Geesthacht. Die Planfeststellung soll noch 2023 abgeschlossen sein. Kosten für die Umfahrung von Geesthacht sind deutlich gestiegen.

Schon seit 2018 befindet sich die Geesthachter Ortsumgehung in der Planfeststellung. Das Verfahren sollte längst abgeschlossen sein. Allerdings mussten die Unterlagen nach Einwänden von Betroffenen noch zweimal geändert werden. Nun zeichnet sich aber ein Ende ab, wie Hohenhorns Bürgermeisterin Hanna Putfarken aus dem Amt Hohe Elbgeest erfahren haben will. Die Gegner des elf Kilometer langen Bauprojekts, das nach der letzten Kostenfortschreibung auf 161 Millionen Euro brutto taxiert und vom Bund genehmigt wurde, bereiten deshalb weitere Schritte vor.

Die Gemeindevertretung des knapp 550 Einwohner zählenden Nachbarortes von Geesthacht hat Putfarken schon einmal vorsorglich mit einem einstimmigen Beschluss bevollmächtigt, fristgemäß gegen einen Planfeststellungsbeschluss vorgehen zu können. Ein Monat bleibt etwaigen Klägern dafür Zeit. „Unsere Gemeindevertretung tagt nur alle zwei Monate. Das nächste Mal könnte schon zu spät sein“, sagte Putfarken.

Geesthacht: Planfeststellung der Umfahrung soll 2023 abgeschlossen sein

Denn, so der Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr Schleswig-Holstein (LBV.SH) auf Anfrage: „Das Anhörungsverfahren ist beendet. Der Beschluss wird durch das Amt für Planfeststellung Verkehr erlassen und ist noch für dieses Jahr anvisiert.“ LBV.SH und die Autobahn GmbH des Bundes (AdB) sind formal Antragsteller im Verfahren.

Hohenhorns Bürgermeisterin Hanna Putfarken.
Hohenhorns Bürgermeisterin Hanna Putfarken. © Amt Hohe Elbgeest | Amt Hohe Elbgeest

Klagen sind von vier Seiten zu erwarten. Neben der Gemeinde Hohenhorn sind dies der Landesverband vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), der Pferdehof Pfeiffer aus Escheburg und das Gut Hasenthal. „Wenn unser Rechtsanwalt eine Klage empfiehlt, werden wir klagen“, sagt Hanna Putfarken.

Was die Hohenhorner stört: „Für unser Dorf ist es nicht erträglich, Autobahnzubringer zu sein, der mitten durch unseren Ortskern verläuft. Der Gehweg vor der Kirche ist hier nur 1,20 Meter breit“, so Putfarken. Die Gemeinde hält den Flächenverbrauch für die Ortsumfahrung zudem für unverhältnismäßig. Bemängelt wird zudem neben Umweltaspekten, dass die B404 etwa ab dem Abzweig nach Fahrendorf bis zur neuen Anschlussstelle Geesthacht Nord um mehrere Meter anzuheben ist. Dort endet fortan die A25, die erst im weiteren Verlauf der Umgehung zur B5 wird.

B404 muss um mehrere Meter erhöht werden

Dazu erklärt der LBV.SH: „Ein Knotenpunkt sich kreuzender Straßen auf gleicher Höhe ist (anders als früher, die Red.) für Autobahnen nicht regelkonform. Die A25 ist in diesem Bereich geländenah geplant, wodurch die B404 anzuheben ist. Eine Absenkung der A25 wurde alternativ untersucht, ist jedoch aus trassierungs- und entwässerungstechnischen Gründen nicht möglich und würde zudem zu einem erheblich tieferen Einschnitt in die Geesthangkante führen.“

Die Ortsumgehung (unterer Bildrand) an der Abfahrt Hamwarde. Die Geesthachter Straße würde von Hamwarde kommend mit einem Linksschwenk an einen neuen Kreisverkehr verlegt.
Die Ortsumgehung (unterer Bildrand) an der Abfahrt Hamwarde. Die Geesthachter Straße würde von Hamwarde kommend mit einem Linksschwenk an einen neuen Kreisverkehr verlegt. © LBV.SH | LBV.SH

