Geesthacht. Komparse sein für TV und Kinofilme ist das Hobby von Arne Ertelt. In der ZDF-Vorabendserie erfüllte sich sein größter Wunsch.
Ein Traum wurde war. Vier Worte nur sind es, die Arne Ertelt glücklich machen. „Was ist hier los?“, grummelt Geesthachts Bürgervorsteher und Hobby-Komparse erbost in der ZDF-Vorabendserie „Hotel Mondial“. Das Besondere: Es ist das erste Mal nach mehr als 70 Auftritten in Film und Fernsehen, dass Arne Ertelt in einem Film etwas sagen durfte. Schon beim Dreh der ersten Staffel vor einem Jahr war er dabei gewesen, damals aber noch stumm im Hintergrund.
Die turbulente Szene mit der wütend hervorgepolterten Frage ist am Mittwoch, 11. Oktober, um 19.25 Uhr im ZDF zu sehen in Folge Nummer zwei in der zweiten Staffel der Serie. „Das ist doch ganz lustig geworden“, freut sich Arne Ertelt. Denn in der Mediathek ist die Episode bereits vorab zu sehen. Die zwölf neuen Folgen um die Schicksale der Menschen im „Hotel Mondial“ laufen im TV jeweils wöchentlich.
In der zweiten Folge führt ein Mann ein Doppelleben
Der Drehtag für Arne Ertelts Sprechszene war am 7. Juni in der alten Teppichfabrik in Geesthacht, wo das Studio von ZDF und der Produktionsfirma NdF für die Innenaufnahmen aufgebaut ist. Die Außendrehs finden in Schwerin statt, wo das Hotel offiziell beheimatet ist. Der Drehtag für ihn begann um 8 Uhr, um 15.15 Uhr war Feierabend. Die Anfrage für eine weitere Folge sagte er ab wegen einer Verpflichtung als Bürgervorsteher.
„Mut zur Wahrheit“, heißt die Folge mit Arne Ertelt. Im Mittelpunkt steht Thomas Tilsen (Andreas Potulski), der sich als Mann und als Frau fühlt. Seine Gattin Gabi soll von seinem Doppelleben nichts mitbekommen, er lebt die weibliche Identität nur im „Hotel Mondial“ aus. Bis Gabi dann plötzlich im Flur hinter ihm steht.
Von der Maske gab es Spray – damit es verschwitzt aussieht
Das ist kurz nachdem Thomas Tilsen bei Arne Ertelt und dessen Filmfrau mit den Fäusten an die Hoteltür hämmerte. Er hatte zuvor bei einem Gespräch mit Portier Jeremy Turner (Salvatore Greco) verfängliche Geräusche aus dem Zimmer nebenan gehört und irrtümlich geglaubt, dass seine Gabi dort ein Techtelmechtel hat.
Hat sie aber nicht. Die Tür wird aufgerissen, statt Gabi steht Arne Ertelt wutentbrannt mit einem Handtuch bekleidet im Türrahmen und stößt hervor: „Was ist hier los?“. Über seine Schulter lugt Ricarda Pieper, die sich ebenfalls ein Handtuch übergeworfen hat. „Die Maske hat mich mit Flüssigkeit eingesprüht, damit ich verschwitzt aussehe“, berichtet Arne Ertelt.
Komisch, eine Wutszene ohne Text zu drehen
Die Idee für die Worte stammen von ihm, erzählt er. Ursprünglich sei kein Text vorgesehen gewesen. „Wäre das nicht ein bisschen komisch, wenn in der Situation nichts gesagt werden würde?“, habe er als Vorschlag eingebracht, erzählt Arne Ertelt.
Die Idee kam an. Lampenfieber habe er nicht gehabt. „Nach drei bis vier Versuchen war die Szene im Kasten“, erinnert er sich. „Beim ersten Mal war es dem Regisseur zu lasch, es sollte gewaltiger rüberkommen“, erzählt Arne Ertelt. Insgesamt wurden gut 40 Minuten für diese Aufnahmen benötigt. „Denn gedreht wurde mit zwei Kameras, um verschiedene Einstellungen zu haben für den Schnitt“, erklärt er.
Die Leichtbautür donnerte gegen die Flurwand
Das Timing, um hervorzustürzen, wurde Arne Ertelt und seiner Partnerin überlassen. In dem Zimmer war sonst niemand vom Filmteam. „Wir haben ganz locker auf der Bettkante gesessen und sollten nach dem Türhämmern langsam 27, 28, 29 zählen“, sagt Arne Ertelt.
Probleme machte zunächst das nötige Kraftmaß für das Aufreißen der Tür, das mit Schmackes erfolgen sollte. Sie ist aus Leichtbau. „Ich habe beim ersten Mal gedacht, dass ich sie rausdonnere“, sagt Arne Ertelt. Sie schepperte schwer gegen die Wand.
