Protestler aus den Unistädten Kiel, Lübeck und Flensburg zogen an der Förde entlang bis zum schleswig-holsteinischen Landeshaus.

Kiel. Mit der größten Demonstration seit Jahrzehnten haben Studenten und Hochschulmitarbeiter in Kiel gegen die drastischen Sparpläne der schwarz-gelben Koalition protestiert. Mehr als 14.000 Menschen kamen nach Polizeiangaben in die Innenstadt. „Das ist die größte Demonstration seit über 30 Jahren“, sagte ein Polizeisprecher. Protestler aus den Unistädten Kiel, Lübeck und Flensburg zogen an der Förde entlang bis zum schleswig-holsteinischen Landeshaus. Sie wenden sich unter anderem gegen die geplante Streichung des Medizinstudiengangs in Lübeck.

+++ Medizinstudium in Kiel und in Lübeck - Ein Vergleich +++

Bereits am Nachmittag war der Platz vor dem Hauptbahnhof in gelb getaucht – die Farben der Universität zu Lübeck. „Ich kämpfe für meine Uni“, stand auf vielen T-Shirts. Die Demonstranten machten ihrem Ärger über die geplanten Kürzungen im Bildungsbereich lautstark mit Trillerpfeifen Luft. Während Vuvuzelas auf den meisten WM- Fanfesten verboten sind, kamen die afrikanischen Tröten hier umso lauter zum Einsatz. „Ich habe keine Lust, an einer sterbenden Uni zu studieren“, sagte der Medizinstudent Georg Engelbart. „Die Politik kann uns nicht so einfach den „Schwarzen Peter“ zuschieben.“

In Lübeck soll nach dem Willen der Regierung von Ministerpräsident Peter Harry Carstensen (CDU) unter anderem die Medizinerausbildung geschlossen werden, die mehr als die Hälfte aller Studierenden in Lübeck ausmacht. Kritiker früchten dadurch das Aus der gesamten Hochschule. „Man kann nicht einfach so eine Uni kaputt machen“, sagte der Lübecker Hochschulpräsident, Peter Dominiak. „Ich bin stolz, dass unsere Studenten so engagiert Farbe zeigen“, sagte Lübecks Bürgermeister Bernd Saxe (SPD). Außerdem soll das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH) in der Hansestadt privatisiert werden. „Es geht um unser aller Existenz“, erklärte der Pharmakologie-Dozent Walter Häuser, der sich extra den Tag frei genommen hatte.

1000 LÜBECKER STUDENTEN WOLLEN IN KIEL PROTESTIEREN

Auch zahlreiche Bürger gesellten sich am Nachmittag zu den Demonstranten. Später kamen tausende Kieler Studenten mit violetten Luftballons hinzu. Gemeinsam mit den gelben Ballons der Lübecker sollten sie vor dem Landtag in den Himmel gelassen werden. Auf den daran hängenden Karten stand: „Wer an der Bildung spart, wird in der Zukunft verarmen“ – adressiert an Wissenschaftsminister Jost de Jager (CDU). „Wir müssen uns mit den Lübeckern solidarisch zeigen“, sagte der Kieler AStA-Vorsitzende Tobias Langguth. „Sonst wird in ein paar Jahren auch bei uns gekürzt.“ Bis 2020 will die schwarz-gelbe Koalition mehr als 150 Millionen Euro an den Hochschulen einsparen.