Der Präsident des Landtags in Hannover schreibt in einem Brief an die Fraktionen, dass die Baukosten fast 65 Millionen Euro erreichen.

Hannover. Ein Neubau des maroden Plenarsaals im niedersächsischen Landtag ist in weite Ferne gerückt. „Die Kosten des Bauvorhabens können nach dem derzeitigen Stand etwa 64,5 Millionen Euro erreichen“, schreibt Landtagspräsident Hermann Dinkla am Dienstag in einem Brief an die Fraktionen. Da bislang noch keine konkrete Entwurfsplanung vorliege, könnten die Kosten um bis zu 25 Prozent höher oder niedriger ausfallen.

Ohne die Bewilligung zusätzlicher Mittel könne das Projekt nicht weiter geplant werden. „Hierfür sehe ich nach dem bisherigen Verlauf der Diskussion keine politische Zustimmung“, betont Dinkla in seinem sechsseitigen Schreiben, welches den Fraktionen am Morgen per Boten zugestellt wurde. Dinkla stützt seine Einschätzungen auf die Expertise von Fachleuten des Finanzministeriums und des Staatlichen Baumanagements. Diese hatten die Baupläne in den vergangenen Monaten auf seinen Wunsch hin auf ihre Plausibilität überprüft.

Das 1962 eingeweihte Plenargebäude des Architekten Dieter Oesterlen gilt seit Jahren als sanierungsbedürftig. Es gibt feuchte Wände, die technische Ausstattung ist nicht mehr zeitgemäß. Wegen der unzureichenden Isolierung gibt es hohe Heizkostenrechnungen. In der Eingangshalle drohten schon einmal die Scheiben herauszufallen. Nachdem CDU und FDP 2003 nach der gewonnen Landtagswahl einen geplanten Umbau gestoppt hatten, schrieb das Land 2008 erneut einen Architektenwettbewerb für einen Neubau aus. Im März 2010 wurde der Kölner Architekt Eun Young Yi als Sieger gekürt.

Eine „deutliche Unterschreitung des Kostenrahmens von 45 Millionen Euro“, wie am 16. März 2010 von der Mehrheit der Abgeordneten gefordert, sei bei „realistischer Betrachtung“ nicht zu erreichen. „Sollte sich das Kostenrisiko nicht ausräumen lassen und stünden für das Projekt nicht mehr Mittel zur Verfügung, so müsste ich Ihnen vorschlagen, die Neubauplanung des Preisträgers Professor Yi nicht weiter zu verfolgen“, schreibt Dinkla. Die Mehrkosten ergeben sich laut Dinkla unter anderem durch die im Siegerentwurf fehlende Klimaanlage. „Unsere Fachleute meinen dagegen anhand konkreter Erfahrungen, dass bei der geplanten Bauweise solche Anlagen unverzichtbar sind“, heißt es weiter. Der Entwurf sieht einen pompösen Glasbau mit einem außen umlaufenden Säulengang vor.

Sollte es keinen Neubau geben, betont Dinkla, werde die Sanierung des Plenarsaals „wegen seiner architektonischen Eigenheiten noch einmal viel schwieriger werden als die Sanierung im Hauptgebäude“. Es liege auf der Hand, dass Auflagen wie Brandschutz, Barrierefreiheit und der Wunsch nach Tageslicht im Plenarsaal tiefgreifende Änderungen „zwingen“. Seit 2008 laufen am Hauptgebäude bereits umfassende Sanierungsarbeiten. Bis zur Fertigstellung imSommer 2012 belaufen sich alleine die Kosten laut Dinkla auf rund 20 Millionen Euro.