Das Hotelzimmer war komplett eingerichtet – inklusive zerwühltem Bett
Das Zimmer hinter der Flurwand war keine kahle Kulisse, sondern komplett eingerichtet, auch wenn man es im Fernsehen gar nicht sieht. Ursprünglich war die Szene nämlich anders geplant mit Aufnahmen aus dem Zimmer samt zerwühltem Bett und ausgezogener Kleidung auf dem Teppich. Wohl aus Zeitgründen sei das dann verworfen worden, sagt Arne Ertelt.
Bereits beim Casting der Nebendarsteller werde das Einverständnis für so eine Szene eingeholt, berichtet er. Zunächst von den Frauen, dann werde der passende Partner gesucht. Ricarda Pieper stammt aus dem Bremer Raum, sie und Arne Ertelt kennen sich bereits seit Längerem durch Filmaufnahmen, insofern gab es keine Probleme.
Eine prominente Szene an der Rezeption wurde herausgeschnitten
Die Daten von Arne Ertelt sind bei drei Agenturen auf einer digitalen Karteikarte hinterlegt. Darauf sind zu finden neben Fotos Angaben zum Geburtsjahr (1969), Größe (174 cm), Konfektion (46), Schuhgröße (42), Augenfarbe (Blau-Grau) und Statur (sportlich). Bei Haarfarbe hat er dunkelblond angegeben, als Haarlänge Glatze. Außerdem ist er ganz schön durchtrainiert, wie man im Hotelflur sieht.
Zusammen mit Ricarda Pieper ist er in der Folge zudem im Foyer und im Restaurant jeweils im Hintergrund zu sehen. Diese Aufnahmen wurden zuerst gedreht. Eine Szene, in der Arne Ertelt zusammen mit Ricarda Pieper an der Rezeption direkt vor Andreas Potulski alias Thomas Tilsen eincheckt, wird dagegen nicht gesendet. Hier wären die beiden erneut prominent im Vordergrund zu sehen gewesen.
Investor will Hotel Mondial zum Billig-Casino umwandeln
Zur zweiten Staffel drohen dem „Hotel Mondial“ unangenehme Veränderungen. David Brandt (Götz Otto) hat das Hotel gekauft und will es in ein Billig-Spielcasino mit einem All-You-Can-Eat-Buffet umwandeln. Für die Belegschaft ein Alptraum. Sie setzen in ihrem Kampf auf Hoteldirektorin Eva de Vries (Gesine Cukrowski), die alles gibt, um diese Pläne zu verhindern.
Nicht nur bei Lara Hildebrandt (Joy Ewulu) kommen persönliche Probleme hinzu. Ihre Gefühle für Florian Schönauer (Richard Kreutz) werden von der schrecklichen Gewissheit überschattet, dass sein Vater etwas mit dem Verschwinden ihrer leiblichen Mutter zu tun hatte.
Kippfenster sollen Spiegelungen beim Dreh vermeiden
Neben dem aus der ersten Staffel bekanntem Team sind in Gastrollen Tina Ruland, Michael Mendl, Katja Weitzenböck und Jochen Horst zu sehen. Die Produktion lag erneut bei der Neuen deutschen Filmgesellschaft mit Johannes Pollmann als Produzenten. Drei Monate wurde in der 3000 Quadratmeter großen Halle auf dem Gelände der ehemaligen Teppichfabrik gedreht.
„Die Kulissen wurden dezent dort modifiziert, wo sich etwas als unpraktikabel erwiesen hatte, zum Beispiel in der Lobby“, sagt Motivaufnahmeleiter Christoph Bähnk aus Geesthacht zu den Innenaufnahmen. Die Kulissen bleiben stehen, und auch zwischen den Drehzeiten vor Ort gibt es immer etwas zu tun. So wurden beim letzten mal Fenster in Kippfenster umgerüstet, weil es beim Filmen unerwünschte Spiegelungen gegeben hatte.
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Ob es eine dritte Staffel geben wird, ist noch ungewiss. Bei der ersten Staffel hatte es Einschaltquoten von rund 2,8 Millionen Zuschauer gegeben. „Das hängt wieder von den Einschaltzahlen und der Entscheidung des ZDF ab“, erklärt Christoph Bähnk. „Das ist ein normaler, in der Branche üblicher Vorgang. Wir jedenfalls wünschen uns alle eine dritte Staffel“, sagt Christoph Bähnk. Und über die Zukunft des Studios zu reden, sollte es keine Folgeaufträge für das „Hotel Mondial“ geben, sei viel zu früh und ein Blick in die Glaskugel.