Buxtehude. Die Gräfenhof Teemanufaktur setzt auf Klasse statt auf Masse. Warum die jungen Buxtehuder nicht in die „Höhle der Löwen“ wollen.

Abwarten und Tee trinken – das ist so gar nicht die Devise von Kevin und Janek Köpcke. Die Brüder aus dem Alten Land haben sich bereits mit Anfang 20 in der von wenigen großen Produzenten dominierten deutschen Tee-Branche selbstständig gemacht und sind heute – nicht einmal zehn Jahre später – bereits als gestandenen und erfolgreiche Unternehmer zu bezeichnen. Ihre Tee-Manufaktur Gräfenhof Tee GmbH hat sich seit der Gründungsphase in einem 60 Quadratmeter großen Nebengebäude auf dem elterlichen Grundstück in ihrem Heimatort Jork in ein überregional bekanntes Unternehmen mit einer mehr als 1500 Quadratmeter großen Produktionsfläche entwickelt. In der Manufaktur in einem Buxtehuder Gewerbepark sind 18 Angestellte in Festanstellung tätig, davon drei Auszubildende, weitere Teammitglieder werden gesucht.

Buxtehuder in der Sendung „Höhle der Löwen“? Lieber nicht...

„Wir waren von Anfang an profitabel“, sagt Kevin Köpcke. Die beiden „Garagen-Gründer“, die ein Jahr Lebensalter trennt, sehen fast aus wie Zwillinge und würden wunderbar in das TV-Format„Höhle der Löwen“ passen, in der es um die Gewinnung eines bekannten Investors geht. „Wir haben darüber mal kurz nachgedacht, aber den Gedanken schnell wieder verworfen. Wir sind bisher gut ohne einen Investor ausgekommen und wollen auch weiterhin lieber organisch wachsen“, sagt Kevin Köpcke. Der 31-Jährige, der Maschinenbau studiert hat, ist in dem Geschwister-Gespann für alles Kaufmännische zuständig.

Janik Köpcke prüft die Rohstoffe. Für den Beuteltee kommen sie in Pyramidenbeutel, damit der Tee nicht so klein geschnitten werden muss und sein Aroma besser entfalten kann.
Janik Köpcke prüft die Rohstoffe. Für den Beuteltee kommen sie in Pyramidenbeutel, damit der Tee nicht so klein geschnitten werden muss und sein Aroma besser entfalten kann. © Sabine Lepél | Sabine Lepél

Aber auch sein Bruder Janik versteht als Groß- und Außenhandelskaufmann eine Menge von Zahlen. Er hat seine Ausbildung in einer Teemanufaktur in Hamburg gemacht, wurde dort zum „Teeologen“ und begeisterte auch den ein Jahr älteren Bruder für seine Mission, gegen die großen Tee-Konzerne mit biologisch hergestellten Tees ohne Zusatzstoffe anzutreten. Während Gleichaltrige auf die Piste gingen, tüftelten die Brüder rund um die Uhr an ihrem Businessplan und gründeten 2016 die Gräfenhof Teemanufaktur, benannt nach dem stattlichen Fachwerkbau, in dem das Jorker Rathaus untergebracht ist. „Im Gründungsjahr hat uns keiner unserer Freunde draußen gesehen“, sagt Kevin Köpcke. „Es war sehr viel Arbeit, alle Produkte zu entwickeln und das Unternehmen zum Laufen zu bringen.“ Heute produziert die Manufaktur 40.000 Pyramidenbeutel am Tag sowie losen Tee für den Großhandel und – neuerdings – auch für den Verkauf an den Endverbraucher über einen Onlineshop.

Zunächst gab es die Tees nur in Hotels, Restaurants und Cafés

Zunächst kamen nämlich nur Gäste in Hotels, Restaurants und Cafés in den Genuss der Bio-Tees aus Buxtehude – und „B2B“, das Business to Business-Geschäft, ist immer noch ein wichtiger Umsatzbringer für die Gräfenhof-Manufaktur. Ihr Alleinstellungsmerkmal sind allerdings mittlerweile die Funktionstees. „Sie machen inzwischen 70 Prozent unseres Umsatzes aus“, sagt Kevin Köpcke. „Die Kunden brauchen heute einen Anlass, um Tee zu konsumieren.“ Bestseller der Buxtehuder Manufaktur ist zum Beispiel der „Balance Tee“ mit Ingwer, Zitrone und ätherischen Ölen, der ein „Energiebooster für Aktive“ sein soll. Im Moment wird häufig der Fastentee bestellt, ein koffeinhaltiger Kräutertee, der entgiftend wirken soll und leicht und erfrischend schmeckt. Bei den Konsumenten kommt auch der Schlaftee gut an, eine Kräutermischung, die einen tiefen, erholsamen Schlaf fördern soll. Außerdem gibt es unter anderem Spezialtees für Schwangere, eine gute Verdauung oder zur Anregung des Stoffwechsels.

