Der Streit um die anhaltenden Vorwürfe gegen Mastbetriebe wird für Niedersachsens Ministerin Grotelüschen immer mehr zur Belastung.

Hannover/Ahlhorn. Der heftige Streit um angebliche Verstöße gegen den Tierschutz droht für Niedersachsens Agrarministerin Astrid Grotelüschen (CDU) immer mehr zum Nervenkrieg zu werden. Der niedersächsische Bauernverband befürchtet durch die anhaltenden Vorwürfe gegen Putenmäster zudem eine Rufschädigung für die ganze Branche. Grotelüschen steht nach der mutmaßlichen Brandstiftung in der Mastputenbrüterei ihres Mannes unter großer Anspannung. Die Sorge um ihre Sicherheit und die ihrer Familie wächst - zumal die CDU von einem gezielten Brandausschlag ausgeht. Die Polizei hat bislang noch keine heiße Spur von den Tätern. Grotelüschen selber wollte am Montag keine Interviews mehr geben.

„Sie macht ihren Job normal weiter“, sagte ein Sprecher des Agrarministeriums. Nach einer Morddrohung gegen Grotelüschen seien auch ihre Söhne telefonisch belästigt worden. „Für die drei Söhne ist es eine ganz große Belastung. Sie können sich nicht erklären, was ihre Mutter falsch gemacht haben soll“, sagte der CDU-Landtagsfraktionschef Björn Thümler. Der niedersächsische Bauernverband Landvolk befürchtet, dass die in Niedersachsen bedeutsame Geflügelwirtschaft in Misskredit gezogen wird. „Wir sind erschrocken“, sagte Verbandssprecherin Gabi von der Brelie zu dem Brand auf dem Grotelüschen-Betrieb im Kreis Oldenburg und den anhaltenden Vorwürfen. „Eine ganze Branche wird kriminalisiert.“

Vor Wochen hatten außerdem Unbekannte auf einer Hähnchenmastanlage in Buchholz-Sprötze (Kreis Harburg) Feuer gelegt . Zudem gibt es seit langem Proteste gegen den Bau einer Geflügelmastanlage im Kreis Celle. „Dass ein ganzer Berufszweig abgeurteilt wird, ist befremdlich“, sagte von der Brelie. Die CDU-Landtagsfraktion bereitet nun eine Resolution vor, um die mutmaßliche Brandstiftung auf dem Hof der Grotelüschens zu verurteilen. Das Papier soll auch allen Oppositionsfraktionen zugehen, um gemeinsam ein Zeichen gegen militante Aktionen zu setzen, berichtete die CDU.

In der Nacht zum Sonnabend brannte auf dem Gelände der Mastputenbrüterei der Familie Grotelüschen eine Papiermülltonne. Der Betrieb gehört dem Ehemann von Agrarministerin Grotelüschen. Ein Wachmann hatte sich bei dem Feuer leicht verletzt. Das Unternehmen und die Ministerin stehen unter Polizeischutz. Auch politisch ist ein heftiger Streit um die Ministerin entbrannt. NebenTierschützern sieht die Landtags-Opposition intensive Beziehungen zwischen der Brüterei und zwei Betrieben in Mecklenburg-Vorpommern, in denen nach einem Fernsehbericht Mastputen gequält worden sein sollen.