Hoopte/Zollenspieker. Bis zum 30. November pendeln zwei Schiffe zwischen Hamburg und Niedersachsen. Welche Überraschung am ersten Tag wartet.
Der Morgennebel hat sich noch nicht verzogen, kein Lüftchen geht, das Wasser im Stöckter Hafen ist spiegelglatt. Ganz ruhig liegt sie da, die Elbfähre „Spieker Möwe“. Ein Moment zum Genießen, zum Innehalten, möchte man meinen. Doch was sagt Dariusz Bednarkiewicz? „Schrecklich. Ich hasse diese Ruhe!“ Der 48-Jährige ist Geschäftsführer der Erlebnis-Reederei Zollenspieker-Hoopte GmbH & Co. KG und hat aktuell alle Hände voll zu tun.
Denn am Freitag, 1. März, nahm sie wieder ihren Betrieb auf. Damit begann die Saison 2024 der Elbfähre Zollenspieker-Hoopte. Bis Ende November pendeln die Fähren 14 Stunden täglich im Zwölf-Minuten-Takt zwischen dem Hamburger Stadtteil Zollenspieker und dem Winsener Ortsteil Hoopte auf niedersächsischer Seite. Die Verbindung ist die letzte Autofähre über die Elbe in Hamburg. Gleichzeitig gilt sie als älteste, noch aktive Fährverbindung Deutschlands. Die erste urkundliche Erwähnung geht auf das Jahr 1252 zurück.
Die größere der beiden Elbfähren liegt seit drei Monaten in der Werft
Normalerweise gönnt sich der Mann hinter dem Unternehmen in den drei fährfreien Monaten von Dezember bis Februar zwei oder drei Wochen Urlaub – diesmal nicht. Zu stark seine Gedanken an die „Hoopter Möwe 2“. Das ist die größere der beiden Elbfähren: 54 Meter lang, 11,80 Meter breit, vier Motoren mit jeweils 250 PS Leistung. Sie bietet Platz für bis zu 26 Pkw und 200 Personen. Und sie liegt seit Anfang Dezember in der Hitzler-Werft in Lauenburg.
Auf dem Programm stand die turnusmäßige Generalüberholung von zwei der vier Motoren. „Das machen wir alle zehn Jahre, wenn die Motoren 60.000 bis 70.000 Betriebsstunden hinter sich haben“, erklärt Bednarkiewicz. Im Vorjahr waren die anderen beiden Motoren generalüberholt worden.
Wird die „Hoopter Möwe 2“ nicht rechtzeitig fertig, startet die „Spieker Möwe“
Diesmal lief aber nicht alles glatt, vor allem das langanhaltende Hochwasser der Elbe wirbelte den Zeitplan der Werft gehörig durcheinander. Am Dienstag lag die „Hoopter Möwe 2“ noch immer in Lauenburg. Fast täglich guckt der Geschäftsführer dort nach dem Rechten.
„Ich hoffe, dass sie bis Donnerstag fertig ist und wir sie ab Freitag einsetzen können.“ Falls nicht, bestreitet die „Spieker Möwe“ den Saisonstart. Sie ist 18 Meter kürzer als ihre größere Schwester und bietet Platz für lediglich zehn Autos. Grundsätzlich wird die „Spieker Möwe“ zu Spitzenzeiten als Verstärker eingesetzt, dann fahren zwei Fähren über die Elbe.
Von Freitag an haben auch die beiden Imbisse links und rechts der Elbe wieder geöffnet – vor allem in den warmen Monaten sind sie sehr beliebte Ausflugsziele von Bikern, Radfahrern und Spaziergängern.
Zur Erlebnis-Reederei gehört auch das große Fahrgastschiff „Käpt‘n Kuddel“
Bis zum Saisonstart haben der Geschäftsführer und sein Team einige technische Vorbereitungen zu erledigen. „Auch eine Feuerwehrübung mit Mann-über-Bord-Manöver gehört dazu. Zudem lassen wir die Mitarbeiter immer wieder in Erste Hilfe schulen“, sagt Dariusz Bednarkiewicz. Inklusive aller Aushilfen, die auch auf dem Fahrgastschiff „Käpt’n Kuddel“ arbeiten, das Erlebnisfahrten in den Hamburger Hafen anbietet, seien sie 24 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
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Sechs haben das erforderliche Patent, als Schiffsführer arbeiten zu dürfen. „Heutzutage ist es echt schwierig, Leute zu kriegen“, sagte der Chef. Er lässt es sich nicht nehmen, am Freitag um 6 Uhr die erste Schicht selbst auf der Brücke zu stehen. Die generellen Fahrzeiten sind leicht zu merken: wochentags verkehrt die Elbfähre Zollenspieker-Hoopte von 6 bis 20 Uhr, an Sonnabenden, Sonn- und Feiertagen jeweils von 9 bis 20 Uhr. Die Saison dauert bis einschließlich 30. November.
Seit 30 Jahren verkehrt die Elbfähre von Anfang März bis Ende November
„Ich sage immer, wir fahren bis Dezember“, sagt Bednarkiewicz mit einem Schmunzeln. „Bei vielen Leuten hat sich festgesetzt, dass Ende Oktober Schluss sei. Dabei fahren wir schon seit dreißig Jahren bis Ende November. Übrigens auch im Dunkeln!“ Das mag manch potenzieller Fährkunde ebenfalls nicht glauben.
Gegenüber der Vorsaison bleiben die Preise unverändert. „Sprit ist zwar teurer und die Löhne gestiegen. Aber wir geben das nicht weiter“, sagt der Geschäftsführer. So kostet die Überfahrt für eine Person mit Pkw fünf Euro, eine Person mit Fahrrad oder Moped zahlt drei Euro und ein Einzelgänger zwei Euro, Kinder 50 Cent. Es gibt Rabattangebote für Vielfahrer und Firmenkunden.
Die aktuelle Position der Elbfähren lässt sich jederzeit online verfolgen
Wer keine Zeit hat, am Anleger auf die nächste Fähre zu warten, kann über einen QR-Code oder die Internetseite jederzeit verfolgen, wo sich die Fähre aktuell befindet. Spätestens am Freitag ist es mit der Ruhe dann endgültig vorbei für Dariusz Bednarkiewicz – zum Glück.