Hamburg. Unsere Kreuzfahrt-Reporterin erfüllt sich mit der AIDA-Weltreise einen Lebenstraum. Am Ende zog sie zurück in ihr altes Kinderzimmer.

Ich habe Kreuzfahrten schon immer geliebt, doch die Weltreise mit „AIDAmar“ war für mich viel mehr als das: Sie war die beste Entscheidung meines Lebens. Nach meiner Rückkehr habe ich mein gesamtes Leben auf den Kopf gestellt, meinen Wohnort in München verlassen und bin zurück in mein Kinderzimmer gezogen, um mich selbstständig zu machen.

Die Erlebnisse dieser Zeit haben mich gelehrt, die kleinen Dinge des Lebens zu schätzen. Für mich steht fest: Ohne meine AIDA-Weltreise wäre ich niemals dort, wo ich heute bin.

Für mich war früh klar: Ich will mit AIDA auf Weltreise gehen

Seit meiner ersten Kreuzfahrt mit acht Jahren bin ich von dieser Art des Reisens völlig fasziniert. Besonders reizvoll finde ich daran, dass man in kurzer Zeit viele Ziele erreicht. Doch am meisten begeistert mich die Weite des Meeres. An kaum einem anderen Ort spüre ich so viel innere Ruhe und Freiheit.

Als ich erfuhr, dass AIDA für 2017 erstmals eine Kreuzfahrt rund um die Welt plant, stand für mich sofort fest: Das will ich auch! Damals studierte ich noch und hatte weder die Zeit noch das Geld. Also habe ich viele Jahre lang auf meinen Lebenstraum hin gespart. 2022, pünktlich zu meinem 30. Geburtstag, konnte ich ihn mir erfüllen.

Der entscheidende Grund, ausgerechnet in diesem Jahr auf Weltreise zu gehen, war ein anderer wichtiger Faktor – die Pandemie. Dieses einschneidende Ereignis hat mir deutlich vor Augen geführt, wie schnell sich die Dinge ändern können. Egal, wie viele Pläne man schmiedet: Irgendwann kann es zu spät sein, sie umzusetzen.

Noëlle Bölling Kreuzfahrt-Reporterin
Im Jahr 2022 ging Noëlle Bölling vier Monate lang mit der „AIDAmar“ auf AIDA-Weltreise. © Privat | Privat

Infos über die Autorin

Noëlle Bölling, Jahrgang 1992, unternahm ihre erste AIDA-Kreuzfahrt im Alter von acht Jahren. Seitdem bereist sie mehrere Routen pro Jahr. Ihre bisher längste Kreuzfahrt war die Weltreise mit der „AIDAmar“, die sie in vier Monaten von Südamerika über die Südsee bis nach Australien und Südafrika führte. Ihre Erlebnisse teilt sie in ihrem Buch „Sail Away: Mit dem Kreuzfahrtschiff einmal um die Welt“ und auf ihrem YouTube-Kanal, der mehr als 7.600 Abonnenten zählt. Neben ihrer Tätigkeit als Content-Creatorin arbeitet sie unter anderem als freie Autorin.

AIDA-Weltreise: So organisierte ich die Reise

Die Buchung war aber nur der erste Schritt. Denn um wirklich auf Weltreise gehen zu können, brauchte es noch viel mehr. Vor allem im Hinblick auf meine berufliche Situation stellte sich die Frage, wie ich eine derart lange Auszeit umsetzen könnte. Damals arbeitete ich als Senior Consultant in einer PR-Agentur und der Alltag im altbekannten Hamsterrad prägte mein Leben.

Die einzige Möglichkeit bestand für mich darin, unbezahlten Urlaub zu nehmen. Zum Glück war mein Arbeitgeber einverstanden – ansonsten hätte ich vielleicht gekündigt. Dass ich nach meiner Rückkehr nicht mehr lange in der Agentur arbeiten würde, konnte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnen.

Ich verbrachte Monate damit, die Häfen unserer Route zu recherchieren und Ausflüge zu planen. Auch das Packen und Ausräumen unserer Wohnung, die wir für die Weltreise untervermietet hatten, kostete Zeit und Nerven. Als ich am 26. Oktober 2022 im Hamburger Hafen an Bord der „AIDAmar“ ging, war ich urlaubsreifer denn je.

