müssen bezahlt werden.“

Kreis entscheidet später über finanzielle Beteiligung

Wie weit sich der Kreis später an Bau und Betrieb eines neuen Hallenbades beteiligen würde, steht noch nicht fest. „Derzeit steht der Kreis finanziell gut da“, so Immo Braune. Entscheidungen zur Finanzierung sollen jedoch erst später fallen.