Geesthacht. Moderne Zimmer, eine attraktive Gastronomie offen für alle, Zentrum für Veranstaltungen, schickes Design: ein Vorbild gibt es bereits.
Steht Geesthachts neue Jugendherberge schon – und zwar in Oldenburg? Die 2019 fertiggestellte und eröffnete Einrichtung gilt als großes Vorbild für den an der Elbe angestrebten Neubau. So schön und modern soll es auch in Geesthacht werden. Das fünfstöckige Haus mit 64 Zimmern, 240 Betten und fünf Tagungs- und Seminarräumen gilt als modernste Jugendherberge im Nordwesten Deutschlands.
Inzwischen haben Vertreter der Ratsfraktionen (mit Ausnahme der BfG) und des Kreises auf Einladung des Jugendherbergswerks Nord und des Geesthachter Bürgermeisters Olaf Schulze den lange geplanten Besuch in Niedersachsen nachgeholt, um sich vor Ort ein Bild von Konzept und Bau zu machen. Betreiber der Oldenburger Herberge sind das Deutsche Jugendherbergswerk (Landesverband Unterweser-Ems e.V.) und die Tochtergesellschaft DJH Gemeinsam Arbeiten.
Neue Jugendherberge für Geesthacht: Politiker erkunden Vorbild
Für die SPD fuhren Leon Haralambous (Ratsmitglied und Juso-Vorsitzender) und die Fraktionsvorsitzende Petra Burmeister mit. Beide waren angetan von dem, was sie sahen. „Wir haben viele Informationen und Anregungen mitgenommen. Die Jugendherberge Oldenburg ist ein inklusiver Betrieb, in dem Menschen mit und ohne Behinderung zusammenarbeiten“, berichtet Leon Haralambous. „Sie beschäftigt mehr als 50 Prozent Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit unterschiedlich schweren Handicaps“.
Das ist ein Grund, weshalb es zu den Baukosten in Höhe von 14 Millionen Euro einen Zuschuss von 250.000 Euro von der Aktion Mensch gegeben hatte. 600.000 Euro kamen vom Niedersächsischen Landesamt für Soziales, Jugend und Familie.
Hintergrund für diese Förderung sind die inklusiven Maßnahmen, weil Arbeitsplätze für Menschen mit Beeinträchtigung und für Langzeitarbeitslose vorgesehen waren. „Die Einrichtung wurde durch Zuschüsse und Eigenmittel des Jugendherbergswerkes gestemmt“, sagt Leon Haralambous.
Gastronomie und Veranstaltungen als zweites Standbein der Jugendherberge
Der Neubau in zentraler Lage an der Straßburger Straße wurde von der öffentlichen Wohnungsbaugesellschaft GSG errichtet und an das Jugendherbergswerk für zunächst 25 Jahre vermietet. Gesellschafterinnen der Wohnungsbaugesellschaft sind unter anderem die Stadt Oldenburg, die Landesbank NordLB, die Sparkasse und der Landkreis Oldenburg.
Neben der klassischen Beherbergung in den super-modernen Ein-/Zwei-Bett- und Mehrbett-Zimmern gibt es ein weiteres Standbein – das Schulungs- und Tagungsgeschäft sowie die Gastronomie, hat das SPD-Duo erfahren. Das Café, Bar und Bistro „Schirrmann‘s“ bietet eine Mischung aus internationaler und regionaler Küche und bewirtet auch auch externe Gäste – zum Beispiel bei einem Mittagstisch für umliegende Betriebe. Zudem bietet es Veranstaltungen an. „Etwas, was wir auch in Geesthacht gut gebrauchen könnten“, lobte Leon Haralambous das Oldenburger Konzept.
Durch das Gesamtkonzept – Inklusionsbetrieb, öffentliche Gastronomie, Tagungs- und Veranstaltungsmanagement – gelinge die Finanzierung der Miete und des Betriebs der Jugendherberge. Die Strukturen seien wettbewerbsfähig aufgestellt. Es gebe zum Beispiel eine zentrale Buchungsplattform für die niedersächsischen Jugendherbergen.
