Vertreter von Kreis und Stadt schauen sich einen Neubau in Oldenburg an. Aber auch die alte Herberge hat Neues zu bieten
Geesthacht. Kommt Bewegung in die Pläne für eine neue Jugendherberge in Geesthacht? Eine Gruppe unter anderen mit Geesthachts Bürgermeister Olaf Schulze, Bastian Numrich (CDU) und Marcus Worm (Grüne) aus der Geesthachter Stadtpolitik, beide sind auch Kreis-Abgeordnete, sowie Geschäftsführer Stefan Wehrheim vom DJH Landesverband Nordmark reist am Sonnabend, 15. Oktober, nach Oldenburg in Niedersachsen, um sich den dortigen Neubau der Jugendherberge anzusehen. Auch Landrat Christoph Mager und Kreispräsident Meinhard Füllner waren eingeladen, beide müssen allerdings aus Termingründen passen.
Betreiber der Oldenburger Herberge ist das Deutsche Jugendherbergswerk, Landesverband Unterweser-Ems e.V., und die Tochtergesellschaft DJH Gemeinsam Arbeiten gemeinnützige GmbH. Das fünfstöckige Haus mit seinen 64 Zimmern und fünf Tagungs- und Seminarräumen gilt als modernste Jugendherberge im Nordwesten.
Es gibt viele Überschneidungen zur Idee eines Neubaus einer Herberge
Die Einweihung erfolgte im Oktober 2019 . Die Baukosten betrugen acht Millionen Euro plus zwei Millionen Euro für die Inneneinrichtung. 250.000 Euro gab es als Zuschuss von der Aktion Mensch, 600.000 Euro vom Niedersächsischen Landesamt für Soziales, Jugend und Familie. Hintergrund für diese Förderung sind inklusive Maßnahmen, bei fast 40 Mitarbeitern sind 16 Arbeitsplätze für Menschen mit Beeinträchtigung und Langzeitarbeitslose vorgesehen.
Könnte das Haus auch ein Modell für Geesthacht sein? Bei der Stadtverwaltung und im DJH sieht man das offenbar so. In dem Einladungsschreiben heißt es: „Der DJH-Landesverband Nordmark und die Stadt Geesthacht möchten Sie gerne über den Stand zu diesem Projekt informieren und in diesem Rahmen die Jugendherberge Oldenburg besichtigen, die (...) programmatisch viele Überschneidungen zur Idee einer neuen Jugendherberge in Geesthacht aufweist, u.a. das Thema Inklusionsbetrieb.“
Sanierung des 1928 erbauten Hauses soll wirtschaftlich nicht tragfähig sein
Warum Kreisvertreter dabei sind, könnte mit der Hoffnung auf eine Fördermöglichkeit zusammenhängen. Zwar ist es beim Kreis nicht üblich, den Bau von Jugendherbergen finanziell zu unterstützen, aber bei der neuen Herberge in Ratzeburg wurde dem DJH-Nordmark mit Geld unter die Arme gegriffen. Der Jugendhilfeausschuss bewilligte 2010 eine Zuwendung von 500.000 Euro zu den Baukosten in Höhe von rund 7,2 Millionen Euro.
Eine Sanierung des 1928 erbauten Hauses in Geesthacht soll wegen der Kosten wirtschaftlich nicht tragfähig sein. „Daher gibt es seit einigen Jahren Überlegungen, den Neubau einer Jugendherberge in Geesthacht zu projektieren, deren Standort, Gestaltung und Programmatik für sich alleine Reiseanlass stiftend ist. Dafür bietet sich das Gelände neben dem Freizeitbad in Geesthacht an“, heißt es in dem Einladungsschreiben weiter. Pläne für einen Neubau in Nachbarschaft des Freizeitbades wurden bereits im August 2018 in einer gemeinsamen Mitteilung vom DJH und der Stadt Geesthacht verbreitet. Olaf Schulze und Stefan Wehrheim konnten sich aus zeitlichen Gründen nicht zu Vorgang äußern.
Alte Herberge erfreut sich bei Klassenfahrten und Radwanderern großer Beliebtheit
Derweil wird am alten Standort vorgelebt, wie verschönern geht in Zeiten knapper Kassen. Gerade wurde dank Sponsoren ein Beachvolleyballplatz fertiggestellt. Die Bürgerstiftung Danke Geesthacht spendierte 1000 Euro, die Buhck-Stiftung übernahm die Rechnung für den Zyklonsand, der von der Firma Buhck angeliefert wurde. Die Landwirte Dirk Ludwig und Jörn Christern aus Grünhof wiederum verteilten ihn mit schwerem Gerät, der Rest wurde in Eigenarbeit gestemmt. Auch der Pizzaofen im Außenbereich sieht aus wie neu, die Firma Röben Baustoffe lieferte kostenlos die Dachziegel.
Und so erfreut sich die alte Herberge weiterhin bei Klassenfahrten, Sportvereinen und Radwanderern großer Beliebtheit, auch bei Unternehmen. Die Ausstattung mit moderner Konferenztechnik ist auf dem neuesten Stand. „Lidl war gerade hier mit Auszubildenden“, berichtet die Leiterin Claudia Kopitzke, auch Mercedes sei regelmäßig für Seminare zu Gast.
Ein besonderes Erlebnis war die Übernachtung des Dresdner Knabenchores im Juli, der sich im Rahmen seiner Deutschlandtournee das Geesthachter Haus ausgesucht hatte. Seit der Wiedereröffnung im April gab es bereits 11.000 Übernachtungen. Eine sehr gute Auslastung bis Jahresende zeichnet sich ab. „Wir hatten auf 10.000 gehofft, das Ziel sind nun 15.000 Übernachtungen – obwohl es ein altes Haus ist“, sagt Claudia Kopitzke.