Der Schicksalstag für die P+S-Werften naht. Manager Fuchs will Gespräche mit Kunden abschließen. Ist eine Insolvenz noch abwendbar?

Stralsund. Für die von der Insolvenz bedrohten P+S-Werften in Stralsund und Wolgast steht die Entscheidung kurz bevor. Werftenmanager Fuchs wird nach Angaben seines Sprechers bis zum Abend die Gespräche mit Kunden und Lieferanten zu Ende bringen. Noch in der Nacht will er eine Bewertung vornehmen. Die Schicksalsfrage für Mittwoch: Insolvenzantrag ja oder nein?

Vor gut einer Woche hatten Land und Bund die staatliche Rettungsbeihilfe für die Werften gestoppt. Ein Insolvenzantrag lässt sich nur vermeiden, wenn Kunden und Lieferanten zu finanziellen Zugeständnissen bereit sind.

+++ P+S-Krise: Zähes Ringen um Scandlines-Fährschiffe +++

+++ P+S-Chef Fuchs will Insolvenz noch abwenden +++

Ende dieser Woche sind die Löhne der rund 1750 Werftarbeiter sowie Sozialabgaben fällig. Nach Schätzungen des Stralsunder Betriebsrates wären allein 5000 Menschen in und um Stralsund von einer Insolvenz direkt oder indirekt betroffen. Am Mittwoch beschäftigt sich der Landtag mit der P+S-Werftenkrise.

Eine zentrale Rolle spielt die Reederei Scandlines als wichtiger Kunde. Die Auslieferung zweier Fähren verzögert sich Werftangaben zufolge inzwischen auf Januar und Mai 2013.

„Die Scandlines-Fähren sind ein wichtiger Bestandteil des Zukunftskonzeptes für die Volkswerft Stralsund“, sagte ein Werftensprecher. Aber: „Scandlines mauert.“ Statt über die Arbeiten an den zwei Scandlines-Fähren zu verhandeln, liefern sich Scandlines und die P+S-Werften seit Montag einen öffentlichen Schlagabtausch.

Die beiden je 169 Meter langen Fähren gelten als Schlüsselprojekt auf der Stralsunder Werft und sollten ursprünglich seit Sommer zwischen Rostock und Gedser pendeln. Sie liegen seit Wochen am Ausrüstungskai und wurden wegen ungelöster Bauprobleme bisher nicht fertiggestellt.

Scandlines kritisierte, die Werft habe der Reederei bisher „keine hinreichenden Informationen zukommen lassen, die garantieren, dass die Neubauten nach den vertraglich vereinbarten technischen Vorgaben geliefert werden können“. Ein für Dienstag von der P+S-Werftenleitung geplantes Gespräch mit der Reederei findet nicht statt. Scandlines habe mitgeteilt, dass man sich nicht vor Donnerstag oder Freitag treffen könne, teilte ein Werftensprecher mit.

Die Werften sind schon seit 2008 mit der Finanz- und Schiffbaukrise in finanziellen Schwierigkeiten – damals noch als Hegemann-Werften. Lieferverzögerungen bei den Scandlines-Großfähren und zwei Spezialfrachtern für DFDS hatten die Situation weiter verschärft.

Land und Bund bürgen für reguläre Schiffbaukredite in Höhe von insgesamt 326 Millionen Euro. Von der zuletzt gewährten Rettungsbeihilfe in Höhe von 152,4 Millionen Euro – Kredite zur Sicherung der Liquidität – waren bis zum Stopp vor gut einer Woche etwa 70 Millionen Euro bereits ausgereicht worden.

Der Betriebsrat in Stralsund hofft trotz der stockenden Verhandlungen mit Scandlines auf eine Zukunft der P+S-Werften. „Die Hoffnung stirbt zuletzt“, sagte Betriebsratsvorsitzender Jürgen Kräplin. Fuchs habe in der vergangenen Woche viele Gespräche mit Zulieferern und Kunden geführt. Eine abschließende Bewertung sei dem Betriebsrat noch nicht bekannt. „Wie es weitergeht, ist schwer zu sagen.“

Nach dem Stopp der 152,4 Millionen schweren Staatshilfe am 20. August durch Land und Bund hatte Fuchs zur Überraschung der Landesregierung angekündigt, weiter mit Lieferanten und Kunden verhandeln zu wollen. Die knapp 2000 Mitarbeiter hatten Hoffnung geschöpft, dass sich mit finanziellen Zugeständnissen von Geschäftspartnern der Werften eine Insolvenz noch vermeiden lasse.

(dpa)