Bergedorf/Geesthacht. Bürgerschaft verabschiedet rot-grün-schwarzen Antrag zur Reaktivierung des Schienenverkehrs. Der geht machen aber nicht weit genug.

Einstimmig hat die Hamburgische Bürgerschaft dem interfraktionellen Antrag von SPD, Grünen und CDU zur Reaktivierung der Bahnverbindung Geesthacht–Bergedorf zugestimmt. Der Senat solle nun die „Planungen für die Wiederaufnahme des Personenverkehrs“ vorantreiben. Außerdem sollen Hamburg und Schleswig-Holstein gemeinsam mit dem Bund Finanzierungsfragen klären. An diesem Donnerstag debattiert auch der schleswig-holsteinische Landtag in Kiel über das Thema.

Es gibt für das Projekt, das mittlerweile durch Gutachten und eine Machbarkeitsstudie des Nahverkehrsverbunds Schleswig-Holstein gestützt wird, viele gute Gründe. Insgesamt sei das Ziel, mehr Menschen auf der Pendlerstrecke Geesthacht–Bergedorf von der Straße auf die Schiene zu bringen, so der Tenor des Antrags. Des Weiteren solle der entstehende Innovationspark Bergedorf an der A25 perfekt durch öffentliche Verkehrsmittel angebunden werden. Herausfordernd sei, trotz bestehender Schienen einen belastbaren Personenverkehr in eine gewachsene Innenstadt zu integrieren und dabei auch noch wachsende Quartiere in Bergedorf mitzudenken.

Bahnlinie nach Geesthacht nimmt politische Hürden – es bleibt aber viel zu tun

Den übergeordneten Stellenwert für die 30.000-Einwohner-Stadt Geesthacht hob die Fraktionschefin der Grünen, Jennifer Jasberg, hervor. Denn Geesthacht sei so etwas wie ein unbeobachteter Fleck der Metropolregion, was eine Bahnverbindung angehe: „Wir wollen Geesthacht ins kollektive Bewusstsein heben und nicht nur hübsche Reden schwingen, sondern zeitnah die Finanzierung klären“, ermahnte die Neuallermöherin Jasberg die Reihen der Fürsprecher. Auch Dennis Gladiator, Mitglied der Bürgerschaft für die CDU, sieht in der Reaktivierung der Bahnstrecke „einen längst überfälligen Schritt, um den ÖPNV in der Metropolregion zu stärken“.

„Nur mit guten Angeboten schaffen wir Akzeptanz für die Mobilitätswende“, weiß Ole Thorben Buschhüter, verkehrspolitischer Sprecher der Hamburger SPD. Das zu schnürende Paket sei „keineswegs trivial“, um am Ende nicht mehr Verkehrsprobleme zu erzeugen. Es gelte speziell in Bergedorf, drei höhengleiche Bahnübergänge (Vierlandenstraße, Weidenbaumsweg/Sander Damm, Curslacker Heerweg) zu schaffen, Lärmschutz in Wohngebieten zu garantieren und auch noch einen Anschluss an den Bergedorfer Bahnhof zu realisieren. Das soll durch einen neu zu bauenden Streckenabschnitt über 200 Meter vom Bahnhof Bergedorf Süd aus geschehen. Eine direkte Verbindung Geesthachts mit dem Hamburger Hauptbahnhof, wie es sich Geesthachts Bürgermeister Olaf Schulze wünscht, ist offenbar zunächst nicht realistisch.

Bahnlinie nach Geesthacht: Linke wünscht sich schnelle Bürgerbeteiligung, AfD hätte „mutiger“ geplant

Die Links-Fraktion im Parlament ist ebenfalls angetan von der Bahnreaktivierung, hat aber Nachschärfungsbedarf – wie der Lohbrügger Stephan Jersch hervorhebt: „Bürgerbeteilgung ist eines der höchsten Güter der Demokratie.“ Entsprechend sei es wichtig, Anwohner in Schienennähe „gründlich und schnell“ einzubinden und einen konkreten Zeitplan vorzugeben. Gegner des Projekts gebe es schließlich zur Genüge. Dirk Nockemann, Hamburgs AfD-Fraktionschef und ebenfalls aus Lohbrügge, wiederum geht der rot-grün-schwarze Vorschlag nicht weit genug: „Das ist ein Schaufensterantrag“, so Nockemann. Die Grundidee sei zwar zustimmenswert, jedoch hätten sich die Antragschreiber sehr viel mutiger mit einer zweigleisigen Planung wie auch dem Ausbau von Park-and-ride-Flächen zeigen dürfen.

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Am Donnerstag liegen zwei mit dem Hamburger Beschluss fast wortgleiche Anträge – einer von den Regierungsparteien CDU und Grüne, einer von der oppositionellen SPD – im Landtag in Kiel zur Abstimmung bereit.

Der Grünen-Verkehrssprecher aus Geesthacht, Gerhard Boll, ist zuversichtlich gestimmt: „Diese baldigen Beschlüsse dürften den Druck für eine Reaktivierung unseres Schienenpersonenverkehrs zwischen Geesthacht, Bergedorf und Hamburg Hauptbahnhof deutlich erhöhen.“