Astrid Grotelüschen, Niedersachsens Landwirtschaftsministerin (CDU), lehnt einen Rücktritt nach den Vorwürfen der Tierquälerei ab.

Hannover. Niedersachsens Landwirtschaftsministerin Astrid Grotelüschen von der CDU lehnt einen Rücktritt nach den Vorwürfen einer Mitverantwortung an Tierquälerei in Putenmastställen in Mecklenburg-Vorpommern ab. Die Ministerin sagt in Hannover, sie könne ihr Amt weiter glaubwürdig ausfüllen. Astrid Grotelüschen weiter: „Das kann ich, weil ich keine Missstände zu verantworten habe.“ Die Putenbrüterei ihres Mannes sei lediglich beteiligt an der Erzeugergemeinschaft, die sich um Marktauftritt, Schlachtung und Vertrieb kümmere, nicht aber an den selbstständigen Mastbetrieben. „Für das Wohl der Tiere ist grundsätzlich nur der Halter zuständig“, sagte Grotelüschen.

Das ARD-Magazin „Report Mainz“ hatte Filmaufnahmen der Tierschutzorganisation Peta von toten und schwer verletzten Puten ausgestrahlt, die aus zwei Putenmastställen in Mecklenburg-Vorpommern stammen sollen. Während die beschuldigten Landwirte und das niedersächsische Landwirtschaftsministerium die Authentizität der Bilder infrage stellten, versicherten „Report Mainz“ und Peta, die Bilder seien nicht manipuliert und stammten aus den beiden genannten Mastbetrieben in Mecklenburg-Vorpommern.

Dies hatten beide Landwirte in Eidesstattlichen Versicherungen verneint. Nach einer Strafanzeige von Peta wird nun die Schweriner Staatsanwaltschaft in Mecklenburg-Vorpommern den Vorgang überprüfen. Sie bestätigte den Eingang der Anzeige gegen vier Verantwortliche von Unternehmen, darunter die beiden Landwirte, die Putenbrüterei der Familie Grotelüschen sowie eine weitere Firma. Im Rahmen der Ermittlungen könne es auch zu einer Überprüfung der Filmaufnahmen auf Authentizität kommen, hieß es aus der Behörde.

Ein Peta-Sprecher bestätigte am Donnerstag in Hannover, dass die Bilder gedreht worden seien als Reaktion auf die Berufung von Grotelüschen zur niedersächsischen Landwirtschaftsministerin: „Sie kommt selbst aus der industriellen Putenmast.“ Grotelüschen war erst im April zur Landwirtschaftsministerin in Niedersachsen, einem der wichtigsten Agrarländer in Deutschland, berufen worden.

Der Präsident des Verbandes der deutschen Geflügelwirtschaft, Gerhard Wagner, kritisierte am Donnerstag, die von der Tierschutzorganisation Peta gedrehten und inzwischen von mehreren Fernsehsenders gezeigten Bilder seien „Einzelaufnahmen und provozieren einen falschen Eindruck“. Peta trete mit fragwürdigen Methoden als Tierschutzorganisation auf, in Wirklichkeit gehe es ihr aber um die Vernichtung der Nutztierhaltung.

Wagner sagte, die Tierschutzdiskussion in Deutschland werde unsachlich und mit haltlosen Argumenten geführt: „Beachtet man den jüngsten Brandanschlag auf eine Hähnchenhaltungsanlage in Sprötze und folgt der aktuellen Ermittlungsspur, so scheint eine völlig neue Dimension erreicht zu sein“. Die neue Anlage in dem kleinen Ort bei Hamburg war am 30. Juli noch vor der Inbetriebnahme in Flammen aufgegangen; die Polizei geht von Brandstiftung aus. Gegen die Anlage hatte es Proteste und Mahnwachen von Tierschützern gegeben, inzwischen ist für Hinweise auf die unbekannten Täter eine Belohnung von 21.000 Euro ausgesetzt, an der sich an der Geflügelverband mit 10.000 Euro beteiligt.