Naturschützen zufolge breiten sich Wölfe geradezu rasant aus. In Mecklenburg-Vorpommern soll es bald bereits wieder die ersten Rufel geben.

Karow. Die Tierhalter im Süden Mecklenburg-Vorpommerns müssen weiter mit Wolfsattacken rechnen. Das Land stellt aber künftig ein „Notfallpaket“ bereit, um die geschützten Wölfe von Nutztieren fernzuhalten, sagte Landwirtschaftsminister Till Backhaus (SPD) am Donnerstag in Karow (Kreis Ludwigslust-Parchim). Dazu zählen im Müritz-Nationalpark und im Naturpark Nossentiner-Schwinzer Heide elektrische Weidezaungeräte, mehrere Kilometer Zäune und andere Geräte. Sie sollen helfen, wenn der Wolf einmal da war. „Wenn er Beute gemacht hat, kommt er wieder“, sagte Backhaus. Das mehrere zehntausend Euro teure Paket wurde vom Land und der Umweltorganisation WWF finanziert.

In Ostdeutschland leben laut WWF inzwischen rund 60 Wölfe, davon sind vier einzelne Rüden im Süden Mecklenburg-Vorpommerns nachgewiesen. Seit 2007 hat das Land 25 000 Euro Entschädigung an Tierhalter für getötete Nutztiere gezahlt. „Bei 14 Übergriffen wurden 86 Tiere getötet“, sagte Backhaus. Betroffen waren vor allem Schäfer, aber auch ein Rentierhalter an der Müritz.

Die Wolfsmännchen leben in der Ueckermünder und der Lübtheener Heide sowie bei Speck im Müritz-Nationalpark sowie wenige Kilometer weiter südlich in der Kyritz-Ruppiner Heide bei Wittstock. Dort gibt es nach zahlreichen Wolfsangriffen auch ein „Bündnis gegen den Wolf“. Vor allem rund um Boeck unweit von Speck formiert sich Widerstand, „No Wolf“ steht an mehreren Trafo-Häusern.

Die Schäfer im Nordosten sehen die Wolfsrückkehr „eher nüchtern“, wie der Vorsitzende des Landesschafzuchtverbandes, Jürgen Lückhoff, in Karow sagte. „Kein Schäfer sagt „Willkommen Wolf“.“ Aber das Notfallpaket sei ein erster Schritt. „Lieber wären uns 450 solcher Pakete“, erklärte Lückhoff. Der Verband wolle jedoch weiter dafür sorgen, dass Schäfer die Finanzhilfen für die Errichtung wolfssicherer Zäune und Beratungen durch das Land annähmen.

Die Wölfe kommen laut Backhaus auch, weil es einen sehr hohen Wildbestand in der natürlichen Umgebung im Nordosten gibt. „Wir haben zu viele Wildschweine und Rehe, der Tisch ist reich gedeckt“, erklärte der Minister. Der Landesbauernverband Mecklenburg-Vorpommern forderte, dass die bisherige Entschädigungspraxis im Land endlich in eine gesetzliche Richtlinie umgewandelt wird, damit die Landwirte Rechtssicherheit hätten. „Das läuft bisher über meinen Tisch und soll auch so bleiben“, sagte Backhaus. Erst „wenn es mehr Probleme gibt, werden wir das umwandeln.“

In Brandenburg, wo mehr Wölfe leben und in einem Jahr bereits 61 Wolfsattacken gezählt wurden, hatte der Bauernverband ebenfalls eine gesetzlichen Anspruch auf Entschädigung gefordert. Dort waren zuletzt auch Kälber von Rinderherden getötet worden. (dpa/abendblatt.de)