Neu Wulmstorf/Elstorf. Geplante Verbindung von A26 und A1: Großprojekt zwischen Hamburg und Neu Wulmstorf könnte 2029 fertig sein – wenn alles glatt läuft.

Jetzt können sich interessierte Pendler und Anwohner anschauen, wie ihre Fahrt über die geplante B3neu/Ortsumfahrung Elstorf verlaufen könnte, wenn das Großprojekt, das die A1 und die A26 verbinden und die Ortschaften südlich von Neu Wulmstorf vom Durchgangsverkehr entlasten soll, voraussichtlich Ende 2029 für den Verkehr freigegeben wird. Vorausgesetzt, dass alles so läuft, wie es sich die Planer aktuell vorstellen...

Der Verlauf der jetzt geplanten Strecke entspricht fast dem einer 1972 geplanten Trasse

Das Projekt B3neu/Ortsumgehung Elstorf (in „Planersprache“ B3 OU Elstorf) umfasst den zweiten und dritten Bauabschnitt der B3neu westlich von Neu Wulmstorf bis südlich von Elstorf einschließlich der viel befahrenen Rosengartenkreuzung und wird vom Geschäftsbereich Lüneburg der Niedersächsische Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr (NLStBV) seit 2018 geplant. Eine Ortsumgehung für Elstorf ist allerdings bereits seit den 1970er Jahren Thema. Kurios: Der Verlauf des nun nach einem mehrjährigen komplizierten Priorisierungs- und Auswahlverfahren eruierten Vorentwurfs entspricht fast genau einer bereits 1972 vorgestellten Trasse.

Die Strecke der B3neu/Ortsumgehung Elstorf (rot) ist inklusive des Knotenpunktbereiches der Rosengartenkreuzung 6,75 Kilometer lang.
Die Strecke der B3neu/Ortsumgehung Elstorf (rot) ist inklusive des Knotenpunktbereiches der Rosengartenkreuzung 6,75 Kilometer lang. © NLStBV | Nlstbv

100 Millionen Euro für knapp sieben Kilometer Straße

Sie ist nämlich die kürzeste und damit die günstigste aller möglichen Varianten: Der Streckenabschnitt in dem etwa 800 Hektar großen Planungsgebiet ist inklusive des Knotenpunktbereiches der Rosengartenkreuzung 6,75 Kilometer lang. Als Achse zwischen der A 26 und der A 1 sowie zwischen Buxtehude und Soltau kommt der B 3 eine besondere Verbindungsfunktion in der Region zu. Im Moment staut sich der Verkehr auf der B3 in und um Elstorf zu den Stoßzeiten regelmäßig auf mehreren Kilometer Länge. Die Ortsdurchfahrt Elstorf ist besonders in Mitleidenschaft gezogen, aber auch die Ortsdurchfahrten von Daerstorf, Wulmstorf Ovelgönne und Ketzendorf sollen durch den aufwendigen Straßenneubau entlastet werden. „In der südlichen Ortslage von Elstorf wird es eine Entlastung von bis zu 13.500 Fahrzeugen am Tag geben“, so Annette Padberg von der NLStBV.

Neuer digitaler Projektatlas mit vielen Spielereien

Der Baubeginn für das 100-Milllionen-Euro-Projekt ist für das ersten Halbjahr 2027 avisiert, die Fertigstellung bis Ende 2029 – wenn die als nächstes anstehende Prüfung des Bundesverkehrsministeriums und das Planfeststellungsverfahren im vorgesehenen Rahmen verlaufen und es keine Klagen von Anwohnern und Verbänden geben sollten, die den Start der Baumaßnahme verzögern könnten. Eine Bürgerinitiative steht bereits in den Startlöchern. Das Projektteam von der NLStBV hat jetzt bei einem Infomarkt im Neu Wulmstorfer Ortsteil Elstorf anlässlich der Fertigstellung des Vorentwurfes den aktuellen Planungsstand zu dem Mega-Projekt vorgestellt – auch, um die Anwohner mit ins Boot zu holen und den Klageweg zu vermeiden.

Knut Sauermost von der NLStBV zeigt einer Besucherin des Infomarktes die Funktionen des neuen digitalen Projektatlas.
Knut Sauermost von der NLStBV zeigt einer Besucherin des Infomarktes die Funktionen des neuen digitalen Projektatlas. © Sabine Lepél | Sabine Lepél

Teilweise verläuft die Trasse sehr nah an der Wohnbebauung

Die Trasse der neuen B3 verläuft etwa zwei Kilometer westlich von Elstorf und schlängelt sich zwischen Elstorf und Ardestorf ziemlich nah an der Wohnbebauung vorbei - zum Teil in einem acht Meter tiefen Einschnitt, wie Dirk Möller, Leiter des Geschäftsbereichs Lüneburg der NLStBV, dem Abendblatt erläuterte: „Dadurch können wir die Lärmgrenzwerte einhalten, die auf der gesamten Strecken nicht überschritten werden.“ Durch geplante aktive Lärmschutzmaßnahmen - ein Lärmschutzwall im Bereich des ehemaligen Landschulheims im Ketzendorfer Forst sowie einer Lärmschutzwand im Bereich der Siedlung Elstorf-Bachheide - könnten bis auf einen einzigen Immissionsort in Bachheide überall die Grenzwerte eingehalten werden, so Möller.

