Die komplette Streichliste für Schleswig-Holstein. Ab 2014 werden auch Standorte in Niedersachsen dichtgemacht.

Berlin/Hannover. Die von Verteidigungsminister Thomas de Maizière verordnete Reform der Bundeswehr nimmt konkrete Formen an. Knapp acht Monate nach dem allgemeinen Stationierungskonzept liegt nun auch die Feinplanung mit genauen Umsetzungszeiträumen für die jeweiligen Kasernen vor. Entgegen den bisherigen Planungen wird in Schleswig-Holstein der kleine Standort Idstedt im Kreis Schleswig-Flensburg zusätzlich aufgegeben.

Als erste Kaserne im Norden wird im ersten Quartal 2013 die Schillkaserne in ostholsteinischen Lütjenburg geschlossen. Der Flugplatz Hohn bei Rendsburg soll dagegen – anders als ursprünglich geplant – bis 2019 erhalten bleiben.

Ab 2014 werden die ersten Bundeswehrstandorte in Niedersachsen dichtgemacht. Knapp acht Monate nach dem allgemeinen Stationierungskonzept gibt es nun auch die Feinplanung mit genauen Umsetzungszeiträumen für die jeweiligen Kasernen. Nach dieser Feinplanung, soll in Niedersachsen als erster der Standorte Ehra-Lessien im Landkreis Gifhorn im dritten Quartal 2014 geschlossen werden.

2015 folgt der Standort Schwanewede (Landkreis Osterholz) sowie 2018 Lorup (Landkreis Emsland). Bereits ab Ende 2012 soll die Panzerdivision von Hannover nach Oldenburg verlegt werden. Der Umzug soll bis 2015 abgeschlossen sein. Bis 2017 wird der Großteil der Bundeswehrreform im Land umgesetzt sein. Insgesamt sollen bis dahin 10.000 Dienstposten gestrichen werden.


+++Die Streichliste der Standorte in Schleswig-Holstein +++

+++ Streichungen: Der Norden sorgt sich um seine Soldaten +++

Ganz unterschiedlich fiel die Reaktion der Kommunen am Dienstag auf den angekündigten Zeitplan aus, auch wenn fast alle ihren Unmut äußerten. Der Bürgermeister von Schwanewede, Harald Stehnken (SPD), zeigte sich aber vor allem entsetzt, weil der Zeitpunkt der Schließung mit 2015 erst sehr spät ist.

„Es ist bedauerlich, dass das so lange dauern muss“, sagte er. Er habe Angst, dass potenzielle Investoren für eine Nachnutzung des Geländes nun wieder abspringen. „Wir wollen nach vorne schauen, 2014 wäre uns schon lieber gewesen“, sagte Stehnken.

In Delmenhorst überwiegt hingegen weiterhin die Trauer über die deutliche Reduzierung der Truppe am Standort. Von 2.550 Soldaten soll es dort künftig nur noch 1.400 geben. Wann die Soldaten die Stadt verlassen, ist eher zweitrangig, sagt Stadtsprecher Timo Frers. Eine Nachnutzung der Teile des Kasernengeländes, die frei werden, sei eh sehr schwierig.

Nach Bayern und Nordrhein-Westfalen ist Niedersachsen das Bundesland mit den meisten Bundeswehrstandorten in Deutschland. Auf 1.000 Einwohner kamen bislang etwa 6,5 Soldaten. Künftig werden es noch 5,1 sein. Zwischen Nordsee und Harz gab es bislang 51.600 militärische und zivile Dienstposten. Künftig sollen es an 43 Standorten noch 40.800 Beschäftigte geben.

Einige Kommunen fordern indes finanzielle Unterstützung für die Standortschließungen bei der Bundeswehr „Wir erwarten, dass Bund und Länder den Standortgemeinden helfen, die jahrelang gute Gastgeber der Bundeswehr waren“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebundes, Gerd Landsberg, den „Ruhr Nachrichten“. Auch die grün-rote Landesregierung in Baden-Württemberg forderte Hilfe vom Bund.

+++ Gauck fordert mehr Offenheit für Einsätze der Bundeswehr +++

Die Standortschließungen sind Teil der Reform, die im Frühjahr 2010 vom damaligen Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) auf den Weg gebracht worden war. Dazu gehörte auch die Aussetzung der Wehrpflicht zum 1. Juli 2011. Anfang 2010 hatte die Bundeswehr noch 250.000 Soldaten, künftig sollen es nur noch 170.000 Berufs- und Zeitsoldaten und bis zu 15.000 freiwillig Wehrdienstleistende sein.