Der BUND kritisiert die geringen Verkehrszahlen, die auf der Umgehung vorhergesagt sind, die fehlende Verkehrsentlastung für Geesthacht, die zerstörte Natur sowie die Lärmwirkung auf die Oberstadt, da die B404 auf einem Damm ohne Lärmschutz geplant ist. Dazu hatten die Geesthachter Grünen im Sommer zu einem Spaziergang entlang der abgesteckten Trasse eingeladen.

Der Pferdehof Pfeiffer kämpft um den Erhalt seiner neuen Halle, für die es 2015, als über die Umgehung bereits lange diskutiert wurde, eine Baugenehmigung gab und die nun für einen Zubringer auf die A25 aus Niedersachsen abgerissen werden müsste. Die Pferdepension im Gut Hasenthal bemängelt, dass das Naherholungsgebiet Hasenthal durch die Straße in ihrer Nähe durchschnitten wäre.

Wie es nach dem Planfeststellungsbeschluss weitergeht

Nach dem Planfeststellungsbeschluss ist der LBV.SH nicht mehr federführend für das Projekt zuständig, das im Bundesverkehrswegeplan als „vordringlicher Bedarf“ vorgesehen ist. Von diesem Zeitpunkt an liegt die Zuständigkeit für den Weiterbau der A25 bei der Autobahn GmbH des Bundes und für den Abschnitt der B5 beim LBV.SH. Beide werden unter Berücksichtigung möglicher Auflagen eine detaillierte Ausführungs- und Bauablaufplanung erarbeiten. „Einzelne Maßnahmen, die aufgrund naturschutzfachlicher Anforderungen vor Baubeginn herzustellen sind, werden dabei vorrangig bearbeitet und zuerst umgesetzt“, so der LBV.SH. Das erfolge im engen Austausch mit der AdB.

So soll die Ortsumgehung im Bereich vom Gut Hasenthal (rechts unten) verlaufen. Oben grenzt die Trasse ans Abfallwirtschaftszentrum Wiershop.
So soll die Ortsumgehung im Bereich vom Gut Hasenthal (rechts unten) verlaufen. Oben grenzt die Trasse ans Abfallwirtschaftszentrum Wiershop. © LBV.SH | LBV.SH

Detaillierte Aussagen zum Bauablauf können derzeit noch nicht gemacht werden. Aber: „Vorlaufende Baumaßnahmen, wie zum Beispiel die Öffnung eines verrohrten Gewässers und die Anlage von Knicks und Waldflächen, werden bei Verfügbarkeit der Flächen voraussichtlich schon im nächsten Jahr beginnen“, teilt der LBV.SH mit.

Kosten von 125 auf 161 Millionen Euro gestiegen

Ob die 2022 anvisierten Kosten von 161 Millionen – zuvor standen 125 Millionen im Raum – ausreichen, wird nach der detaillierten Kostenberechnung feststehen. Die wird auf Basis des Planfeststellungsbeschlusses und der geplanten Bauabläufe erstellt, damit der Bund die Maßnahme in den Bundeshaushalt aufnehmen kann.

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Die Geesthachter Ortsumgehung ist fast elf Kilometer lang und soll die größte Stadt im Kreis Herzogtum Lauenburg vom Verkehr entlasten. Gesprochen wird davon seit rund 40 Jahren, der politische Wille zur Umsetzung war jedoch nicht immer vorhanden. Die A25 wird vierspurig mit einer Brücke durch den Geesthang bis an die B404 verlängert – hier könnte sie irgendwann auf die zu bauende A21 von Schwarzenbek stoßen.

Hinter der Anschlussstelle wird die Umgehung zur B5 und trifft hinter dem Abzweiger nach Neu-Gülzow (K49) wieder auf die bestehende Trasse. Dazwischen ist eine weitere Abfahrt nach Hamwarde geplant.