Lauenburg. Ein dickes Minus macht die Stadt mit der Schulmensa, auch nach der Preisanhebung. Wofür Familien außerdem mehr bezahlen sollen.
Schwere Kost für die Mitglieder des Ausschusses für Bildung, Soziales und Kultur: Sie mussten darüber entscheiden, ob das Mittagessen in den beiden Schulen und fast allen Kitas der Stadt deutlich teurer werden wird. Gleichzeitig stand die Anhebung der Gebühren für den offenen Ganztagsbetrieb in der Weingartenschule auf der Tagesordnung. Um es vorwegzunehmen: Viele Eltern werden für das Schulessen und die Nachmittagsbetreuung ihrer Sprösslinge künftig tiefer in die Tasche greifen müssen – auch wenn es zunächst nicht ganz so teuer wird, wie es der Vorschlag der Verwaltung vorsah.
Dass der derzeitige Preis von 3 Euro pro Mittagessen nicht zu halten ist, hatte die Verwaltung ausführlich begründet. Die aktuellen Preise für das Mensaessen gelten seit sechs Jahren. „Seit 2017 sind die Lebensmittelpreise drastisch gestiegen. Die Lohnkosten sind ebenfalls stark gestiegen“, hieß es in der Beschlussvorlage der Stadt. Das jährliche Defizit für den Betrieb der Mensa in der Albinus-Gemeinschaftsschule liegt bei 400.000 Euro. Seit zehn Jahren wurden die Gebühren für die offene Ganztagsschule nicht angepasst. Hier sind es vor allem die gestiegenen Personalkosten, die das Defizit auf fast 250.000 Euro im Jahr anwachsen lassen. Der Vorschlag der Verwaltung sah vor, den Preis pro Schulessen von 3 Euro auf 3,90 anzuheben. Die Nachmittagsbetreuung in der Weingartenschule an fünf Tagen in der Woche kostet jetzt 33,33 Euro und soll künftig 70 Euro kosten.
Jedes Jahr 50 Cent mehr pro Portion
Kinder, deren Eltern staatliche Leistungen beziehen, können weiterhin kostenlos in der Schule oder der Kita essen. Die Kosten werden der Stadt aus dem Bildungs- und Teilhabepaket erstattet. In Lauenburg betrifft das fast 40 Prozent aller Kinder. Problematisch dürften die Preissteigerungen für Familien sein, deren Einkommen gerade so über der Bemessungsgrenze liegt. Die Politik hatte es sich deshalb nicht einfach gemacht, dem Vorschlag der Verwaltung zu entsprechen. Andererseits ließ die Haushaltslage der Stadt nicht zu, vor dem immer größeren Defizit die Augen zu verschließen.
Die Grünen hatten sich schon im Vorfeld der Sitzung mit der CDU-Fraktion abgestimmt. Ihr Antrag sah vor, die Anhebung des Preises für das Schul- und Kitaessen moderater vorzunehmen, aber schon jetzt die nächste Anpassung zu beschließen. Demnach soll das Mensaessen für Kinder und Jugendliche ab 1. Februar nächsten Jahres 3,50 Euro kosten. Ein Jahr später erfolgt eine Anhebung auf 4 Euro und zum 1. Februar 2026 auf 4,50 Euro. Diesem Vorschlag folgte der Ausschuss einstimmig. Der Antrag der Grünen sah aber noch eine weitere Klausel vor: Demnach sollen Erwachsene aus Lauenburger Betrieben und Einrichtungen, die das Mensaessen beziehen, künftig den kostendeckenden Preis von 6,90 Euro zahlen. Das Gleiche gilt für Schulen und Kindertagesstätten der umliegenden Gemeinden, die das Essen aus der Lauenburger Schulmensa beziehen. Dieses Essen wird die Stadt Lauenburg nicht mehr subventionieren.
OHG in Lauenburg so günstig wie nirgends
Keinen Gegenvorschlag aus den Fraktionen gab es zum Vorschlag der Verwaltung, die Gebühren für den offenen Ganztagsbetrieb (OHG) an der Weingartenschule zu erhöhen. Auch wenn sich die Gebühren zum 1. Februar nächsten Jahres mehr als verdoppeln werden, ist die Nachmittagsbetreuung in Lauenburg immer noch am günstigsten in der Region. Hätte die Stadt mit ihrem Vorschlag die Kostendeckung angestrebt, müsste nach der Kalkulation die Betreuung an fünf Tagen pro Wochen 143 Euro statt künftig 70 Euro kosten. Zum Vergleich: Familien in Mölln zahlen für die gleiche Leistung 107,50 Euro, in Schwarzenbek 120 Euro, in Geesthacht 110 Euro sowie in Wentorf 115,50 Euro.
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Wahrscheinlich unterbreitete die Politik zu dieser Beschlussvorlage auch deshalb keinen Gegenvorschlag, weil die Personalkosten für den offenen Ganztagsbereich in nächster Zeit nicht nur durch Lohnsteigerungen weiter steigen werden. Wurden vergangenes Schuljahr noch 220 Kinder betreut, sind aktuell 237 angemeldet. Doch die Personalsituation an der Schule ist dramatisch. So werden die Kinder aus den 3. und 4. Klassen derzeit nur von einer pädagogischen Mitarbeiterin betreut. Zur Entlastung beschloss die Politik im September die Einstellung von zwei weiteren Betreuungskräften. Die Stellenausschreibung läuft derzeit noch und ist auf der Seite www.lauenburg.de abrufbar.
Die Abstimmung über die Preiserhöhung für den offenen Ganztagsbetrieb an der Weingartenschule erfolgte nicht einstimmig: Lara Marie Behning (SPD) stimmte dagegen. „Ich halte die doppelte Preiserhöhung für eine große finanzielle Belastung für viele Eltern, gerade bei mehreren Kindern in der Schule. Da ich selbst bis vor Kurzem in Lauenburg Schülerin war, habe ich miterlebt, was höhere Preise für viele Familien bedeuten. Die gekoppelte Preiserhöhung sehe ich als höchst unsozial an“, begründet die 19-Jährige ihre Entscheidung. Immanuel Petermeier (CDU) und Jennifer Kunz (Unser Lauenburg) enthielten sich der Stimme.
Über die Beschlussvorlage zur offenen Ganztagsschule berät als Nächstes der Hauptausschuss. Das letzte Wort zu beiden Vorschlägen der Verwaltung hat die Stadtvertretung.