Lauenburg. Wenn der historische Raddampfer angeheizt wird, qualmt es ordentlich. Wie sich die Crew bei den Bewohnern für das Verständnis bedankt

Wenn die alte Dampfpfeife dröhnt, dann weiß in Lauenburg jeder: „Kaiser Wilhelm“ ist wieder unterwegs. Früher wussten die Anwohner der Elbstraße schon zwei Tage vorher, dass eine Fahrt des Raddampfers anstand, auch ohne in den Fahrplan zu schauen. Schließlich benötigte das im Jahre 1900 erbaute Schiff etwa 48 Stunden, um genügend Dampf auf dem Kessel zu haben. Heute kommt der „Kaiser“ deutlich schneller auf Touren. Insgesamt 33.000 Euro investierte der Förderverein in eine elektronische Vorlaufheizung.

Doch wenn der Wind ungünstig steht, wird auch heute die Liebe der Anwohner zu „ihrem Kaiser“ schon mal auf eine harte Probe gestellt. Um es deutlich zu sagen: Es müffelt ordentlich, wenn der „ Kaiser“ angeheizt wird. Und Wäsche hängt man in dieser Zeit besser auch nicht draußen auf. „Die meisten Anwohner haben Verständnis. Dafür wollten wir uns einfach mal bedanken“, sagt Kapitän Markus Reich. Zum Abschluss der Saison hat die Crew des Raddampfers die Anwohner der Elbstraße zu einer Fahrt durch die Elbtalaue eingeladen. Das „Café von Herzen“ an der Elbstraße spendierte den Kuchen für die Nachbarn. „Das war wie ein großes Familientreffen“, schwärmte ein Anwohner nach der Fahrt.

Dank elektronischer Vorheiztechnik qualmt der Raddampfer „Kaiser Wilhelm“ nicht mehr so stark wie früher, bevor er ablegen kann. Kapitän Markus Reich erklärt das Prinzip
Dank elektronischer Vorheiztechnik qualmt der Raddampfer „Kaiser Wilhelm“ nicht mehr so stark wie früher, bevor er ablegen kann. Kapitän Markus Reich erklärt das Prinzip © Elke Richel | Elke Richel

Freifahrt für Anwohner auf dem historischen Raddampfer

Die Fahrten mit dem im Jahre 1900 gebauten Schiff werden immer beliebter. Rund 5600 Fahrgäste gingen in dieser Saison an Bord, das sind etwa 1000 mehr als in den Jahren zuvor. „Die ehrenamtliche Mannschaft hat viel Freizeit in die Werbung investiert. Wo immer wir einen Stand aufgebaut haben, war er dicht umlagert“, freut sich der Kapitän. Besonders die kulinarischen und musikalischen Fahrten waren immer schnell ausgebucht.

Emotionaler Höhepunkt der Saison war das Treffen des „Kaisers“ mit dem historischen Raddampfer „Dresden“ vor der Kulisse der Lauenburger Altstadt. Am Ostermontag hatten sich auf dem Ruferplatz und dem Lösch- und Ladeplatz rund 800 Menschen eingefunden, um die beiden Raddampfer Seite an Seite zu erleben. Vor allem, als die beiden Dampfpfeifen erklangen, sorgte das für einen besonderen Gänsehautmoment.

2025 geht es in die „goldene Stadt“ Prag

Wer meint, dass die Mannschaft im Winter eine ruhige Kugel schiebt, der irrt sich. Schließlich ist auf so einem alten Schiff immer jede Menge zu tun. „Vor der nächsten Saison wird der Holzboden auf dem Oberdeck auf Vordermann gebracht. Der Förderverein investiert 50.000 Euro in diese Maßnahme“, sagt der Kapitän. Und schließlich muss der Fahrplan für die nächste Saison auf die Beine gestellt werden.

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Der nächste große Höhepunkt wird die Fahrt des Raddampfers nach Prag sein. Zwar ist diese Fahrt erst für 2025 geplant, aber so eine Tour muss von langer Hand vorbereitet werden. Schließlich wird es die erste Auslandsreise des „Kaisers“ sein. Der genaue Zeitplan steht noch nicht und auch Buchungen nimmt die Crew noch nicht an. Aufregend wird diese Fahrt aber bestimmt. Nach Weser und Elbe hat der „Kaiser“ dann zum ersten Mal das Wasser der Moldau unter dem Kiel.