Konau. 35 landwirtschaftliche Betriebe erzählen in einer Ausstellung in Amt Neuhaus bei Lüneburg von ihrer Arbeit. Ein Ausflugstipp.
„Mir geht es nicht um Quantität“, sagt Boris Töppe. „Sondern um gesunde, rassereine Tiere im Herdbuch.“ Der Ziegenhalter führt einen Hof mit Thüringer-Wald-Ziegen. Weil diese Rasse vom Aussterben bedroht ist, gehört Boris Töppe nicht nur zu den sogenannten Arche-Betrieben in der Region. Sondern ist auch Teil einer Ausstellung über das Prinzip dieser besonderen Höfe.
Sie befindet sich in einem historischen niedersächsischen Hallenhaus direkt am Elbdeich in Konau. Wer dort durch die Glastür tritt, trifft nicht nur auf ein Foto von Boris Töppe und anderen Landwirtinnen und Landwirten aus der Region, sondern regelmäßig auch auf Dr. Siegrun Hogelücht. Sie arbeitet im Archezentrum Amt Neuhaus bei Lüneburg, das gleichzeitig Informationshaus des Biosphärenreservats Niedersächsische Elbtalaue ist.
Das Amt Neuhaus ist so etwas wie das Alte Land, bloß in nicht-kommerziell
Gern gibt sie Gästen Tipps – wie zum Beispiel diesen hier: Ein Besuch während der Obstblüte ist in der Gegend besonders schön. „Wenn es demnächst wärmer wird, geht es bestimmt ganz schnell mit den ersten Blüten“, schätzt Hogelücht. „Ende April ist es mit Sicherheit soweit.“ Denn das Amt Neuhaus ist so etwas wie das Alte Land, bloß in nicht-kommerziell: Etwa 14.000 Bäume zählt die Region rund um Neuhaus und Bleckede, vor allem Äpfel und Birnen.
Das Marschhufendorf steht als Gesamtensemble unter Denkmalschutz und ist von der westlichen Seite der Elbe per Fähre zu erreichen, entweder in Bleckede oder Neu Darchau. Von Bleckede sind es etwa 13 Kilometer nach Konau, von Neu Darchau drei Kilometer.
Wer sein Fahrrad mitnimmt, kann hier mit herrlichem Blick über die Elbtalaue radeln
Der Elberadweg führt auf der östlichen Seite größtenteils direkt auf der Deichkrone, wer also sein Fahrrad mitnimmt, kann hier mit herrlichem Blick über die Elbtalaue radeln. Wer zum Beispiel in Bleckede parkt, nimmt die Fähre über den Fluss und radelt die rund 13 Kilometer nach Konau. In Kombination mit der Fähre in Neu Darchau ist eine Rundtour auf beiden Seiten der Elbe möglich. Von Lüneburg aus fahren Busse sowohl nach Bleckede als auch nach Neu Darchau.
Seit Sommer 2021 ist in dem Haus mit der Nummer 11 bereits die Tourist-Information der Gemeinde ansässig, am 1. April feierte die Ausstellung über die Arche-Region mit dem Archezentrum nach ihrem Umzug von Neuhaus nach Konau nun ihr Eröffnungsfest.
Nicht nur Wildpflanzen und Wildtiere sterben aus, sondern auch Nutztiere
Die Ausstellung erklärt das Prinzip und die Hintergründe der Arche-Region, zu der rund 35 landwirtschaftliche Betriebe zählen. Sie alle halten und züchten alte Nutztierrassen, die selten geworden und in ihrem Bestand bedroht sind. Denn nicht nur Wildpflanzen und Wildtiere sterben aus, sondern auch Nutztiere – alle zwei Wochen eine Rasse. Zum Beispiel, weil sie als zu wenig leistungsfähig gelten.
Die genetische Vielfalt und das Kulturgut dieser alten Rassen zu erhalten, ist Ziel der Arche-Betriebe. „Wir wollen ehrlich sein“, heißt es auf einem Plakat. „Fleisch wächst nicht auf Bäumen. Wenn Menschen sich entscheiden, Fleisch zu essen, müssen dafür Tiere getötet und geschlachtet werden. Wildtiere wie auch Nutztiere.“
Um die vielen seltenen Rassen zu erhalten, müssen ihre Produkte vermarktet werden
Dabei bezeichnen die Halter in der Arche-Region ihre Nutztiere häufig als Haustiere, weil sie so eng zu ihrem Leben dazugehören. „Um die vielen seltenen Rassen zu erhalten, müssen ihre Produkte wie Käse, Eier, Honig und Wolle vermarktet werden“, erklärt Siegrun Hogelücht. „Und eben auch Wurst und Fleisch. Erhalten durch aufessen, könnte man sagen.“ Genau diese Produkte gibt es im Archezentrum auch zu kaufen, alle ausschließlich von zertifizierten Arche-Betrieben.
Dass sie mit der Ausstellung nach Konau umgezogen sind, sei eine sehr gute Entscheidung gewesen, sagt Siegrun Hogelücht. „Hier sind wir direkt am Elberadweg, hier kommen die Menschen ganz von selbst vorbei und müssen keinen Umweg fahren.“ Perspektivisch rechnet sie daher auch mit weit mehr Besuchern als in den Jahren zuvor in Neuhaus.
Ein Café für das Archezentrum? „Das wäre der Knaller!“
Nur ein Café, das fehlt noch auf dem Hofensemble. Als der vorherige Pächter den Betrieb verließ, hatte es kurzzeitig die Idee einer Nachfolgerin gegeben, sie hatte aber wieder abgesagt. Gemeinde und Archezentrum freuen sich daher über neue Interessenten. „Ein Café, das wäre der Knaller“, sagt Siegrun Hogelücht. Wer mehr wissen möchte, könne sich gern beim Archezentrum melden.
Für alle, die vorher kommen, gibt es in der Ausstellung einen Kaffeeautomaten. Außerdem steht auf dem Hof für Ausflügler und Radler eine Art Überlebens-Automat mit fast allem, was man gebrauchen kann, wenn man länger unterwegs ist: zum Beispiel Studentenfutter, Limonade, Mettwurst von Arche-Tieren, Kekse – und Deoroller.