Der Neubau des Landtags in Hannover rückt in weite Ferne. Erst im Frühjahr wird ein Gutachten zur Überprüfung der Kosten fertig.
Hannover. Der umstrittene Neubau des Landtags in Hannover rückt in weite Ferne: Erst im kommenden Frühjahr und nicht schon im Herbst 2011 wird, wie ein Landtagssprecher gestern bestätigte, ein Gutachten fertig zur Überprüfung der Projektkosten. Dass der Landtag angesichts der anhaltenden Proteste gegen den Abriss des alten Plenarsaales im kommenden Jahr im Vorfeld der Landtagswahl die notwendigen mindestens 45 Millionen Euro beschließt, gilt als ausgeschlossen.
Seit mehr als zehn Jahren wird das Projekt diskutiert, 2003 stoppten die neuen Regierungsparteien CDU und FDP ein bereits durchgeplantes Projekt. 2010 einigten sich CDU, SPD und FDP nach einem neuen Wettbewerb auf einen 45 Millionen Euro teuren Vorschlag. Den hatte der Kölner Architekten Eun Young Li ausgearbeitet.
Ausgerechnet die Landesbauverwaltung aber warnte nach Prüfung der Pläne, die Realisierung werde sogar 65 Millionen Euro kosten. Zur Überprüfung dieser Warnung wurde dann ein fast eine Million Euro teures Gutachten in Auftrag gegeben, das sich nun verzögert. Von "Geldverschwendung" und "völlig aus dem Ruder laufenden Planungen" sprach gestern der Grünen-Abgeordnete Enno Hagenah: "Das Geld wäre eine gute Grundlage gewesen für einen Sanierungsstart."
Links- und Grünenfraktion plädieren für eine Sanierung des alten Plenarsaals. Der stammt aus den 60er-Jahren und steht unter Denkmalschutz. Dass sich der Landtag in eigener Sache über diesen Denkmalschutz hinwegsetzt, hat schon ein breites Protestbündnis im Land mobilisiert.
Die Linksfraktion plädierte gestern dafür, lediglich "die dringendsten Mängel" am Altbau zu beheben, für eine bessere Wärmedämmung und eine neue Klimaanlage zu sorgen.
Und mit Blick auf Landtagspräsidenten Hermann Dinkla (CDU), der das Projekt angeschoben hat, stellte die Abgeordnete Ursula Weisser-Roelle fest: "Das Projekt hat für Dinkla anscheinend keine Priorität mehr, sondern ist für ihn ein Klotz am Bein."