Geesthacht. Ein Jahr war der Ticketautomat auf dem Wohnmobilstellplatz kaputt. Nun ist ein neues Gerät aufgestellt.
Schluss mit umsonst und draußen: Auf dem Geesthachter Wohnmobilstellplatz an der Elbuferstraße muss jetzt wieder bezahlt werden. Grund ist ein neu aufgestellter Automat. Die Funktionsfähigkeit des Vorgängers fiel im Herbst 2022 Vandalismus zum Opfer.
Festgestellt worden war der Schaden, dessen Reparatur laut Stadtverwaltung nicht möglich war, am 26. September 2022. Seitdem stand der Automat abgedeckt mit einem Müllbeutel nutzlos am Rand des Areals.
Wohnmobilstellplatz Geesthacht jetzt wieder mit Ticketautomat
Camper kamen trotzdem. Dass man hier kostenlos stehen konnte, sprach sich schnell herum in der Wohnmobilszene. Es wurde immer voller. Eigentlich ist der Platz für 16 Plätze ausgelegt, noch vor ein paar Tagen waren es deutlich mehr Camper.
„Überall WoMos dicht an dicht“, schrieb einer auf der von vielen Campern genutzten App Park4Night, der deswegen in seiner Platzkritik nur einen von fünf Sternen vergab. Von einem Spitzenwert von 26 Wohnmobilen berichtete ein anderer Gast.
Nach Aufstellung des neuen Automaten normalisierte sich der Zulauf
Der Stadt seien Einnahmen in Höhe zwischen 25.000 und 30.000 Euro entgangen, rechnete unsere Zeitung im Juni hoch. Schon am 2. Oktober 2022 hatte ein Nutzer auf Park4Night von dem defekten Kassenautomaten berichtet.
Am Donnerstagmittag (28. September) hatte sich die Lage wieder normalisiert. Elf Fahrzeuge standen auf dem Areal, vor allem aus Norddeutschland. Eins kam aus Rheinland-Pfalz, eins aus den Niederlanden.
Der neue Automat gibt kein Wechselgeld heraus
Das neue Gerät sieht dem alten zum Verwechseln ähnlich. Sichtbarstes Zeichen, dass sich etwas getan hat: Der blaue Müllbeutel ist weg, stattdessen weist ein neues, orangefarbenes Schild auf eine andere Einschränkung hin. „Derzeit keine Kartenzahlung möglich!“, steht drauf. Das soll sich in Kürze ändern. Mittels der Software, die eingerichtet wird, lässt sich auch über Bankkarten bezahlen oder kontaktlos über das Handy.
Eins aber kann der „Neue“ nicht: Wechselgeld zurückgeben. Man muss passend in bar bezahlen, sonst wird die Annahme kategorisch verweigert. Das kann ein Problem sein, solange die anderen Funktionen noch nicht zur Verfügung stehen.
Andere Camper wechseln den Euro-Schein zum Glück in Kleingeld
Günther Wachsmuth hat das in die Bredouille gebracht. Etwas ratlos steht der Camper aus Berlin mit einem Zehn-Euro-Schein vor dem Automaten, die Tageskarte kostet sieben Euro. Zum Glück kann Britta Lausen von einem anderen Wohnmobil den Schein in Münzgeld wechseln.
Günther Wachsmuth stammt aus Geesthacht, ist wegen seiner Frau aber nun in die Hauptstadt umgezogen. Er ist auf der Durchreise von Hannover-Laatzen nach Worth. Dort bleibt der Camper in einer Scheune bis zum nächsten Frühjahr stehen, und Günther Wachsmuth fährt mit seinem Pkw weiter nach Spandau.
Stadtverwaltung kündigt tägliche Kontrollen an
„Wir haben immer eine Kleingeldbüchse dabei“, erklärt Britta Lausen aus Jagel. Sie macht mit Ehemann Bert und den Hunden Tarka und Kiki bis Sonnabend in Geesthacht Station. Sie kommen von der Mecklenburgischen Seenplatte. Mehr als drei Tage vor Ort zu stehen, ist in Geesthacht nicht erlaubt.
„Es werden wieder täglich Kontrollen stattfinden, sodass dem Dauercampen entgegengewirkt wird. Da ab jetzt wieder Tickets in den Windschutzscheiben liegen sollten, fällt die Kontrolle auch einfacher aus, und diese Problematik sollte sich legen“, kündigt die Stadtverwaltung an.
Der Ausfall des Automaten hat sich bis Rheinland-Pfalz herumgesprochen
Die vier aus Jagel haben in bester Lage zur Elbseite geparkt. Kleingeld zum Bezahlen parat zu haben sei immer noch wichtig, erklärt Britta Lausen. Sonst müsse man zum Wechseln wieder losfahren und zum Beispiel erst eine Tankstelle suchen, und dann sei der gute Platz bei der Rückkehr vielleicht besetzt.
Der Ausfall des Automaten in Geesthacht hat sich bis zu Regina Deutsch aus Diehl in Rheinland-Pfalz herumgesprochen. Das sei aber nicht der Grund, um nun in Geesthacht zu stehen, beteuert sie. Die Tour gehe von Meißen aus die Elbe hinauf bis nach Hamburg, Geesthacht sei ein Zwischenstopp, weil es hier eine gute Entsorgung gäbe. Im Gegensatz zum künftigen Stellplatz in der Hansestadt, erklärt Regina Deutsch.
