Lauenburg. Nachdem geklärt ist, dass der „Kaiser Wilhelm“ weiter mit ordentlich Dampf fährt, startet der Raddampfer zu einer Vielzahl neuer Touren.
Die alte Dampfmaschine des „Kaiser Wilhelm“ ist nur noch Attrappe? Und statt im Kesselraum zu schwitzen, putzt der Heizer jetzt Sonnenkollektoren? Wem der Artikel „Der ,Kaiser’ ist jetzt E-Dampfer’ unserer Sonnabendausgabe spanisch vorkam, lag richtig. Wir haben uns einen Aprilscherz erlaubt. Das Bild vom Raddampfer mit den riesengroßen Solarzellen ist eine Fotomontage.
Richtig ist aber, dass die Crew um Kapitän Markus Reich in den Startlöchern steht. Die diesjährige Saison beginnt am Ostermontag. Dann wird zum ersten Mal in diesem Jahr die alte Dampfpfeife in ganz Lauenburg zu hören sein. Der „Kaiser“ fährt nach Hitzacker zum Rendezvous mit der „Dresden“. Gegen 13 Uhr treffen sich die beiden historischen Dampfschiffe und fahren gemeinsam nach Lauenburg. Diese Fahrt ist zwar ausgebucht, aber es lohnt sich das Spektakel gegen 16.30 Uhr an der Elbuferpromenade zu verfolgen.
An Bord dem hektischen Alltag entfliehen
Neben 23 geplanten Fahrten durch die Elbtalauen gibt es in diesem Jahr wieder einige besondere Touren. Zur Lauenburger Fischmeile am Sonntag, 21. Mai, sind stündlich Rundfahrten in die nähere Umgebung vorgesehen. Eine zweitägige Fahrt führt in diesem Jahr nach Lübeck. Beliebt sind auch die Sonderfahrten mit maritimer Musik an Bord. Schnell ausgebucht sind in jedem Jahr die Schlemmertouren, bei denen der Smutje zeigen kann, welche Köstlichkeiten er mit seinem Team in der kleinen Kombüse zaubern kann.
Wer dem hektischen Alltag mal besonders nachhaltig entfliehen möchte, sollte sich auf eine Nostalgie-Tour begeben: Erst geht es mit dem „Kaiser“ bis Bleckede und dann entspannt weiter mit dem „Heideexpress“. Der historische Zug bummelt nach Lüneburg so gemächlich dahin, dass man in Versuchung kommt, während der Fahrt ein paar Blumen zu pflücken. Das Kombiticket für Schiff und Bahn macht die ganze Sache noch entspannter.
Freunde eines guten Tropfens sollten sich Tickets für das Rum und Whisky Tasting am 19. August an Bord des „Kaisers“ sichern. Die beliebten Vogelkundefahrten sind auch wieder vorgesehen. Der komplette Fahrplan für die Saison 2023 ist mit weiteren Informationen auf der Internetseite www.raddampfer-kaiser-wilhelm.de abrufbar.
Elektrische Vorlaufheizung macht dem „Kaiser“ schneller Dampf
Ein Körnchen Wahrheit ist in unserem Aprilscherz übrigens doch enthalten. Es ist ja nicht von der Hand zu weisen, dass ein im Jahre 1900 gebauter Raddampfer nicht gerade klimaneutral unterwegs ist. Ein mit Strom betriebenes Bauteil sorgt jetzt aber dafür, dass kürzer angeheizt werden muss. Vor dem Einbau der elektrischen Vorlaufheizung dauerte es etwa 48 Stunden, bis der „Kaiser“ auf Betriebstemperatur kam. So sehr die meisten Altstadtbewohner ihren ,Kaiser’ mögen, die lange Vorheizzeit stellte diese Liebe oft auf eine harte Probe. Wenn der „Kessel angeheizt wird, müffelt es nämlich ordentlich und Wäsche hängt man in dieser Zeit besser auch nicht raus.
Durch das neue Bauteil braucht es aber nur noch drei bis vier Stunden, bis der Dampfer auf Touren kommt. Eine Umwälzpumpe befördert das heiße Wasser dann in den Kessel, wo es endgültig auf Betriebstemperatur gebracht wird. Diese kleine technische Umrüstung dürfte aber eine der wenigen bleiben. Das Schiff gehört weltweit zu den vier letzten kohlebefeuerten Raddampfern und steht daher unter Bestandsschutz. Seit 1993 steht der „Kaiser Wilhelm“ auf der Denkmalschutzliste des Landes.