Immer mehr Wölfe leben in Deutschland. Doch für das Leben der wilden Vierbeiner lauern viele Gefahren durch den Menschen.

Waren/Neuruppin. Die Rückkehr des Wolfes ist nicht aufzuhalten – aber in Gestalt des Menschen drohen ihm allerorts Gefahren. So sind der Straßenverkehr und illegale Abschüsse für den Wolf die größte Bedrohung. Seit 1990 kamen 15 Tiere durch Wildunfälle ums Leben, illegal abgeschossen wurden 10 Wölfe, sagte der Artenschutzexperte vom Landesumweltamt Brandenburg, Jörg Lippert, auf einem Wolfs-Forum in Waren im Kreis Mecklenburgische Seenplatte. Fünf der illegalen Abschüsse gab es in Brandenburg, der letzte Fall wurde im April 2012 im Westerwald in Rheinland-Pfalz bekannt. Hier soll sich demnächst ein Jäger vor Gericht verantworten.

Trotzdem nimmt der Bestand der Wölfe in Deutschland weiter zu. Gab es allein in Brandenburg laut Lippert im vergangenen Jahr sechs Wolfsrudel, die sich vor allem auf und an Truppenübungsplätzen ansiedelten, so sind es inzwischen neun Rudel mit knapp 60 Wölfen. Bundesweit gibt es 15 Rudel mit etwa 120 Wölfen. Das westlichste Rudel lebt auf dem Truppenübungsplatz Munster in Niedersachsen, wo erst im September neugierige junge Wölfe einen Bundeswehrangehörigen auf einem Nachtmarsch verfolgten, später aber wieder wegliefen.

„Wölfe sind grundsätzlich ungefährlich für den Menschen“, erklärte Lippert am Mittwochabend vor rund 150 Zuschauern in Waren. Generell sollten Spaziergänger im Wald aber ihre Hunde anleinen und nicht frei laufen lassen. Durch die Zunahme der Wölfe in Brandenburg und auch in Westpolen, von wo aus schon immer Wölfe nach Ostdeutschland einwanderten, wird im Umweltministerium in Schwerin in Kürze mit einem ersten Rudel in Mecklenburg-Vorpommern gerechnet. Hier leben in Vorpommern, in Südwestmecklenburg und im Müritz-Nationalpark Wolfsmännchen. Landwirte und private Tierhalter befürchten allerdings weitere Verluste: Seit zwei Jahren kommt es immer wieder zu Wolfsattacken rund um die Kyritz-Ruppiner Heide, wo Schafe, Damhirsche und sogar Rentiere gerissen wurden.

„Das ist eine Gefahr, die man ernst nehmen muss“, sagte Wolfsfachmann Lippert. In Brandenburg gebe es jedes Jahr 10 bis 15 Fälle, wo Wölfe Nutztiere reißen. „Vor allem Schafe“, erklärte Lippert. In zwei Fälle wurden auch Rinderkälber getötet. Durch höhere Zäune, für die in Brandenburg schon mehr als 270 000 Euro vom Land flossen, und Herdenschutzhunde könnten Schafe vor solchen Attacken bewahrt werden.

Der Wolf galt offiziell seit Ende des 19. Jahrhunderts in Deutschland als ausgestorben, ein freilebender Wolf war zuletzt 1904 in Sachsen offiziell erlegt worden. Das heißt aber nicht, dass es später keine Wölfe mehr gab, berichtete Lippert. So unterlag der Wolf in der DDR dem Jagdrecht, und es wurden etwa 50 Wölfe geschossen. Besonders bekannt war „der Würger von Ihlow“, der bei Jüterbog im Fläming für Unruhe sorgte und 1961 erlegt wurde.

Heute werden illegale Wolfsabschüsse zu lasch von Gerichten geahndet, bemängelt Lippert. Die Strafandrohung laute bis zu 50 000 Euro Geldstrafe oder bis zu vier Jahren Haft. Lediglich in vier Fällen seien Verfahren eingeleitet, aber dann gegen Zahlungen von teils geringen Geldbußen für Jäger eingestellt worden. In Mecklenburg-Vorpommern hatte 1999 ein Gastjäger bei Ueckermünde einen Wolf geschossen, er hatte angegeben, dass das Tier schon verletzt gewesen war und musste damals 1300 D-Mark zahlen.