Die Fähre übernimmt ab Sonnabend die Route von Kiel nach Klaipeda. Mindestens bis dahin wird die „Lisco Gloria“ noch vor Langeland liegen.

Langeland/Kiel. Die Reederei DFDS Seaways hat ein Ersatzschiff für ihre verunglückte Fähre „Lisco Gloria“ gechartert. Vom Wochenende an soll die „Baltic Amber“ auf der Linie Kiel-Klaipeda fahren. Die Fähre habe eine ähnliche Kapazität wie die „Lisco Gloria“, teilte die Reederei am Donnerstag mit. Das Schiff werde voraussichtlich in der Nacht zum Sonntag in Klaipeda den fahrplanmäßigen Dienst aufnehmen. Die „Baltic Amber“ fuhr bisher unter anderem zwischen Riga und Travemünde.

Unterdessen kann die „Lisco Gloria“ frühestens in der nächsten Woche zu einer Werft geschleppt werden. Die notwendige Genehmigung der Behörden liege bislang nicht vor, sagte DFDS-Sprecher Gert Jakobsen am Donnerstag. Zunächst müssen sich Experten von Reederei, Behörden und Versicherungen einen Überblick über die Schäden verschaffen und das Schiff freigeben.

Bis dahin wollen Bergungsexperten aus der havarierten Fähre bis zu 230 Tonnen Wasser pumpen. Das Löschwasser beeinträchtigt die Stabilität des vor der dänischen Insel Langeland liegenden Fährschiffs und behindert somit die weiteren Löscharbeiten. Die Ermittler von deutschen Behörden und der Versicherung dürfen vorerst nicht auf das Schiff. „Frühestens am Wochenende“ könne die „Lisco Gloria“ für eingehendere Untersuchungen zur Fayard-Werft ins dänische Odense geschleppt werden, sagte Kenneth Nielsen von der dänischen Seenotleitstelle SOK am Donnerstag. Er fügte hinzu: „Das ist aber eine optimistische Prognose.“

Zum Abpumpen des Löschwassers sagte Nielsen, dies sei notwendig, um die auf den unteren Decks noch vorhandenen Feuer besser bekämpfen zu können. Ein dafür benötigter Lastkahn zum Auffangen des Löschwassers liegt bereits längsseits der Fähre. Im Vergleich zum Wochenende sei die Zahl der Brände an Bord zwar deutlich zurückgegangen. Dennoch gebe es auf der „Lisco Gloria“ derzeit noch „signifikante Brände“, insbesondere auf Deck vier, die schwer zu bekämpfen seien. Durch das Abpumpen soll die Stabilität des Fährschiffs erhöht werden.

Rund ein Fünftel der auf dem Schiff transportierten Lkw und Trailer wurden durch das Feuer und das Löschwasser nicht beschädigt, wie Reederei-Sprecher Gert Jakobsen am Donnerstag sagte. Zwischen 300 und 400 Spurmeter des unteren Transportdecks seien verschont geblieben. Inwieweit die dort abgestellten Lkw durch Rauch in Mitleidenschaft gezogen wurden, sei unklar. Die Vertreter der Behörden könnten vorerst noch nicht für Untersuchungen zur Brandursache auf das Schiff. „Es ist zu gefährlich“, sagte Jakobsen.

Problem sind die weiter sehr hohen Temperaturen an Bord des Havaristen. Bereits seit Montag untersucht eine Ermittlungsgruppe der Wasserschutzpolizei im Auftrag der Bundesstelle für Seeunfalluntersuchungen die Havarie der Ostsee-Fähre. Sie soll die genauen Ursachen ermitteln, die in der Nacht zu Sonnabend zu der Explosion und dem Brand auf dem Schiff führten.

Die Polizei vermutet einen technischen Defekt an einem transportierten Lkw als Ursache. Laut Polizei hatte ein Besatzungsmitglied Rauchentwicklung am Kühlaggregat eines Lkw festgestellt. Nachdem Löschversuche fehlgeschlagen seien, habe dieser umgehend den Kapitän alarmiert, hieß es. Das Fährschiff war auf dem Weg nach Klaipeda in Litauen.

Die 200 Meter lange Auto- und Passagierfähre „Lisco Gloria“ war in der Nacht zum 9. Oktober nördlich von Fehmarn nach einer Explosion in Brand geraten. Alle 236 Passagiere und Crewmitglieder konnten rechtzeitig das Schiff verlassen. 28 von ihnen erlitten Rauchvergiftungen.