Nach Öl riechende Klümpchen haben das Kap Arkona im Norden Rügens erreicht. Umweltminister Backhaus fordert Strandbesucher zur Vorsicht auf.
Sassnitz. Unmittelbar vor dem Pfingstwochenende sind die Ostsee und einige Strände im Nordteil der Insel Rügen mit größeren Mengen einer paraffinartigen Masse verschmutzt worden. Der Stoff, der unter anderem zur Kerzenherstellung benutzt wird , schwimme in Klumpen auf einer Länge von mehreren Seemeilen nördlich der Insel. Ein Teil der ein bis zu 20 Zentimeter großen Klumpen habe bereits die Strände um das Kap Arkona erreicht, wie die Wasserschutzpolizei am Donnerstag mitteilte. Während die Behörde von einer 12 Seemeilen großen Verunreinigung auf der Ostsee spricht, geht das Umweltministerium von einer Ausdehnung auf einer Länge von fünf Seemeilen und einer Breite von 1,5 Seemeilen vor dem Ufer aus.
Dadurch könnten zwölf Küstenkilometer mit den Badestränden des Campingplatzes Nonnevitz betroffen sein, teilte das Ministerium mit. Die gelb-weißlichen Klumpen riechen nach Öl. Proben wurden entnommen. Die Analyse soll am Freitagmorgen vorliegen. Daraus werde ersichtlich, ob es sich eventuell um wasser- oder gesundheitsgefährdende Stoffe handele. Umweltminister Till Backhaus (SPD) forderte Strandbesucher zu äußerster Vorsicht auf. „Wir gehen zwar derzeit davon aus, dass für den Bürger keine akute Gefahr besteht. Dennoch sollte man einen Kontakt mit diesen Stoffen vorsorglich vermeiden“, sagte er.
In der Wasserschutzpolizei-Inspektion gingen seit dem Mittag mehr als zwanzig Anrufe von Urlaubern ein, die von Funden an den Stränden und weiß-gelblichen Flecken auf der Ostsee berichteten. Im Amt Nordrügen herrschte am Donnerstag Unklarheit darüber, wie die Klumpen entsorgt werden sollen. „Das ist Sondermüll und dementsprechend teuer“, sagte Amtsleiter Karl-Heinz Walter. Es fehle nicht nur das Geld, sondern auch die entsprechende Technik. Die Steilküsten um das Kap Arkona seien schlecht zu erreichen. Das Amt sitze nach dem strengen und schneereichen Winter noch immer auf Kosten von mehr als hunderttausend Euro für den Winterdienst.
Das Küstenstreifenboot „Granitz“ und das Mehrzweckschiff „Arkona“ hatten am Donnerstag Proben genommen. Nach Angaben der Wasserschutzpolizei setzt der Stoff keine Farbstoffe und Gase frei. Es sei Strafanzeige gegen Unbekannt wegen Gewässerverunreinigung aufgenommen worden. Die paraffinarige Masse könnte von einem Schiff stammen, das auf der Ostsee seine Tanks gereinigt habe, in denen zuvor der Stoff transportiert worden war, vermutete ein Mitarbeiter der Wasserschutzpolizeiinspektion Sassnitz.
Das Technische Hilfswerk wurde inzwischen in Bereitschaft versetzt. Zudem wurde das Havariekommando in Cuxhaven informiert. Sollte es sich um einen komplexen Schadensfall handeln, werde das Havariekommando die Schadensbekämpfung koordinieren. Die Einstufung sei abhängig vom Ausgang der Schadensanalyse und dem Umfang der Verschmutzung.