Für Bestellung erst Genehmigung für Haushalt abgewartet
„Da es sich bei der Wiederbeschaffung um eine Investition handelte, musste mit der Anschaffung bis zur Genehmigung des Haushaltes 2023 durch das Innenministerium abgewartet werden. Nach einer längeren Lieferzeit konnte nun ein neues und moderneres Gerät aufgestellt werden“, teilt die Stadtverwaltung einen Grund mit, warum es aus ihrer Sicht so lange gedauert habe.
„Die Kosten für den neuen Automaten liegen mit der Aufstellung bei 7140 Euro. Die neue Pflasterung, welche sich farblich von der Entleerungsstelle abhebt, liegt bei 2700 Euro Brutto“, erklärt die Stadtverwaltung. Zu den voraussichtlichen Einnahmen bis zum Jahresende vermag sie noch keine Auskunft zu geben.
In drei Tagen wurden schon 60 Tickets gezogen
„Aber wir können berichten, dass der Automat mit Aufstellung sofort angenommen wurde“, sagt Sprecherin Katharina Richter. Seit dem 26. September um 12 Uhr wurden schon 60 Tickets gezogen, sowohl bezahlte Tagestickets als auch kostenfreie 60-Minuten-Tickets“. Bald solle zudem noch die Entleerungsstellfläche erweitert werden, um zu gewährleisten, dass man trockenen Fußes zum Automaten und zur Informationstafel komme.
Bürgermeister Olaf Schulze: „Der Wohnmobilstellplatz in Geesthacht ist ein wichtiger Anlaufpunkt für Reisende und wir freuen uns, dass wir nun einen hochmodernen Kassenautomaten installieren konnten, der den neuesten technologischen Standards entspricht. Der neue Kassenautomat ist ein wichtiger Schritt in Richtung einer Verbesserung der Infrastruktur und Sicherheit auf dem Wohnmobilparkplatz.“
Für weiteren Ausbau musste Flächennutzungsplan geändert werden
Also Ende gut, alles gut? Zumindest die Geesthachter SPD hat da noch ein paar Fragen. Zum einen soll die Planung für den Ausbau des Platzes mit einer die Ab- und Anfahrten regelnden Schranke mit Kontrollschleifen, Belegungstafel und anderen Umgestaltungen wie weiteren Stromsäulen fortgesetzt werden. Auf gut 150.000 Euro waren die Arbeiten vor zwei Jahren taxiert worden.
Das Geld war mal im Haushalt für 2022 eingeworben worden, dann aber wurde darauf nicht zurückgegriffen. Bei der Bearbeitung des Projektes war in der Verwaltung aufgefallen, dass der Stellplatz vom Status her nur ein Parkplatz ist. Die Zustimmung zur nötigen Änderung des Flächennutzungs- und Bebauungsplanes passierte Mitte September erfolgreich den Stadtplanungsausschuss, nun muss die Ratsversammlung abschließend dem noch zustimmen.
SPD will über Wirtschaftlichkeit des Ausbaus sprechen
Petra Burmeister, Fraktionsvorsitzende der SPD, hält es für wahrscheinlich, dass sich ein entsprechender Tagesordnungspunkt spätestens auf der Ratsversammlung im Februar finden werde. Bevor weiter ausgebaut wird, möchte die SPD aber noch die Wirtschaftlichkeit diskutieren. „Ist das vielleicht ein bisschen happig?“, fragt Petra Burmeister.
Sollte ein Ausbau angestrebt werden, sei unsicher, ob er noch in diesem Jahr gelingen könne. Einer der Faktoren, der für sie für Unklarheit sorgt: „Wenn wieder erst die Genehmigung des Haushaltes im Frühjahr abgewartet werden muss, dürfte es mit 2024 knapp werden“, meint Petra Burmeister.
SPD sieht Teile des Fragenkataloges als nicht beantwortet an
Hintergrund: Die Zustimmung des Haushaltes 2023 durch das Kieler Innenministerium hatte die Stadtverwaltung als Grund für die Bestellung des neuen Automaten erst spät im April angegeben. „Was ist denn, wenn in einer Kita mitten im Jahr der Herd kaputtgeht und ein neuer benötigt? Wird dann auch erst auf die nächste Haushaltsgenehmigung gewartet?“, will Petra Burmeister wissen. Sie hätte gern mal grundsätzlich Kenntnis darüber, wie bei welchem Szenario allgemein verfahren werde.
Dieser Vorgang war auch Teil des Fragenkataloges, den Katrin Fischer im Namen der SPD-Fraktion bei der Stadtverwaltung bezüglich des einjährigen Automatenausfalls eingereicht hatte. Und nicht beantwortet sieht. Die Antworten, warum so lange auf die Einnahmen durch die Camper verzichtet wurde, stellen sie nicht zufrieden.
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So hätte Katrin Fischer gern erneut gewusst, wie sonst verfahren wird, wenn benötigte Geräte vor Genehmigung des neuen Haushalts ausfallen, wie die Stadtverwaltung auf den für die Jahre 2018 bis 2022 ermittelten Mittelwert von 15.000 Euro für den Einnahmeausfall auf dem Wohnmobilstellplatz kommt, und wie die Kosten und Nutzen hinsichtlich eines Kassierens vor Ortes abgeschätzt wurden – und es dann nicht dazu kam.
Katrin Fischer fühlt sich als Stadtpolitikerin bei der Beantwortung der Fragen nicht gut behandelt. „Wir machen das als Hobby und brauchen mehr Unterstützung durch die Verwaltung“, klagt sie.