Projektleiter Dirk Möller im Gespräch mit dem ehemaligen Landtagsabgeordneten und betroffenen Anwohner Heiner Schönecke.
Projektleiter Dirk Möller im Gespräch mit dem ehemaligen Landtagsabgeordneten und betroffenen Anwohner Heiner Schönecke. © Sabine Lepél | Sabine Lepél

Detaillierten Überblick über das 100-Millionen-Euro-Projekt im Internet

Die Informationveranstaltung im Elstorfer Schützenheim traf auf großen Zuspruch. Mehrere hundert Menschen nutzten die Gelegenheit, sich an verschiedenen Themenständen zu den Bereichen Straßenentwurf, Verkehr, Lärmschutz, Umwelt, Landwirtschaft und Grunderwerb einen Überblich zu verschaffen, wobei der Verlauf der Trasse und ihre Optik auf besonderes Interesse traf. Ein dort erstmals gezeigter digitaler Projektaltlas macht deutlich, wo die B3 OU Elstorf verlaufen wird und wie sie sich in die Landschaft einbettet. In der Visualisierung der Trasse sind auch Anschlussstellen und Bauwerke zu sehen sowie Unter- und Überführungen. Hinzu kommen Informationen zu Lärm- und Schadstoffimmissionen sowie Verkehrszahlen. Der Projektatlas ist ab sofort auch auf der Projektwebsite (www.b3-elstorf.niedersachsen.de) verfügbar.

Völlig neue Verkehrsführung: die Anschlussstelle Elstorf-Bachheide mit der vielbefahrenen Rosengartenkreuzung.
Völlig neue Verkehrsführung: die Anschlussstelle Elstorf-Bachheide mit der vielbefahrenen Rosengartenkreuzung. © NLStBV | Nlstbv

Klagen könnten die Umsetzung der B3neu weiter verzögern

In Gesprächen mit den Besucherinnen und Besuchern der Veranstaltung wurden allerdimgs auch Bedenken deutlich. „Wir Elstorfer brauchen dringend eine Ortsumfahrung, aber die geplante Strecke ist keine wirkliche Ortsumgehungsstraße. Dafür verläuft sie viel zu dicht an der Wohnbebauung im Raum Fliegenmoor“, sagte Anwohner Peter Hauschild. „Ich hätte mir im Idealfall gewünscht, dass die Straße hinter Ardestorf verläuft.“ Uta Zielke aus Ketzendorf hofft dagegen inständig, dass die B3neu so schnell kommt wie nur irgend möglich.

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„Dafür geben wir auch gern Land her. Hauptsache, bei uns wird es endlich wieder sicherer und leiser“, sagt sie. Zielke lebt an einer Straße zwischen der B73 und der B3, die seit der Eröffnung der A26 bis zur Anschlussstelle Neu Wulmstorf von vielen Autofahrern als Abkürzung zwischen den beiden Bundesstraßen genutzt wird. „Dabei kommt es immer wieder zu gefährlichen Situationen, auch mit Lkw-Beteiligung. Kaum jemand hält sich an das vorgeschrieben Tempo 30“, berichtet Zielke, die sich über den Planungsstand und die bereits begonnen Vorarbeiten informierte.

Besucher des Infomarkts informieren sich über den Streckenverlauf und die Details der Planung.
Besucher des Infomarkts informieren sich über den Streckenverlauf und die Details der Planung. © Sabine Lepél | Sabine Lepél

Eigentümer müssen noch ihre Flächen für den Neubau hergeben

Mit der Abgabe der Vorentwurfsunterlagen beim Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) sei ein entscheidender Schritt in Richtung des Planfeststellungsverfahrens 2025 gemacht, erfuhr die Ketzendorferin. Wie es um die Bereitschaft der Grundstückseigentümer steht, die nötigen Flächen für den Bau der B3neu zu verkaufen und wie fortgeschritten der Prozess des notwendigen Flächenerwerbs ist, erfuhren die Teilnehmer des Infoabends allerdings nicht. „Wir sind dabei. Genauere Angaben können wir aber zurzeit nicht machen“, hieß es von der NLStBV.