Lauenburg. Ein gesundes Schulessen kostet für Kinder derzeit 3 Euro. Wer will, bekommt sogar Nachschlag. Dieser Preis wird sich nicht halten lassen.

Frisches Gemüse, Joghurt und Fleisch vom Bio-Hof – rund 700 Portionen bereiten Koch Sebastian Bodendieck und sein Team in der Mensa der Albinus-Gemeinschaftsschule täglich frisch zu. Das Mittagessen ist nicht nur in den beiden Schulen beliebt. Fast alle Kita-Kinder der Stadt lassen es sich schmecken, ebenso Mitarbeiter der Stadtverwaltung und anderer Lauenburger Unternehmen. Für Kinder kostet die Portion 3 Euro, für Erwachsene 4,50 Euro. Das ist nicht mehr zu halten, sagt der Koch.

Schon bevor sich um 12 Uhr in der Mensa der Albinus-Gemeinschaftsschule an Hasenberg die Jalousie zur Essenausgabe hebt, bildet sich davor eine lange Schlange. 180 Portionen werden heute hier ausgegeben. Es gibt Tomatensuppe mit Hackbällchen, Salat und zum Nachtisch mehrere Sorten Joghurt zur Auswahl.

Es geht erstaunlich ruhig zu in der großen Mensa. Die Schüler sitzen sich an Zweiertischen gegenüber und unterhalten sich – fast wie in einem Restaurant. „Das ist Absicht. Wir wollen hier eine ruhige Atmosphäre schaffen. Für viele Kinder ist diese warme Mahlzeit die einzige des Tages, die sie am Tisch in Gesellschaft einnehmen“, weiß Claudia Vogt-Gohdes aus dem Schulamt der Stadt.

Mensa der Albinus-Gemeinschaftsschule beliefert auch Kitas

Auch in der knapp 800 Meter entfernten Weingartenschule hat die Essenausgabe bereits begonnen. In Wärmeboxen ist das Essen aus der Mensa der Albinus-Schule angeliefert worden. In der Grundschule am Weingarten werden an Schultagen rund 150 Portionen ausgegeben. Auch hier ist die Tendenz steigend.

„Immer mehr Lauenburger Familien sind berechtigt, für ihre Kinder das Bildungs- und Teilhabepaket in Anspruch zu nehmen. In diesen Fällen ist das Schulessen kostenlos“, sagt Sozialamtsleiterin Friederike Betge. Seit 2018 ist für diese Familien der Eigenanteil von einem Euro pro Portion weggefallen.

Auch Mitarbeiter der Verwaltung essen gern, was in der Mensa gekocht wird

Bis auf die Kita Wabe werden alle anderen Kindertagesstätten der Stadt ebenfalls von der Mensa versorgt. Dazu kommen Kitas im Amt Lütau und auch einige Mitarbeiter der Stadtverwaltung, im Bauhof und bei den Versorgungsbetrieben warten schon auf ihre Stärkung zur Mittagszeit. Die Logistik muss Sebastian Bodendieck jederzeit im Blick haben. Schließlich sind die Mittagspausen überall kurz, und der Hunger ist groß.

Seit Mai 2016 bereitet Koch Sebastian Bodendieck mit seinem Team das Essen in der Mensaküche der Albinus-Gemeinschaftsküche zu. Derzeit sind es 700 Portionen täglich.
Seit Mai 2016 bereitet Koch Sebastian Bodendieck mit seinem Team das Essen in der Mensaküche der Albinus-Gemeinschaftsküche zu. Derzeit sind es 700 Portionen täglich. © Elke Richel | Elke Richel

Fleisch und Milch stammen vom Biohof, dessen Kosten steigen

So schnell wie sich die Mensa in der Albinus-Schule gefüllt hatte, so rasch sind die Schülerinnen und Schüler wieder in ihren Klassenräumen verschwunden. Für Sebastian Bodendieck und sein Team beginnt jetzt der nächste Teil der Arbeit. Insgesamt sechs Teilzeitkräfte stehen dem Chef der Mensa zur Seite, zwei davon für die Essenausgabe in der Weingartenschule. Seit Mai 2016 ist der gelernte Koch bei der Stadt angestellt. Sein Konzept für gesundes Kochen mit regionalen und saisonalen Produkten hatte schon damals überzeugt.

Die Mensaküche bezieht von Anfang an Fleisch, Wurst und Milchprodukte vom Hof Weitenfeld in Vorderhagen (Mecklenburg-Vorpommern). Dort stehen die Milchkühe und Ochsen auf der Weide und werden im Winter mit selbst angebautem Futter ernährt. „Wir verwenden kein Schweinefleisch in der Küche, dafür bestes Rindfleisch. Die Würstchen werden auf dem Hof extra für uns produziert“, erzählt der Koch. Allerdings steigen die Kosten des Biobauern, und dies muss er zumindest zum Teil an die Kunden weitergeben. Und nicht nur diese Produkte sind teurer geworden. „Selbst für einfache Nudeln müssen wir heute doppelt so viel bezahlen, wie noch vor ein paar Monaten“, sagt Sebastian Bodendieck.

Stadtverwaltung kalkuliert neue Preise für das Mensaessen

„Um eine Preiserhöhung werden wir nicht drumherum kommen“, kündigt Amtsleiterin Betge an. Kürzlich stand das Thema auf der Tagesordnung für die Sitzung des zuständigen Ausschusses für Bürgerangelegenheiten. Mit derzeit drei Euro pro Portion ist das Mittagessen in den Lauenburger Schulen und Kindergärten derzeit günstiger als in der Region.

So kostet zum Beispiel das Essen für Schülerinnen und Schüler in der Bertha-von-Suttner-Schule in Geesthacht schon heute 3,50 Euro pro Portion. Ob sich der Preis in dieser Höhe auch in Lauenburg einpendeln wird, darauf will sich die Amtsleiterin nicht festlegen lassen. „Wir werden zu Jahresbeginn eine Kalkulation und einen Vorschlag vorlegen“, sagt sie. Das beträfe natürlich auch den Preis, den Erwachsene künftig bezahlen müssten.

In Schweden ist das Schulessen seit über 50 Jahren kostenlos

Leicht machen es sich Lauenburgs Politiker nie, den Preis für das Mensaessen zu erhöhen. Erst nach drei Anläufen war sich die Politik im Februar 2018 einig: Es führt kein Weg daran vorbei. Die Verwaltung hatte damals vorgerechnet, dass die Zubereitung des Essens ein Minus-Geschäft von damals 200.000 Euro pro Jahr war. Seitdem kostet das Mittagessen so viel, wie derzeit immer noch.

Auch Sozialamtsleiterin Betge weiß, dass eine Preiserhöhung für das Schulessen für viele Familien ein Problem wäre. „Wer kurz an der Bemessungsgrenze vorbeischrammt, kann das kostenlose Schul- und Kitaessen nicht in Anspruch nehmen. Bei mehreren Kindern reißt eine Erhöhung des Preises dann ein tiefes Loch ins Budget“, sagt sie. Aus ihrer Sicht sollte sich Deutschland an den skandinavischen Ländern orientieren. Seit den 1970er-Jahren können zum Beispiel in Schweden alle Schulkinder zwischen 7 und 16 Jahren kostenfrei an der Schulverpflegung teilnehmen.