Kiel. Das Feuer ist gelöscht, doch noch immer glüht das ausgebrannte Wrack der Ostseefähre "Lisco Gloria" in Sichtweite der dänischen Insel Langeland so stark, dass Experten erst heute entscheiden wollen, wann Bergungsspezialisten an Bord gehen können, um nach weiteren Schäden zu suchen.
In der Nacht zum Sonnabend war das 200 Meter lange Schiff auf dem Weg von Kiel nach Klaipeda (Litauen) etwa elf Kilometer nördlich von Fehmarn nach einer Explosion in Brand geraten. Eine riesige Feuersäule stand über der Ostsee. Dutzende Lastwagen gingen in Flammen auf. In einer dramatischen Rettungsaktion gelang es, alle 236 Menschen an Bord, darunter 21 Deutsche, in Sicherheit zu bringen. Ein 14-Jähriger hatte mit den Füßen das Bullauge seiner Kabine eingeschlagen und um Hilfe gerufen. Marine-Hubschrauberpilot Sebastian Steffens: "Wir haben ihn mit dem Rettungskorb herausgeholt." Die meisten Passagiere flüchteten in die Rettungsboote, einige sprangen in Panik ins kalte Wasser. Bundespolizei, Hubschrauberbesatzungen und weitere Retter brachten die Schiffbrüchigen an Bord der Linienfähre "Deutschland". 28 Menschen wurden verletzt, die meisten erlitten Rauchvergiftungen.
Unglücksursache war offenbar ein defektes Aggregat in einem Lkw. Die Explosion riss ein acht Quadratmeter großes Loch in die Bordwand. "Eine Straftat oder einen Terroranschlag schließen wir aus", sagte ein Sprecher des Kieler Innenministeriums.