Darf der Architekt Yi bauen oder nicht: Die endgültige Entscheidung über das Landtagsgebäude in Niedersachsen muss in eine neue Runde.
Hannover. Die endgültige Entscheidung über Neubau oder Sanierung des Plenargebäudes des niedersächsischen Landtags zieht sich weiter in die Länge. Anders als zunächst erwartet, werde eine Kostenschätzung für den Neubau nicht bereits im Herbst, sondern erst im kommenden Frühjahr vorliegen, sagte ein Landtagssprecher am Mittwoch in Hannover.
Der für einen Neubau ausgewählte Kölner Architekt Eun Young Yi soll gemeinsam mit externen Gutachtern darlegen, inwiefern sein Entwurf sich innerhalb des gesteckten Kostenrahmens von 45 Millionen Euro realisieren lässt. Der Auftrag für das 950.000 Euro teure Gutachten, auf das CDU und SPD sich im Februar verständigt hatten, sei erst im Juli vergeben worden, sagte der Sprecher. Grüne und Linke kritisierten die Verzögerung und bemängelten, dass die Planungen sich einseitig auf einen Neubau konzentrierten, ohne zugleich die Kosten einer Sanierung zu ermitteln.
Eine Risikoanalyse des Finanzministeriums war zu dem Schluss gekommen, dass der Neubau nach Yis Entwurf bis zu 65 Millionen Euro verschlingen könnte – noch ungeachtet der Kosten für eine in dem Entwurf nicht berücksichtigte Klimaanlage. Damit drohte dem Neubauprojekt nach fast zehnjähriger Planung auch im zweiten Anlauf das Scheitern.
Auftrag sei nun, den Entwurf von Yi durchzuplanen, damit deutlich wird, was an Kosten entsteht, wenn er umgesetzt wird, sagte der Landtagssprecher. Eine entsprechende Kostenplanung sei vor der Errichtung großer öffentlicher Gebäude üblich.
Ein Gutachten, das erst kurz vor der Landtagswahl vorliege, sei „Geldverschwendung“, kritisierte der Grünen-Abgeordnete Enno Hagenah. „Statt weitere Schäden durch die jetzt schon seit Jahren nur notdürftige Instandsetzung am bestehenden Gebäude zu provozieren, wäre die knappe Million für Herrn Yi schon eine gute Grundlage für einen Sanierungsstart gewesen.“ Die Linken-Abgeordnete Ursula Weisser-Roelle sagte, die nachträgliche Kostenschätzung für den Yi-Bau diene vor allem dem Zweck, eine Entscheidung auf die Zeit nach der Landtagswahl zu verschieben. Wenn der Landtag sich zu Beginn auf eine Sanierung geeinigt hätte, wäre der Plenarsaal schon heute in einem besseren Zustand.
Im März 2010 hatten 91 der 152 Abgeordneten im Parlament für einen Abriss des denkmalgeschützten aber maroden Nachkriegsbaus und einen Neubau votiert. Zur Bedingung hatten sie allerdings gemacht, dass bei der Realisierung des gläsernen Neubaus von Yi der Kostenrahmen eingehalten wird. Dies wolle Yi nun nachweisen, sagte der Landtagssprecher.
Das umstrittene Neubauprojekt war auf Widerstand gestoßen, bei etlichen Bürgern wegen der hohen Kosten und bei Denkmalschützern wegen des vorgesehenen Abrisses des bestehenden Plenarsaals. Bereits 2002 war es zu einem Architektenwettbewerb für einen Neubau gekommen, wegen strenger Sparauflagen bliesen CDU und FDP das Vorhaben allerdings nach der Landtagswahl 2003 ab. (dpa)