Amt Neuhaus. Moore, Wanderdünen und Wildpferde in freier Natur: Die Landschaft östlich der Elbe ist ein Juwel. Nun kann man sie auf Rundwegen erkunden.
Wer wandert, sieht mehr. Und kann Wege nehmen, die mit dem Rad nicht zu befahren sind. Vielleicht auch deswegen trägt die Broschüre über die neuen Wanderwege östlich der Elbe den Untertitel: „Spurensuche zwischen Wanderdüne und Elbstrand“. Zehn ausgewiesene Strecken führen die Menschen zu Fuß durch das Biosphärenreservat Niedersächsische Elbtalaue.
„Radfahren ist das eine“, sagt Holger Belz, Leiter des Archezentrums Amt Neuhaus mit Sitz in Konau, der die Wege initiiert und mitentwickelt hat. Das Dorf liegt östlich der Elbe in der Gemeinde Amt Neuhaus und zählte während der innerdeutschen Teilung zum Sperrgebiet an der Grenze. Heute gehört es zum Landkreis Lüneburg.
Wandern an der Elbe: Auf diesen neuen Wegen die Natur der Elbtalaue entdecken
Radfahren ist an Elbe seit Jahren der Renner, dem Elberadweg sei Dank. Doch immer mehr Menschen steigen auch gern mal ab und fahren im Gehen runter: Wandern, nicht nur in den Bergen und in der Heide, ist seit Jahren Trend.
„Beim Wandern entschleunigt man mehr, entdeckt die Kleinigkeiten am Wegesrand“, sagt Belz. „Der Bedarf ist da.“ In Amt Neuhaus entsprechende Strecken auszuschildern, sei daher schlicht und einfach notwendig gewesen: „Wir haben fantastische Pfade und versteckte Orte, hatten aber kein Wegenetz.“
Gemeinsam mit einem Team ersann er also zehn Rundwege plus Verbindungsstrecken, sodass auch lange Mehrtagestouren als Kurzurlaub möglich sind. Die kürzeren Rundwege sind zwischen zwei und fünf Kilometer lang, die längeren bis zu 13 Kilometer.
Naturschauspiele wie die Stixer Wanderdüne oder das Laaver Moor
Sie führen durch den Rosengarten bei Neuhaus, durch die Sudeniederung bei Preten, entlang der Krainke, zum Sumter See, vom Grenzturm Darchau nach Konau, durch die Gemarkung Dahlenswinder bei Haar, durch den Carrenziener Wald, zur Stixer Wanderdüne, zum Grenzweg in Bitter sowie in die Gegend um den ehemaligen Schlosspark von Wehningen.
Die Routen zeigen Naturschauspiele wie die Stixer Wanderdüne, das Laaver Moor und die von Heckrindern und Konik-Pferden beweideten Sudewiesen, historische Zeitzeugen wie eine ehemalige Wasserburg und uralte Obstbaumalleen, Marschhufendörfer sowie einstige Wachtürme und natürlich die weite Auenlandschaft entlang der Elbe. Farbige Spiralen weisen der Weg, sie könnten auch als Schnecken durchgehen, schließlich dreht es sich hier ums Entschleunigen.
Wer mag, drückt sich einen Stempel als Erinnerung auf die Hand
Für Kinder und ein bisschen Kind gebliebene Erwachsene steht an jedem Start- und Zielort ein Holzkasten mit einem Stempel darin – wer mag, drückt sich das jeweilige Tier oder die Pflanze als kurzweilige Erinnerung auf die Hand oder sammelt sie in der Broschüre.
Ein paar Tipps zum Schluss: Wer sich hier auf den Weg macht, sorgt bitte für ausreichend Verpflegung, denn die Gegend östlich der Elbe ist dünn besiedelt, und längst nicht an jedem Wanderweg liegt ein Café. Wer hier spaziert, darf außerdem nicht auf viele Kontakte hoffen – anders gesagt: darf mit Einsamkeit rechnen. Außerdem herrscht nicht überall guter Netzempfang für Mobiltelefone.
Die Anreise zu den Startpunkten muss aufgrund der schwachen Infrastruktur in der Regel per Auto erfolgen. Dazu wird die Elbe entweder per Brücke in Lauenburg gequert oder mit den Fähren in Bleckede sowie Neu Darchau.
Niedersächsische Elbtalaue: „Am Ende hat mich jede Strecke gepackt“
Es gibt jedoch die Möglichkeit, vom Bahnhof Brahlstorf mit dem Fahrrad den Wanderweg Nummer 2 rund um Preten zu erreichen und durch die Sudewiesen zu spazieren. Preten ist ohne Auto etwa sechs Kilometer von Brahlstorf entfernt. Weg Nummer 9, der Grenzweg in Bitter, ist vom Bahnhof Hitzacker aus zu erreichen, indem man die autofreie Fähre über die Elbe nimmt.
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Für weitere Tipps und Hinweise steht das Team des Archezentrums unter 038841-607-70 parat, geöffnet ist es dienstags bis sonntags von 11 bis 16 Uhr. Dort ist auch die Broschüre erhältlich.
Eine Lieblingsroute hat Holger Belz übrigens nicht. „Selbst wenn ich manchmal dachte, der eine oder andere Weg sei doch gar nicht so spannend, hat mich am Ende jede einzelne Strecke gepackt.“