Blick in die Produktion: In der Tee-Manufaktur Gräfenhof werden täglich etwa 40.000 Pyramiden-Teebeutel abgefüllt.
Blick in die Produktion: In der Tee-Manufaktur Gräfenhof werden täglich etwa 40.000 Pyramiden-Teebeutel abgefüllt. © Sabine Lepél | Sabine Lepél

Pyramiden-Teebeutel für eine bessere Entfaltung des Aromas

Für die Kompositionen zeichnet Janik Köpcke verantwortlich. Er ist für den Unternehmensbereich Entwicklung zuständig und hat über die Jahre schon mehr als 800 Tee-Kreationen hervorgebracht. Manche Sorten wechseln saisonal, aktuell bietet die Gräfenhof-Manufaktur 230 Produkte in Größen von 100 und 250 Gramm sowie einem Kilogramm an. Bei der Abfüllung der Tees setzt die Manufaktur auf Pyramiden-Teebeutel. „Darin können sich unsere großblättrigen Tees optimal entfalten“, sagt Janik Köpcke. Er liebt den Umgang mit den Rohstoffen, die in großer Zahl im Lager der Manufaktur zur Verfügung stehen.

Dort duftet es herrlich nach Kräutern, Blüten und verschiedenen hochwertigen Teespezialitäten aus aller Welt: Weiß-, Grün-, Schwarztee, Oolong, Pu Erh, Matcha, Rooibos, Earl Grey und vieles mehr. „Das ist ja das tolle am Tee: Man hat die ganze Welt in einer Tasse“, sagt Janik Köpcke und nimmt einen Schluck vom fein ausgewogenen Rooibos-Vanille-Tee, den er mit Tonka-Bohne verfeinert hat. „Bei den Zutaten darf man nicht sparen“, ist der „Teeologe“ überzeugt.

Kevin und Janik Köpcke im Lager der Manufaktur am Fruchthof in Buxtehude.
Kevin und Janik Köpcke im Lager der Manufaktur am Fruchthof in Buxtehude. © Sabine Lepél | Sabine Lepél

Tee-Manufaktur will bis 2030 CO²-neutral produzieren

Im vergangenen November wurde als neueste Entwicklung die „Gräfenhof Tee Kollektion“ mit 12 neuen Tee-Angeboten und zwei saisonalen Tee-Sorten am Markt eingeführt. Für den Sommer gibt es Cold Brew-Sorten, die als Eistee aufgesetzt werden können. „Wir nehmen den Prozess von Anfang bis Ende selbst in die Hand – von der sorgfältigen Auswahl der Zutaten über die Produktentwicklung bis zur Produktion unserer leckeren Tees“, sagt Janik Köpcke.

„Unsere Eigenproduktion ermöglicht es uns, jeden Schritt zu überwachen, um den Kunden ein tolles und sicheres Produkt liefern zu können.“ Das Unternehmen engagiere sich aktiv für den Schutz der Umwelt und arbeite daran, seinen ökologischen Fußabdruck zu minimieren. „Wir setzen auf eine nachhaltige Zukunft - von der Verwendung umweltfreundlicher Verpackungen bis hin zur Unterstützung von Projekten zur Erhaltung der natürlichen Lebensräume der Teepflanzen. Unser erklärtes Ziel ist es, bis zum Jahr 2030 eine CO²-neutrale Teeproduktion zu realisieren“, sagt Kevin Köpcke und verrät einen weiteren Schritt in der noch jungen Unternehmensgeschichte: Ab dem kommenden Jahr sollen die Verbraucher den Bio-Tee aus Buxtehude auch in ausgewählten Fach- und Feinkostläden in deutschen Großstädten kennenlernen können, mit denen die Gräfenhof-Manufaktur eine „Click&Collect“-Kooperation anstrebt.