Die Einsatzkräfte kühlen weiterhin die heiße Außenhaut des Schiffes. Die Lage sei aber unter Kontrolle, so der dänische Seerettungsdienst.

Cuxhaven/Kiel. Das Feuer auf der Ostseefähre "Lisco Gloria“ ist gelöscht. Der Brandherd glimme nur noch, sagte der diensthabende Kommandeur des dänischen Seerettungsdienstes SOK am Sonntag. „Wir denken, es ist von alleine ausgegangen“, so der Chef der Rettungszentrale weiter. Die Einsatzkräfte sind weiter damit beschäftigt, die heiße Außenhaut des Schiffes zu kühlen. Die Lage ist unter Kontrolle: "Das Schiff liegt stabil und vor Anker“, sagte der Kommandeur. "Es ist keinerlei Öl ausgetreten.“ Vier Spezialschiffe sind an der Unglücksstelle, um notfalls einzugreifen.

An der Außenwand wurde ein etwa acht Quadratmeter großes, vom Feuer verursachtes, Loch entdeckt.

Sobald die Fähre abgekühlt ist, sollen Feuerwehrleute an Bord gehen. Wie lange das dauern könne, sei "unmöglich zu sagen“. Anschließend sollen Spezialkräfte mit der Bergung beginnen. Männer eines Bergungsunternehmens sind unterwegs.

Die "Lisco Gloria“, die für eine dänische Reederei fährt, war in der Nacht zu Sonnabend auf dem Weg von Kiel nach Klaipeda in Litauen vor Fehmarn in Brand geraten. Alle 249 Menschen an Bord wurden in einer dramatischen Rettungsaktion an Land gebracht. 28 Menschen wurden nach Angaben eines Notarztes verletzt.

Die schwersten Fährunglücke auf Nord- und Ostsee

Nicht immer gehen Unglücke mit Fährschiffen so glimpflich für Passagiere und Besatzung aus wie im Fall der "Lisco Gloria". Die größte Katastrophe der Nachkriegsgeschichte war der Untergang der „Estonia“ mit 852 Todesopfern. Hier eine Chronologie:

7. April 1990: Die auf den Bahamas registrierte dänische Fähre „Scandinavian Star“ fängt auf dem Weg von Oslo nach Frederikshavn im Skagerrak vermutlich durch Brandstiftung Feuer und muss evakuiert werden. Von den rund 500 Menschen an Bord kommen 161 (nach anderen Angaben 159) ums Leben.

14. Januar 1993: 15 Seemeilen östlich von Rügen kentert in schwerem Sturm die polnische Ro-Ro-Fähre „Jan Heweliusz“ auf der Ostsee. Neun Crewmitglieder werden gerettet, vermutlich 55 Menschen ertrinken.

28. September 1994: Die estnische Ostseefähre „Estonia“ (15.556 BRT, 144 Meter lang) sinkt bei Sturm mit fast 1000 Menschen an Bord vor der südwestlichen Küste Finnlands. 852 Menschen ertrinken, 137 überleben. Zur Unglücksursache gibt es mehrere Gutachten und bis heute viele Spekulationen.

8. Juli 1999: Brand auf der Norwegenfähre kurz vor Göteborg – ein Opfer. Im Maschinenraum der Norwegenfähre „Prinsesse Ragnhild“ der norwegischen Reederei Color Line bricht auf der Fahrt von Kiel nach Oslo vermutlich durch eine defekte Brennstoffleitung ein Feuer aus. Alle 1167 Passagiere werden von Bord geholt. Eine 70-jährige Norwegerin erleidet eine Herzattacke und stirbt.

26. November 1999: Die norwegische Katamaran-Fähre „Sleipner“ läuft im Bomla-Fjord bei stürmischer See auf ein Riff und sinkt in der Nordsee. An Bord waren 88 Menschen. Es gibt 16 Tote.

23. Juli 2009: Zwei Passagierfähren stoßen bei dichtem Nebel vor der schwedischen Küste zusammen. Mehr als 20 Menschen wurden verletzt. Der Unfall passierte bei Nynashamn, rund 60 Kilometer südwestlich von Stockholm. Eine der Fähren war die MS "Gotland" mit etwa 1500 Menschen an Bord. Die andere Fähre war halb so groß.

9. Oktober 2010: Die Ostsee-Fähre „Lisco Gloria“ mit 249 Menschen an Bord gerät nach einer Explosion auf der Ostsee vor Fehmarn in Brand. Alle Passagiere und die Crew können gerettet werden. Mehrere Menschen wurden verletzt. Das Fährschiff war auf der Fahrt von Kiel ins litauische Klaipeda.