Nachdem ein drittes Baby von dem gefährlichen Darmkeim befallen wurde, hat die Gesundheitsbehörde einen Aufnahmestopp verhängt.

Bremen. Die Frühchenstation im Bremer Klinikum-Mitte ist nach Desinfektion und Umbau gerade wiedereröffnet worden. Der Untersuchungsausschuss der Bürgerschaft arbeitet die tödlichen Infektionen vom vergangenen Jahr noch auf – da schrillen erneut die Alarmglocken.

Bremer Behörden haben die Frühchenstation im Klinikum-Mitte nach dem erneuten Fund von resistenten Keimen für Neuaufnahmen gesperrt. Gesundheitssenatorin Renate Jürgens-Pieper (SPD) habe diesen Schritt in Absprache und im Einvernehmen mit der Klinik unternommen, sagte Sprecherin Karla Götz. Der Aufnahmestopp auf der Neugeborenen-Intensivstation sollte noch am Freitag wirksam werden. „Wir leiten das ein, das Stadtamt muss das rechtlich aussprechen. Die Sache ist auf dem Weg“. Die mit den Keimen besiedelten Frühchen seien bisher nicht erkrankt.

Bei drei Babys waren bei Routineuntersuchungen Darmkeime entdeckt worden. Andere Kinder auf der Station seien nicht betroffen. Woher die Bakterien der Gattung Klebsiella stammen, ist unklar. Im vergangenen Jahr hatten sich in der Klinik mehrere Frühchen mit einem multiresistenten Darmkeim angesteckt – drei von ihnen starben, mehrere erkrankten schwer.

Die Senatorin habe außerdem nach dem Infektionsschutzgesetz eine Untersuchung des Personals angeordnet. Diese hatte bereits am Donnerstag auf freiwilliger Basis begonnen. Ein fünfköpfiges Team des Robert-Koch-Instituts (RKI) werde bei der Aufklärung helfen. „Sie sitzen im Zug und werden am Abend eintreffen und ihre Arbeit über das Wochenende aufnehmen“, sagte Götz.

+++ Erneut resistente Keime bei Frühchen entdeckt +++

Ob es sich bei den gefundenen Keimen in allen drei Fällen um den gleichen Erregerstamm handelt, werde in einem speziellen Labor in Bochum untersucht, teilte die Sprecherin des Klinikums, Karen Matiszick, mit. Ergebnisse seien in etwa drei Wochen zu erwarten.

Die Klinik habe umfangreiche Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen ergriffen, um eine weitere Ausbreitung zu verhindern. „Die betroffenen Kinder sind von den übrigen Kindern getrennt in isolierte Zimmer verlegt worden. Auch das Personal, das diese Kinder betreut, wird streng von den anderen Patienten getrennt“, sagte die Sprecherin.

Ein Untersuchungsausschuss des Landtags befasst sich seit Wochen mit der Aufarbeitung der tödlichen Infektionen auf der Frühchenstation vom vergangenen Jahr. Damals hatte die Unternehmensleitung den Chefarzt der Kinderklinik entlassen. Experten berichteten dem Ausschuss von schwerwiegenden Fehlern und Versäumnissen im Klinikum-Mitte. Unter anderem waren die Behörden zu spät über die Infektionen informiert worden.

Im November hatte die Klinik ihre Frühchen-Intensivstation für mehrere Wochen geschlossen, um sie gründlich zu desinfizieren und umzubauen. Spezialisten des RKI und eines Freiburger Instituts unterstützten das Krankenhaus dabei.

+++ Drei Frühchen sterben durch Bakterien in Nährlösung +++

Der CDU-Bürgerschaftsabgeordnete Rainer Bensch, der auch im Untersuchungsausschuss sitzt, reagierte besorgt auf die Ereignisse. „Das Klinikum nimmt durch die neuen Fälle zweifellos weiteren Schaden.“ Ein Aufnahmestopp, Präventionsmaßnahmen und der Einsatz von Experten zur Ursachenforschung seien wichtige Maßnahmen.

„Jetzt muss das Klinikum Links der Weser zügig so ausgestattet werden, dass die Versorgung von Hochrisiko-Schwangeren in Bremen gewährleistet ist“, forderte er. Es stelle sich die Frage, ob die Wiedereröffnung der Frühgeborenen-Station voreilig gewesen sei. „Dass nach wie vor kein Facharzt als Krankenhaus-Hygieniker am Klinikum Bremen-Mitte tätig ist, stimmt nachdenklich“, sagte Bensch

(dpa/abendblatt.de)