Geesthacht: Ein GRundstück in toller Lage an der Elbe gibt es bereits
Auch wenn Oldenburg deutlich größer und zudem Universitätsstadt sei, lohne es, das Konzept für Geesthacht zu prüfen, meint die SPD-Fraktionsvorsitzende Petra Burmeister. „Ein Grundstück in toller Lage an der Elbe gibt es schon. Die Finanzierungsmöglichkeiten für den Neubau sind ungleich schwieriger. Kreis, Land und Sparkasse als Investoren für den Neubau sind bei uns noch nicht in Sicht. Leider hatten die eingeladenen Kreisvertreter, Landrat Dr. Christoph Mager und Norbert Brackmann als Vorsitzender des Rechts- und Innenausschusses, abgesagt“, so Petra Burmeister.
„Der Besuch der Jugendherberge Oldenburg diente dazu, eine moderne Jugendherberge mit ihrem eigenen Finanzierungsmodell anzuschauen und in den Austausch mit dem verantwortlichen DJH-Landesverband zu kommen. Hier haben wir gern den Kontakt hergestellt. Wie es nun weitergeht – das kann nur die Stadt Geesthacht beantworten“, sagt Katharina Pauly, Sprecherin des DJH-Landesverbands Nordmark, zum weiteren Vorgehen.
Sanierung der Geesthachter Jugendherbege von 1928 gilt als ausgeschlossen
Eine Sanierung der Einrichtung an der Berliner Straße 117 hatten im Hauptausschuss Stefan Wehrheim und Rüdiger Jung im Februar ausgeschlossen. Der hauptamtliche Geschäftsführer des Deutschen Jugendherbergswerkes aus dem Landesverband Nordmark und das Vorstandsmitglied waren zu Gast gewesen, um ihre Einschätzung des weiteren Vorgehens darzulegen.
„Diesen Standort weiterzuentwickeln, hat keinen Sinn. Das Gebäude ist im letzten Abschnitt seines Lebenszyklus“, sagte damals Stefan Wehrheim. Das Haus wurde 1928 erbaut und ist mittlerweile das älteste Haus im Gebäudebestand im Bereich des Jugendherbergswerkes Nordmark. „Wir sind seit 2015 in Gesprächen mit der Stadt. Wir waren schon 2014 zu der Erkenntnis gekommen, dass es hier keine Entwicklungsoption gibt“, führte Rüdiger Jung weiter aus.
Schwimmhalle könnte in die neue Jugendherberge integriert werden
Wegen Corona ruhten die Gespräche, aber nun solle das Projekt zügig vorangebracht werden, erklärt Geesthachts Bürgermeister Olaf Schulze. Für einen Neubau habe man sich bereits Grundstücke angeschaut, zum Beispiel an der Elbe beim Freizeitbad. Mittlerweile gibt es, wie berichtet, die Idee, eine öffentliche Schwimmhalle in das Gebäude zu integrieren. Erwartet wurden bei der ursprünglichen Planung (noch ohne Bad) Kosten in Höhe von 15 Millionen Euro.
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Dass der Kreis Herzogtum Lauenburg zu einem Neubau in Geesthacht etwas beisteuert, ist zweifelhaft. Es gilt als eher unüblich, den Bau von Jugendherbergen finanziell zu unterstützen. Aber: Für die ebenfalls neue Herberge in Ratzeburg bewilligte der Jugendhilfeausschuss 2010 eine Zuwendung von 500.000 Euro zu den Baukosten in Höhe von rund 7,2 Millionen Euro.
Bürgermeister Olaf Schulze will nun einen Antrag in der Geesthachter Ratsversammlung einbringen, mit dem er die Lokalpolitiker dazu auffordert, die Stadtverwaltung überprüfen zu lassen, ob solch ein Jugendherbergskonzept auch für Geesthacht umzusetzen wäre. „Ich habe die Räumlichkeiten und das Konzept in Oldenburg als sehr gelungen und interessant empfunden“, sagt Schulze.