Geesthacht. Neue Deutsche Filmgesellschaft baut Studio in alter Teppichfabrik und sucht Komparsen. Was bislang über das Projekt bekannt ist.
Transporter stehen auf dem geborstenen Betonweg, Männer schleppen schwitzend große Holzplatten ins Gebäudeinnere, auf dem Dach verlöten Dachdecker Rollen mit Teerpappe zur Abdichtung: Die Arbeit ist zurückgekehrt in die alte, stillgelegte Norddeutsche Teppichfabrik in Düneberg.
Das 22 Hektar große Areal im Herzen von Geesthacht war im April 2018 vom Insolvenzverwalter an das Wohnungsbauunternehmen und die Stiftung von Barbara und Kurt-Peter Gaedeke aus Mölln verkauft worden. Seit längerem hat sich eine Spedition in einem Teil eingemietet, die weißen Schilder mit dem blauen Aufdruck NDF links und rechts von der Zufahrt zur Düneberger Straße indes sind neu.
Filmstudio: Halle in Geesthacht ist ideal für Aufnahmen
Sie künden davon, dass das Gelände nun auch interessant wird für ein ganz anderes Gewerbe: Der Film hat die Hallen für sich entdeckt. Die Buchstaben NDF stehen für Neue Deutsche Filmgesellschaft, eines der nach eigener Aussage „größten unabhängigen Produktionsunternehmen in Deutschland“.
Die Hallen sind unter anderem deshalb attraktiv, weil sie etwas abseits vom Stadtzentrum und im waldähnlichen Park auf dem Gelände ruhig liegen, das ist wichtig für die Tonaufnahmen. Zudem gibt es eine dicke Betondecke in bis zu neun Metern Höhe. „Darauf prasselt der Regen nicht so laut“, erklärt Christoph Bähnk. Solche Hallen sind schwer zu finden. Als Geesthachter kennt der Motivaufnahmeleiter die örtlichen Gegebenheiten natürlich ganz genau.
Für eine neue Produktion, die bei der NDF selbst erdacht wurde, hatte sich das Team im vergangenen Jahr für ein Brainstorming zusammengesetzt. Erst stand das Thekla-Haus im Edmundsthal als Aufnahmestudio im Fokus, dann kamen die alten Teppichhallen ins Spiel.
Gewerke aus ganz Deutschland arbeiten an Kulisse
In einer der Hallen wird auf 3000 Quadratmetern Fläche eine Kulisse gebaut, Gewerke wie Tischler und Maler aus ganz Deutschland sind seit dem 1. März mit dem Aufbau beschäftigt, viele haben sich auf die Arbeit für Filmkulissen spezialisiert. Zunächst fehlte es an allem. „Wir haben es auch mit Hilfe von Kurt-Peter Gaedeke geschafft, die Hallen in so kurzer Zeit nutzbar zu machen“, erzählt Herstellungsleiter Holger Heinßen.
Durch die rissige Deck tropfte es überall durch. Die Teppichfabrik war früher mit einem eigenen kleinen Kraftwerk autonom in der Versorgung, das machte die Verlegung von Stromleitungen nötig. Damit wieder Leitungswasser fließt, müssen neue Wasseruhren installiert werden. Zudem wurde ein Antrag auf eine Nutzungsänderung des Geländes gestellt und für Brandschutz gesorgt. Aus Sorge vor Vandalismus und Diebstählen passt jetzt ein Wachdienst Tag und Nacht auf.
Drehstart am 28. Juni – Komparsen aus der Gegend gesucht
Was dort gedreht wird, ist noch Top Secret, auch, welcher Sender der Auftraggeber für die NDF ist. Drehstart soll am 28. Juni sein, und dann werden auch viele Komparsen vorzugsweise aus der Umgebung gesucht, etwa 20 bis 30 jeden Alters, schätzt Holger Heinßen. Der Vorteil: Sie haben kurze Wege zurückzulegen und könnten bei Bedarf schnell am Drehort sein. In Kürze will das Unternehmen mitteilen, wie sich Interessenten bewerben können.
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Gedreht wird zunächst den Sommer durch, jeweils von Montag bis Freitag. Das Filmteam stellt 40 Mitarbeiter, der Stab der Schauspieler bis zu 15. Sie sollen in Geesthacht und der Umgebung untergebracht werden, Hotels und andere Unterkünfte werden noch gesucht. Wer als Akteur vor der Kamera dabei ist, steht bisher nicht endgültig fest. „Es werden auf jeden Fall auch Namen dabei sein, die man schon mal gehört hat“, sagt Holger Heinßen.
Die Lage der Teppichfabrik könnte auch für internationale Produktionen interessant sein, schätzt er. Deutschland ist zurzeit äußerst beliebt bei Filmteams, hier lässt es sich günstig produzieren. Die Branche boomt, und neue Standorte werden händeringend gesucht. „Viele Studios wie Babelsberg oder Grünwald bei München liegen auch am Stadtrand“, erklärt Holger Heinßen. Hollywood ebenfalls. „Los Angeles, Potsdam, Geesthacht“, sagt er zum Spaß. Wer weiß, vielleicht wird schnell Ernst daraus.