Wiershop. Seit 33 Jahren kämpft Bürgermeister Hans-Ulrich Jahn für eine Entschärfung der Einfahrt in sein Dorf. Wann das Projekt umgesetzt wird
Wie gefährlich die Kurve am Ortseingang von Wiershop ist, davon kann Hans-Jürgen Kunde ein Lied singen. Er ist einer von zwei betroffenen Anwohnern und hatte in den vergangenen Jahren immer wieder Autos in seinem Vorgarten stehen. Erst Anfang 2023 war ein Kfz-Halter in der rechtwinklig abknickenden Vorfahrt zu schnell unterwegs und in Kundes Zaun gekracht. An Tempo 50 – die Kurve liegt hinter dem Ortsschild – halten sich hier die wenigsten Verkehrsteilnehmer. Aus Geesthacht kommend fahren viele nahezu ungebremst geradeaus in das 210 Einwohner große Dorf im Amt Hohe Elbgeest.
Bürgermeister Hans-Ulrich Jahn kämpft seitdem er im Amt ist – das ist seit 33 Jahren – für eine Entschärfung der Verkehrssituation am Knotenpunkt der beiden Landstraßen 205 (Richtung Geesthacht) und 219 (Richtung Kollow) sowie der Kreisstraße 74 (Dorfstraße). Nun hat sich seine Ausdauer gelohnt. Am Montagabend, 25. September, informierte der schleswig-holsteinische Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr (LBV.SH), über die geplanten Umbaumaßnahmen des Gefahrenbereichs. „Richtig froh bin ich aber erst, wenn die Bauarbeiten beginnen“, reagierte Hans-Ulrich Jahn zurückhaltend.
Gefährlicher Ortseingang von Wiershop wird entschärft
Der Termin im Gemeindesaal war gut besucht, auch die Bürgermeister von Hamwarde (Rüdiger Knoop) und Kollow (Ines Tretau) waren gekommen, um zu erfahren, dass die Kurve deutlich abgeflacht werden soll und einen alleeartigen Charakter erhalten soll. Dafür muss die Straße am Scheitelpunkt rund neun Meter auf einen gegenüberliegenden Acker verlegt werden. Die abknickende Vorfahrt im Übergang der beiden Landstraßen entfällt, die Landstraße bleibt aber vorfahrtsberechtigt. Die erlaubte Geschwindigkeit bleibt zudem bei Tempo 50, weil die Ortsschilder nicht versetzt werden. Sie stehen beidseits auf den Landstraßen vor der Kurveneinfahrt.
Auf der bergab führenden L219 von Kollow wird es einen Linksabbieger nach Wiershop geben. Die Dorfstraße macht künftig an ihrem Ende eine leichte Kurve, bekommt in der Mitte einer Erhöhung, die nicht zu überfahren ist und trifft erst dann auf die Landstraßen. Der Hasenthaler Weg mündet fortan nur noch in die Dorfstraße.
Die Bauarbeiten beginnen frühestens Ende 2024
Was der Umsetzung noch im Weg steht, sind die landschaftspflegerische Begleitplanung und Abstimmung mit der Unteren Wasserbehörde und mit der Unteren Naturschutzbehörde sowie der Verkehrsbehörde des Kreises. „Ziemlich sicher werden wir 2025 mit dem Bau beginnen können. Wenn alles gut läuft, vielleicht auch schon in der zweiten Jahreshälfte 2024“, sagte Oliver Pump, Dezernatsleiter beim LBV.SH in Lübeck.
Die Kostenschätzung liegt bei grob einer Million Euro. Die Bauzeit wird mit rund einem halben Jahr angegeben. In diesem Zeitraum dürfte der Knotenpunkt voll gesperrt werden, diesen Wunsch äußerten zumindest Bürgermeister Jahn und einige der zahlreichen erschienenen Wiershoper. Nur Anlieger und Schulbusse könnten über einen einspurigen Weg mit Behelfsampel passieren –ansonsten sind weiträumigere Umleitungen erforderlich. Rund 5800 Fahrzeuge befahren laut letzter Verkehrszählung täglich den Knotenpunkt von der L205 kommend. Aus Kollow über die L219 sind es 3800 Fahrzeuge, 800 über die Dorfstraße und 100 vom Hasenthaler Weg.
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Um die Dringlichkeit der Maßnahme zu untermauern, hatte Bürgermeister Hans-Ulrich Jahn die Pinnwand im Gemeindesaal mit diversen Artikeln unserer Zeitung drapiert, die sich alle um die Kurve am Ortseingang drehten. „Ständig knallt es an der Gartenmauer“, „Wieder Raser in Wiershop verunglückt“, „Bei Zusammenstoß drei Menschen verletzt“ – lauteten einige der Überschriften. Anwohner Hans-Jürgen Kunde sagte, dass er bestimmt schon vier neue Gartenzäune nach Unfällen aufstellen musste. „Wenn ich Polizist wäre, würde ich mich an der Kreuzung hinstellen. Jedes zweite Auto überfährt entweder das Stoppschild, fährt zu schnell in den Ort oder blinkt nicht beim Abbiegen“, sagte der leidgeprüfte Anwohner. Aber nun besteht nach 33-jährigem Kampf ja berechtigte Hoffnung auf Besserung.