Geesthacht. Bürgermeister Olaf Schulze schaltet in der Planung den Turbo ein. Einrichtung soll an der Elbe gebaut werden. Was noch zu tun ist.

Wie geht es weiter mit dem möglichen Neubau einer Jugendherberge in Geesthacht? Dazu nahm jetzt Bürgermeister Olaf Schulze auf der öffentlichen Mitgliederversammlung der SPD Stellung. Er kündigte an, jetzt Nägel mit Köpfen machen und die Planungen nach dem Besuch der modernen Jugendherberge in Oldenburg zügig vorantreiben zu wollen.

„Ich glaube, das ist jetzt der Punkt, nachdem wir uns Oldenburg angeschaut haben, dass wir jetzt starten sollten, um weiterhin eine Jugendherberge in Geesthacht zu haben“, meint Olaf Schulze. „Ich werde am 10. November auf der Ratsversammlung einen Antrag stellen, mit dem Jugendherbergswerk Nord einen Letter of Intent abzuschließen, sodass wir dann vorangehen können in der weiteren Planung“, sagt er.

Der Neubau der Jugendherberge muss am Wasser sein

Die Einrichtung an der Berliner Straße 117 mit 110 Betten ist mittlerweile die älteste im Bestand des Deutschen Jugendherbergswerkes aus dem Landesverband Nordmark. 2028 steht der 100. Geburtstag an. Eine Sanierung war von Vertretern des Jugendherbergswerkes stets ausgeschlossen worden. Es gab 2016 sogar schon Überlegungen für eine Schließung.

Das Jugendherbergswerk vor damals eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben. „Es gab darin eine klare Aussage: Der neue Standort muss am Wasser sein“, berichtet Olaf Schulze. Zunächst wurde die Elbhalbinsel ins Auge gefasst. Das wurde verworfen, weil die Infrastruktur letztlich nicht so war, wie gedacht. Dann rückte das städtische Gelände in Nachbarschaft des Freibades direkt an der Elbe in den Blickpunkt.

Hochwasserschutz könnte teuer werden

Ein Problem, das kostensteigernd sein dürfte: Die nötigen Hochwasserschutzmaßnahmen, eine Pfählung des Untergrundes dürfte gegen hochdrückendes Qualmwasser notwendig werden. „Alles Dinge, die untersucht werden müssen. Ich glaube, wir könnten es hinbekommen und sollten einen Architekten hinschicken“, plädiert Olaf Schulze.

Er ist übrigens dagegen, einen weiteren, von vielen ersehnten Bau hier mit unterzubringen: Ein Hallenbad nämlich, wie es durch die angekündigte Bezuschussung der Betriebskosten durch den Kreis für einige nun in greifbare Nähe rückt.

Absage an kombinierte Anlage mit Hallenbad

Geesthachts Bürgermeister Olaf Schulze (Mitte, zwischen Petra Burmeister und Muammer Kazanci) informierte bei der SPD-Versammlung über den Fortschritt zur neuen Jugendherberge.
Geesthachts Bürgermeister Olaf Schulze (Mitte, zwischen Petra Burmeister und Muammer Kazanci) informierte bei der SPD-Versammlung über den Fortschritt zur neuen Jugendherberge. © Dirk Palapies | Dirk Palapies

„Ich glaube, die eierlegende Wollmilchsau sollten wir nicht erwarten“, erklärt Olaf Schulze. Dann wäre das ein weiterer Anbieter, der auch noch mit drin ist im Gebäude. Ich würde davor warnen, vor allem, weil ich es zeitlich auch nicht zusammenbringe. Wenn es nicht klappt, weil doch ein anderer Standort für das Bad gefunden wird, müssten wir wieder alles umplanen. Das sind zwei getrennte Dinge.“

Olaf Schulze würde gern die hauseigene Grundstücksverkehrs- und Erschließungs GmbH & Co.KG (GVE) mit ins Boot holen „und dann gucken, was braucht das Jugendherbergswerk an Bettenzahl, Quadratmetern, was kostet der Hochwasserschutz und, und, und? Alles Dinge, die wir uns angucken müssen. Und dann schauen, wie finanzieren wir das?“

