Offiziersanwärter seien auf ihre Aufgaben teilweise mangelhaft vorbereitet worden. Kapitän Schatz war suspendiert worden.

Berlin/Kiel. Wende im "Gorch-Fock"-Fall: Der Untersuchungsbericht der Marine entlastet den suspendierten Kapitän des Segelschulschiffs nach Informationen der „Bild“-Zeitung nicht. Der inzwischen zurückgetretene Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) hatte Kapitän Norbert Schatz bis zum Ende der Untersuchungen das Kommando entzogen. Das Magazin „Focus“ hatte von einer Entlastung des Kapitäns berichtet. Nach „Bild“-Angaben werden in dem Bericht Ausbildungsdefizite beklagt. Offiziersanwärter seien auf ihre Aufgaben teilweise mangelhaft vorbereitet worden, schrieb die Zeitung. Die Untersuchungskommission der Marine hatte den bislang geheimen Bericht am Dienstag an Marineinspekteur Axel Schimpf übergeben. Dieser will ihn am 16. März dem Verteidigungsausschuss des Bundestages vorlegen.

Kapitän Schatz war nach Streitigkeiten zwischen den auszubildenden Offiziersanwärtern und der Stammbesatzung suspendiert worden. Die Auseinandersetzung war auch durch den tödlichen Sturz einer Kadettin aus der Takelage des Großseglers ausgelöst worden. Der Stammbesatzung hatten die Kadetten Schikane vorgeworfen. Die Schiffsführung soll ihnen daraufhin Meuterei unterstellt haben. Die Marineführung brach die Ausbildung ab und beorderte das Schiff zurück nach Deutschland. Es befindet sich nun auf dem Rückweg von Südamerika und wird Ende April/Anfang Mai im Heimathafen Kiel erwartet.

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Der vom Verteidigungsminister abgesetzte "Gorch Fock"-Kapitän Norbert Schatz wird nach "Focus"-Angaben im Untersuchungsbericht der Marine entlastet. Ein "disziplinarrechtlich relevantes Fehlverhalten" des Kapitäns sei "nicht zu erkennen". In Marinekreisen werde erwartet, dass Minister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) den von ihm suspendierten Kapitän rehabilitiert. Wann der Bericht veröffentlicht wird, steht noch nicht fest.

Die Marine prüft den Vorwurf chaotischer Zustände auf dem Segelschulschiff der Bundeswehr. Guttenberg hatte Kapitän Schatz im Januar vorläufig von seinen Pflichten entbunden. Zuvor hatte er gesagt, man müsse erst aufklären und dann Konsequenzen ziehen. Für seine rasche Entscheidung gab es viel Kritik. Der Grünen-Sicherheitspolitiker Omid Nouripour sagte: "Wir haben es hier mit einem Korrekturminister zu tun - rund um die Uhr."

Im November 2010 war eine 25 Jahre alte Kadettin bei einer Übung in Brasilien aus der Takelage in den Tod gestürzt. Nach ihrem Tod hatten Offiziersanwärter das Verhalten der Vorgesetzten massiv kritisiert. Sie warfen der Stammbesatzung Schikanen bis hin zu sexueller Nötigung und fragwürdigen Ritualen vor. Die Ausbildung wurde danach abgebrochen. Die Schiffsführung soll den Offiziersanwärtern Meuterei vorgeworfen haben.

(dpa/abendblatt.de)