Insolvenzantrag oder Weiterführung der P+S-Werft? Geschäftsführer Fuchs hat mit Kunden und Lieferanten gesprochen - und schweigt über Ergebnis.

Stralsund. Das Ringen um die Zukunft der von Insolvenz bedrohten P+S-Werften in Stralsund und Wolgast geht weiter. Wie ein Werften-Sprecher am Sonntag sagte, hat Geschäftsführer Rüdiger Fuchs am Wochenende Gespräche mit Kunden und Lieferanten geführt, um eine Lösung für die finanziellen Probleme der Werften zu finden. „Die Gesprächsfäden sind intakt.“ Die Gespräche sollen auch Anfang der Woche fortgesetzt werden, hieß es. Ob sich Hauptkunden wie Scandlines oder DFDS zu Zugeständnissen bewegen ließen, ließ der Sprecher offen. Nach Angaben des Amtsgerichtes Stralsund ist bis Sonntag kein Insolvenzantrag eingegangen.

+++ P+S-Chef Fuchs will Insolvenz noch abwenden +++

+++ Letzter Rettungsversuch für die P+S-Werften +++

+++ Land gibt 12 Millionen Euro zur Rettung der P+S-Werften +++

Scandlines und DFDS hatten sich am Freitag darüber beklagt, dass ihnen bisher keine Verhandlungsvorschläge von P+S unterbreitet worden waren. Die Reederei Scandlines wartet auf die Fertigstellung der Fähren, die bereits seit diesem Sommer zwischen Rostock und dem dänischen Gedser pendeln sollten. Die Auslieferung verzögert sich nun bis Frühjahr 2013. Bei einer Eröffnung eines Insolvenzverfahrens würden die bereits fortgeschrittenen Bauten in die Insolvenzmasse eingehen. Die Fertigstellung wird unsicherer denn je.

Bis Ende der Woche – dem 31. August – muss das P+S-Management eine Entscheidung über Weiterführung oder Insolvenzantrag treffen. Dann sind die Augustlöhne für die rund 1750 Werftarbeiter fällig. Bei der Auszahlung der Löhne muss sich Fuchs an die rechtlichen Vorgaben halten. Beschäftigte dürfen gegenüber anderen Anspruchsgruppen nicht vorrangig bedient werden.

Betriebsräte und IG Metall hoffen, dass die Rettungsbemühungen gelingen und – falls nicht – zumindest die Augustlöhne noch aus der P+S-Kasse gezahlt werden, wie Betriebsrat Jürgen Kräplin der dpa sagte. Damit würde das dreimonatige Insolvenzgeld in Höhe des letzten Nettogehaltes bis November gezahlt werden können.

Vor einer Woche hatten Land und Bund die Auszahlung der staatlichen Rettungsbeihilfen in Höhe von 152,4 Millionen Euro gestoppt. Werftenmanager Fuchs, der am 7. August seinen Job antrat, will trotzdem Lieferanten und Kunden von seinem „Zukunftskonzept“ überzeugen. Die Planungen sehen den Verkauf der auf Behörden- und Marineschiffbau spezialisierten Wolgaster Werft vor. Der Stralsunder Schiffbaubetrieb, der sich mit zu vielen Spezialschiffbauaufträgen übernommen hatte, solle in einen „leistbaren Takt“ gebracht werden.

Die bei einer Insolvenz zuständige Agentur für Arbeit in Stralsund bereitet sich unterdessen auf den Ernstfall vor. Es sei bereits Kontakt mit dem Personalmanagement der Werften aufgenommen worden, um bei einem Insolvenzantrag zügig reagieren zu können. So erwägt die Arbeitsagentur die Einrichtung von Anlaufstellen an den beiden Werftstandorten Stralsund und Wolgast, um rechtliche Fragen der rund 1750 Arbeitnehmer vor Ort beantworten und Meldungen entgegennehmen zu können. „Wir hoffen natürlich, dass es der Geschäftsführung gelingt, die Werften zu retten“, sagte der Leiter der Stralsunder Agentur für Arbeit, Jürgen Radloff. „Eine Insolvenz wäre für die gesamte Region ein schwerer Schlag.“ In den letzten zehn Jahren habe es in Vorpommern keine nur annähernd vergleichbare Situation gegeben.

Angesichts der anstehenden Aufträge auf den Werften gehen Insider davon aus, dass der vorläufige Insolvenzverwalter die Schiffbauer zunächst nicht von der Arbeit freistellt. Die Chancen für Metallbauer, in Stralsund, Wolgast und Umgebung eine neue Arbeit zu finden, sind nach Einschätzung des Stralsunder Agenturchefs Radloff begrenzt. „Die Arbeitsmärkte in Stralsund und Wolgast sind sehr klein, die Kapazitäten beschränkt.“ Landesweit waren seinen Angaben zufolge Ende Juli 500 freie Stellen im Metallbereich ausgeschrieben. „Es ist vorstellbar, dass der Bedarf im August zurückgegangen ist, da auch Zulieferer von der P+S-Krise betroffen sind“, sagte Radloff. Eine große Nachfrage nach Arbeitskräften in Metallberufen gebe es in Hamburg. (dpa)