Jugendherbergswerk soll sich finanziell beteiligen

Das werde auch noch eine Herausforderung sein, glaubt Olaf Schulze. „Aber ich möchte jetzt gern von der Politik den Beschluss haben, dass wir den Anstoß geben können. Wir müssen jetzt auch in die Planung hineingehen, damit wir wissen, was kostet der Spaß.“

Olaf Schulze besteht auf eine finanzielle Beteiligung des Jugendherbergswerkes. Das Grundstück mit der jetzigen Einrichtung gehört dem Werk. Was passiert, wenn die alte Jugendherberge weg ist, ist unklar. Vielleicht können Wohnungen gebaut werden. „Ich lege da viel Wert drauf, dass das Geld von einem möglichen Grundstücksverkauf in die neue Geesthachter Jugendherberge miteinfließt. Und nicht, dass es verkauft wird und dann irgendwo in Schleswig-Holstein in andere Häuser einfließt“, stellte er klar.

Auch die Gastronomie ist ein Zugpferd

Als Blaupause für einen Neubau in Geesthacht ist die 2019 eröffnete moderne Jugendherberge im niedersächsischen Oldenburg in den Blickpunkt gerückt. Das Konzept mit zum Teil inklusiven Mitarbeitern und der Mischung aus klassischem Jugendherbergsbetrieb und modernen Seminar- und Tagungsräumen sowie offener Gastronomie für alle Gäste begeisterte Mitglieder der meisten Geesthachter Parteien bei einem Besuch.

In Oldenburg gibt es auch bezüglich der Finanzierung eine interessante Konstellation. Dort haben mehrere kommunale Unternehmen wie die dortige Kreissparkasse die Jugendherberge als Investoren gebaut und dann an die Herberge vermietet. Auch das könnte ein Vorbild für Geesthacht sein.

Petra Burmeister (SPD) sieht breite Unterstützung für das Projekt

Der Bau kostete damals 14 Millionen Euro, zuzüglich der Teuerungsrate entspricht das aktuell etwa 20 Millionen Euro. Von 70 Prozent klassischen Herbergs-Gästen sind 30 Prozent Tagungsgäste.

Die Co-Moderatorin des Abends, Petra Burmeister, ist sich sicher, dass der Antrag „eine Mehrheit kriegen wird nach menschlichem Ermessen“. Das sei kein SPD-Projekt, es gebe eine breite Unterstützung, hat sie ausgemacht. Diskussionen erwartet die Fraktionsvorsitzende der Geesthachter SPD bei Architektur und Ausführung des Gebäudes, aber nicht grundsätzlich über den Sinn eines Neubaus.

Auch die CDU zeigt sich sehr angetan

So ist auch die CDU sehr angetan. „Als Standort einen Platz an der Elbe auszuwählen, ist unbestritten attraktiv. Hier könnten viele vorhandene Gegebenheiten zusammengeführt und Synergien genutzt werden. Die Verwirklichung der Jugendherberge mit einer inklusionsgeführten Gastronomie klingt wie ein Jackpot und wäre einmalig hier in der Region“, schwärmt Bastian Numrich.

Er hatte sich die Oldenburger Einrichtung im Sommer bei einem privaten Besuch angesehen, Karl Hermann Rosell und Andreas Schwandt nahmen mit den anderen Fraktionen an der Besichtigung teil. „Das Betriebskonzept in Oldenburg ist modern und hat gute Anreize gegeben, wie toll eine Jugendherberge aussehen kann“, meint Andreas Schwandt.

Wirkung mehr wie moderner Hotelbetrieb

„Sie wirkt mehr wie ein moderner Hotelbetrieb für Jugendliche, Studenten und Seminargruppen. Die Architektur und Ausstattung hat keine Ähnlichkeiten mehr mit den alten Jugendherbergen, die ich als Kind und Jugendlicher kennengelernt habe.“

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Und genau so soll es auch an der Elbe werden. Aber wie schnell lässt sich der neue Wunderbau am Wasser realisieren? „Ob man es bis 2028 zum 100. Geburtstag der alten Herberge schafft, da würde ich ein kleines Fragezeichen machen“, sagte Petra Burmeister. Aber eine Grundsteinlegung sei vielleicht ja drin, hofft sie.