Geesthacht. Durch die erneute Verzögerung beim Bau der Umgehungsstraße sehen sich die Grünen bestätigt. Wie sich der Verkehr entwickelt.

Bis in den vordringlichsten Bedarf im Bundesverkehrswegeplan hat es die OrtsumgehungGeesthacht zwar geschafft, und dennoch wird bis zum ersten Spatenstich für den knapp elf Kilometer langen Abschnitt ab dem Ende der Autobahn 25 bis zum Anschluss an die Bundesstraße 5 vor Grünhof noch viel Wasser die Elbe hinunterfließen. Und das nicht nur, weil für die Umsetzung des Verkehrswegeplans Geld fehlt. Aktuell läuft immer noch das 2018 begonnene Planfestellungsverfahren, nachdem einzelne Unterlagen nach weiteren Anhörungsterminen im Herbst 2022, wie berichtet, erneut angepasst werden mussten.

Erst wenn Privatpersonen oder kleine Gemeinden keine Einwände mehr haben, erfolgt ein sogenannter Planfeststellungsbeschluss, gegen die Betroffene noch klagen können, was der BUND bereits angekündigt hat und womit die Gemeinde Hohenhorn liebäugelt.

Ortsumgehung: Wie sich der Verkehr in Geesthacht entwickelt

In Geesthacht selbst haben insbesondere die Grünen gegen eine teure Umgehungsstraße – die Gesamtkosten waren mal mit 125 Millionen Euro veranschlagt – gekämpft und sehen sich durch die Verzögerung bestätigt. „Die Grünen finden, dass die Umgehungsstraße ein ökologisches und finanzielles Desaster ist. Die finanziellen Mittel sind sinnvoller für eine Mobilitätswende zu verwenden“, sagt der Ortsvorsitzende Max Hansen.

Die Grünen plädieren erneut dafür, den Fahrendorfer Weg auszubauen und auf die Umgehungsstraße zu verzichten.
Die Grünen plädieren erneut dafür, den Fahrendorfer Weg auszubauen und auf die Umgehungsstraße zu verzichten. © Dirk Palapies

Der Fraktionsvorsitzende Ali Demirhan erinnert an die wiederholte Forderung seiner Partei, die Strecke am Heidbergring (Fahrendorfer Weg) zweispurig mit Rad- und Fußweg samt Kreisel-Lösung an der B 5 auszubauen. Dafür fand sich in Geesthacht nur nie eine politische Mehrheit.

Noch mehr Verkehr auf dem Richtweg

Auf etwas anderes hinzuweisen, ist Parteikollege Jens Kalke wichtig. „Man darf nicht denken, dass eine Umgehung überall Entlastung bedeutet“, sagt Kalke und verweist auf den Erläuterungsbericht zur Umgehung. Während die Planer auf der Geesthachter Straße mit einem Rückgang des Verkehrs um 6900 Pkw und 900 Lkw kalkulieren, nimmt der Verkehr auf anderen Straßen zu, die zu den Anschlussstellen führen. So wird für den vielbefahrenen Richtweg, über den derzeit die Bundesstraße 404 führt, ein Anstieg von 1000 Pkw und 260 Lkw angenommen. Auch in der Ortsdurchfahrt von Grünhof wird mit einem Anstieg um 1900 Pkw und 330 Lkw gerechnet.

So sieht der Plan für die Autobahn-Anschlussstelle Geesthacht-West aus. Die A 25 (Bildmitte) soll über eine Brücke über den Geesthang weiterlaufen und anschließend in die neue B 5 übergehen. Im Vordergrund die neue Trasse der B 404 samt Anschlüssen zur Autobahn.
So sieht der Plan für die Autobahn-Anschlussstelle Geesthacht-West aus. Die A 25 (Bildmitte) soll über eine Brücke über den Geesthang weiterlaufen und anschließend in die neue B 5 übergehen. Im Vordergrund die neue Trasse der B 404 samt Anschlüssen zur Autobahn. © LBV.SH

„Der meiste Verkehr in der Stadt ist dabei Ziel- oder Quellverkehr“, ergänzt Kalke. Das heißt, er entsteht in Geesthacht. Rund 8000 Pendler gibt es in der Stadt.

„Alle, die nicht durch die Stadt fahren müssen, werden es auch nicht tun. Allein das bringt Entlastung. Ich denke etwa an die Elbuferstraße. Umso ärgerlicher ist es, dass sich die Umgehung weiter verschiebt. Und den innerstädtischen Verkehr werden wir so oder so nicht wegbekommen“, sagt Arne Ertelt, Fraktionsvorsitzender der CDU. „Die Verkehre werden sich verlagern“, weiß auch Petra Burmeister (SPD), aber: „Wir setzen nach wie vor auf die Ortsumgehung. Die Landesregierung in Kiel muss nur mal die Hausaufgaben machen.“

Um den Höhenunterschied zu überwinden, ist eine hohe Brücke erforderlich

Die Autobahn 25 wird vierspurig den Geesthang hinauf verlängert, wo sie an einer Anschlussstelle auf die aus Hohenhorn kommende Bundesstraße 404 trifft. Um den Höhenunterschied zu überwinden, ist eine hohe Brücke erforderlich. Ab der Anschlussstelle, die etwa 500 Meter nördlich des jetzigen Kreisverkehrs am Ortsausgang nach Hohenhorn liegt, wird die Straße als zweispurige Bundesstraße 5 in weitem Bogen um das Stadtgebiet herumgeführt.

In Höhe des Abzweigs nach Neu-Gülzow trifft die Umgehung auf die bestehende B 5-Trasse. Dazwischen ist eine zweite Abfahrt für den Autoverkehr in Hamwarde und zum Abfallwirtschaftszentrum geplant. Für den landwirtschaftlichen Verkehr wird es zwei Brücken bei Fahrendorf und beim Gut Hasenthal geben.

Das ist die Kritik an der Umgehungsstraße

Naturschutzverbände bemängeln die Durchschneidung der Heidberge, die zu Fuß in Ost-West-Richtung begehbar bleibt. Die Gemeinde Hohenhorn befürchtet einen starken Anstieg des Verkehrs. „Wer von der B 207 kommt und nach Hamburg will, etwa Schwarzenbeker, werden dann durch unseren Ort und über die A 25 fahren“, sagt Bürgermeisterin Hanna Putfarken. Die B 404 führt mittig durch Hohenhorn, der Gehweg ist teilweise nur einen Meter breit. Auch beim Gut Hasenthal sind diverse Eingriffe in die Natur nötig.