Elstorf. Fläche liegt seit Jahren brach. Nun bekräftigt der Investor seine Bauabsicht. Warum das Quartier vor allem für Senioren interessant ist.
Auch knapp zwei Jahre nach dem Abriss der Raisa-Gebäude mit dem markanten Silo-Turm hat sich am Ortseingang von Elstorf im Landkreis Harburg noch nichts getan. Die 10.000 Quadratmeter große Fläche an der B 3 harrt weiterhin des Baustarts für das neue Wohn- und Gewerbequartier Lindenhöfe. Anwohner fragen sich mittlerweile, ob dort überhaupt noch etwas passiert.
Denn angesichts des aktuell stark eingetrübten Investitionsklimas mit gestiegenen Zinsen und explodierenden Baukosten nehmen zunehmend mehr Investoren aus der Immobilienbranche Abstand von neuen Projekten. So kündigte der Wohnungsbaukonzern Vonovia kürzlich im Abendblatt an, im laufenden Jahr keinen einzigen Neubau mehr zu errichten – die nötigen Mieten könnten nie erzielt werden.
Anwohner im Hamburger Speckgürtel fragen sich, ob geplante Projekte überhaupt umgesetzt werden
Insofern fragen sich auch Anwohner im Hamburger Speckgürtel derzeit, ob geplante Projekte der Wohnungswirtschaft tatsächlich noch umgesetzt werden, wenn es zu Verzögerungen kommt. Für die Lindenhöfe in Elstorf kann es laut Investor in dieser Hinsicht Entwarnung geben.
„Natürlich sind die Rahmenbedingungen im Moment relativ schwierig mit den hohen Bau- und Materialkosten und den hohen Zinsen. Auf der anderen Seite gibt es aber Hoffnung, dass sich der Markt stabilisiert, und da können wir nicht alle Bereiche absagen. Der Bedarf an Wohnraum ist ja definitiv da“, so Friedrich Brandt, Investor von der Deutschen Immobilen GmbH (DIG), auf Abendblatt-Nachfrage. Die DIG sei ein relativ konservativ eingestelltes Unternehmen und außerdem kapitalstark.
Die Gemeinde Neu Wulmstorf erwog den Bau einer Kita auf dem Areal der Lindenhöfe
„Dass es bei den Lindenhöfen zu Verzögerungen kommt, liegt eher im Bauleitverfahren“, so der Investor. Zudem habe die Gemeinde Neu Wulmstorf sehr lange den Bau einer Kita im Rahmen der Lindenhöfe erwogen. „Dies ist nun mit der neuen Planung am Oheweg vom Tisch, und die Stimmung ist wieder positiv“, so Brandt.
Neu Wulmstorfs Bürgermeister Tobias Handtke bestätigt die Präferenz der Gemeinde für einen Kita-Neubau am Oheweg. „Dort haben wir bessere Erweiterungsmöglichkeiten“, so Handtke. Der Bürgermeister ist allerdings nicht damit einverstanden, das lange Warten auf die Lindenhöfe ausschließlich mit dieser politischen Entscheidung zu verbinden. „Da gab es wohl auch seitens des Investors verzögernde Elemente“, so Handtke. „Entscheidend ist aber doch, dass es nun weitergehen soll.“
Im Mai vor zwei Jahren begann der Abriss der alten Raiffeisen-Gebäude
So schnell wird das aber nicht gehen. „Wir befinden uns leider immer noch im Bauleitverfahren“, sagt Friedrich Brandt. „Ich hoffe, dass wir Ende des Jahres die Genehmigung haben und im Frühjahr des kommenden Jahres endlich in die Realisierung des Bauvorhabens starten können – wenn jetzt alles gut geht.“ Wie berichtet, hatte die Politik in Neu Wulmstorf 2021 die Weichen für das neue Wohnbau-Großvorhaben am Ortseingang von Elstorf gestellt. Im Mai vor zwei Jahren begann der Abriss der alten Raiffeisen-Gebäude – 2017 mit der Stader Saatzucht zur Warengenossenschaft Raisa fusioniert – und damit war der Startschuss für die Neuentwicklung der ortsbildprägenden Fläche im Elstorfer Süden zum künftigen Wohn- und Gewerbequartier Lindenhöfe eigentlich gefallen.
Ende Juli 2021 fiel für das Projekt zudem ein weithin sichtbares Elstorfer Wahrzeichen: Der 25 Meter hohe Silo-Turm wurde von Abrissbaggern endgültig aus dem Elstorfer Ortsbild entfernt. Damals hoffte Brandt noch auf einen baldigen Baustart. Doch seither ruht still der See, beziehungsweise die nicht eben attraktive Brachfläche gegenüber des Edeka-Marktes an der Lindenstraße. Investor Brandt, der das Areal bereits 2019 von der Landhandel-Genossenschaft erwarb, die seinerzeit ihren Elstorfer Standort aufgegeben hatte, plant dort einen Komplex mit rund 47 Miet- und Eigentumswohnungen sowie einem Gewerbeteil. „Bei diesen Plänen bleibt es im Großen und Ganzen“, so Brandt.
Der erste Entwurf erschien einigen Ratsleuten als zu urban, zu wuchtig
Der Investor aus Hanstedt hatte es mit dem Neu Wulmstorfer Rat bisher nicht ganz einfach. So war sein erstes Konzept noch als überdimensioniert abgelehnt worden. Es wurde erst im zweiten Anlauf gebilligt, nachdem die DIG die zunächst dreigeschossig geplanten Gebäude auf zwei Geschosse mit ausgebautem Dachgeschoss reduziert hatte. Der erste Entwurf war bei den Ratspolitikern wegen seiner Dimensionen und Gestaltung auf Vorbehalte gestoßen. Er erschien einigen Ratsleuten als zu urban, zu wuchtig und dem dörflichen Charakter Elstorfs nicht angemessen.
Daraufhin passten die zuständigen Architekten die Gebäude, wie von der Politik gewünscht, dem dörflichen Ortsbild an und planten sie nun auch mit dem im Bauausschuss der Gemeinde favorisierten Ziegeldächern statt mit den zunächst vorgesehenen Dächern aus Metall. Brandt kündigt weitere Neuerungen an: Der gewerbliche Teil soll näher in Richtung Tankstelle rücken, zudem werde wahrscheinlich eine Tagespflege in den Gewerberiegel einziehen. Das sei jetzt ziemlich sicher, so der Investor: „So können wir in dem Bereich auch seniorengerechtes Wohnen anbieten.“
Wie Neu Wulmstorfs Bauamtsleiter Thomas Saunus dem Abendblatt sagte, wird es demnächst eine Informationsveranstaltung zu dem Bauprojekt am Elstorfer Entree im Rahmen einer Bürgerbeteiligung geben. „Ein Termin dafür steht aber noch nicht fest“, so Saunus.