Geesthacht. Der Kommunalpolitiker Arne Ertelt ist in vielen Rollen im Einsatz. Warum er sich aber nicht mehr freiwillig meldet.
Seine blutigste Rolle? Da muss Arne Ertelt nicht lange überlegen. Das ist in einer Dokumentation über eine einstige Hamburger Unterweltgröße. Er wirkt in einer Spielszene als Gangster mit, der beim Bandenboss in Ungnade gefallen ist. Erst gibt es noch eine Fiesta mit Drinks und Frauen, später liegt er mit durchgeschnittener Kehle in der Badewanne.
Viele Rollen für den Fraktionsvorsitzenden der CDU Geesthacht
Die lustigste Rolle ist auch noch gut im Gedächtnis. In der Satiresendung Extra 3 des NDR führt Arne Ertelt als Wissenschaftler Protokoll im Sketch über die per DNA-Eingriff zurückgezüchtete SPD-Stärke – Genossic-Park heißt der Jux in Anlehnung an den Kino-Erfolg Jurassic Park. Im Vordergrund bekommt ein Dinosaurier-Ei Risse, und der Kopf von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) platzt heraus. Das ist natürlich eine Riesengaudi für den Fraktionsvorsitzenden der Geesthachter CDU.
In der dänischen Verfilmung von „Die Verachtung“ ist er als Arzt zu sehen
Die Spannbreite ist groß, doch alle Rollen haben etwas gemeinsam: Arne Ertelt ist der stumme Mann im Hintergrund, während der Fokus auf den Hauptdarstellern liegt. Ohne Filmmitarbeiter wie ihn geht es nicht im Film- und Fernsehbusiness: Arne Ertelt ist Komparse. Es ist sein Hobby.
Auf mehr als 50 Einsätze hat Arne Ertelt es seit 2017 gebracht. Er ist vor allem zu sehen in TV-Serien wie Solo für Weiss, Großstadtrevier, Die Kanzlei und Tatort, aber auch in Spielfilmen. In der Verfilmung von „Die Verachtung“ nach Jussi Adler-Olsen ist er als Arzt zu sehen. Die dänische Produktion hatte sich für diese Szene die Leuphana-Universität in Lüneburg ausgesucht.
„Der goldene Handschuh“ von Fatih Akin hat er bisher nicht gesehen – zu düster
Und im Kinofilm „Der goldene Handschuh“ von Fatih Akin über Frauenmörder Fritz Honka verlässt Arne Ertelt in einer Sequenz das Shell-Bürogebäude in der City Nord. Den Film hat er sich bisher nicht angeguckt. Er ist ihm deutlich zu düster. Aber bei Filmen, in denen er besetzt war, ist das die Ausnahme: „99 Prozent gucke ich schon“, meint er.
Die Anfragen für die Einsätze kommen von drei Agenturen, bei denen seine digitale Karteikarten hinterlegt ist. Darauf sind zu finden neben Fotos Angaben zum Geburtsjahr (1969), Größe (174 cm), Konfektion (46), Schuhgröße (42), Augenfarbe (Blau-Grau) und Statur (sportlich). Bei Haarfarbe hat er dunkelblond angegeben, als Haarlänge Glatze.
Einmal auch Text sprechen – für einen Til-Schweiger-Film hat es fast geklappt
Die Karteikarte dient auch dazu, damit sich die Requisite im Falle einer Einkleidung ein Bild machen kann. Zwar kommen die Komparsen häufig passend angezogen zum Set gemäß der vorab übermittelten Wünsche, aber das ist natürlich nicht immer möglich. Für einen Film wurde Arne Ertelt mal als Ostdeutscher ausstaffiert, der in den 1970er-Jahren am Flughafen wartet. „Man macht da schon einiges mit“, sagt er und schmunzelt.
Auch mal Text zu sprechen, ist ein Ziel von Arne Ertelt. Er war schon nah dran beim Einsatz für den Film „Lieber Kurt“ von Til Schweiger. Das Filmteam schickte ihm die Beschreibung der Szene und den Text zu. Arne Ertelt sprach ihn zu Hause ein und sendete ihn zurück. Dann entschied sich Til Schweiger für jemand anderen. An Arne Ertelt lag es aber eher nicht. Die neue Besetzung soll aus dem Umfeld von Schweiger stammen, hat Arne Ertelt erfahren. Da ging es wohl um eine Gefälligkeit.
Ähnlich ist auch Arne Ertelt zu seinem Hobby gekommen. „Der Impuls kam von einem befreundeten Ehepaar, dessen Sohn Kameramann ist“, erzählt er. Er blieb aus Spaß dabei. Mittlerweile hat er seine Erfahrungen gemacht. Zum Beispiel: Sich besser nicht freiwillig zu melden. „Einmal wurde gefragt: ,Wer ist Raucher?“ Arne Ertelt hob die Hand. Er musste dann Zigarre rauchen. Immer und immer wieder, erzählt er. „Den Geschmack hatte ich noch drei Tage später im Mund“.
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Auch im Kostüm des Dinosauriers, der bei Extra 3 nach der Ei-Szene durchs Bild hüpft, steckt übrigens Arne Ertelt drin. Doch solche Rollen mag er nicht so gern. „Ich möchte mich sehen“, meint er. Das schließlich ist der wirkliche Lohn für die ganze Mühe.