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Bei der AIDA-Weltreise erfüllte ich mir einen weiteren Traum

Am Anfang meiner Weltreise konnte ich mir kaum vorstellen, wie es sein würde, den grauen deutschen Winter vier Monate lang hinter mir zu lassen. Länger als drei Wochen war ich zu diesem Zeitpunkt noch nie von zu Hause weg gewesen. Und tatsächlich: Es gab kaum etwas Entspannenderes, als sich um nichts kümmern zu müssen – nicht ums Putzen, nicht ums Einkaufen oder Kochen.

Stattdessen konnte ich mich ganz auf mich konzentrieren. Ich ging regelmäßig zum Sport und nutzte die Seetage, um mir einen weiteren großen Herzenswunsch zu erfüllen: Schon als Kind habe ich davon geträumt, ein Buch zu schreiben. Welches Thema bot sich besser dafür an als meine eigene Weltreise mit all ihren Höhen und Tiefen? Mir in der Hektik des Alltags zu Hause die Zeit für ein solches Projekt zu nehmen, wäre undenkbar gewesen. 

Kreuzfahrt- und AIDA-Expertin Noëlle Bölling mit Laptop auf Kreuzfahrtschiff
Auf ihrer AIDA-Weltreise beschloss unsere Reporterin ein Buch zu schreiben. © Privat | Privat

Ich hatte außerdem beschlossen, meine Weltreise in einem Video-Tagebuch auf YouTube festzuhalten. Früher hätte ich mich so etwas nie getraut. Was würden die anderen denken? Ich hatte kein professionelles Equipment, keine Ahnung von Videobearbeitung und allein bei dem Gedanken, vor der Kamera sprechen zu müssen, bekam ich Magenkrämpfe.

Am Ende fiel es mir überraschend leicht. Ich war überwältigt von der Anteilnahme anderer AIDA-Fans, die ebenfalls davon träumten, eines Tages mit einem Kreuzfahrtschiff auf Weltreise zu gehen. Ihr Zuspruch motivierte mich, weiterzumachen – auch wenn das bedeutete, dass ich oft noch vor den Landausflügen beim Frühstück an meinem Video-Tagebuch arbeitete.

AIDA-Weltreise: Das Internet war eine Herausforderung

Das Hochladen der Videos war für mich damals die wohl größte Herausforderung. Inzwischen nutzt die Reederei das Satellitennetzwerk Starlink, wodurch die Gäste besseren Internetempfang haben. Zum Zeitpunkt unserer Weltreise war das jedoch anders. Das Versenden einer einfachen E-Mail dauerte oft mehrere Minuten. Ein Video in die sozialen Netzwerke hochzuladen, war undenkbar. Nach dem Ablegen an der südamerikanischen Westküste hatten wir fast zwei Wochen lang weder Internet noch Fernsehen an Bord.

An Bord der AIDA-Flotte

Zu Beginn empfand ich das als ziemlich stressig. Heutzutage ist man immer online. Nicht erreichbar zu sein oder schnell etwas googeln zu können, war ein seltsames Gefühl. Doch je mehr Tage vergingen, desto heilsamer empfanden wir diese Abgeschiedenheit. Das Smartphone, das ich sonst sogar mit auf Toilette nehme, war plötzlich nutzlos. Nicht einmal die Uhrzeit spielt auf hoher See noch eine Rolle.

Überhaupt wurde mir während meiner Reise klar, wie unwichtig die Zeit in anderen Teilen der Welt ist. Haben Sie schon einmal den Satz „It’s Fiji time“ gehört? Der Ausdruck bezieht sich auf den lockeren Umgang mit Zeit in dem südpazifischen Inselstaat. Während wir in Deutschland sogar rote Ampeln überfahren, um pünktlich zu Terminen zu kommen, ist dieser Zwang zur Eile anderswo kaum vorstellbar. Das gilt zum Beispiel auf der Fidschi-Insel Beachcomber Island, wo wir Heiligabend im Bikini am Strand verbrachten.

Kreuzfahrt-Profi Noëlle Bölling auf AIDA-Weltreise
Die AIDA-Weltreise hat unserer Kreuzfahrt-Reporterin bewusst gemacht, dass Alltagsstress anderswo kaum vorstellbar ist. © Privat

Ein Erlebnis meiner Weltreise prägt mich bis heute

Heute denke ich vor allem an die Momente der Ruhe und Freiheit zurück. Ein ganz besonderer Augenblick war zu Beginn unserer Reise: Nach der Atlantiküberquerung kamen wir in Brasilien an und trafen uns im Hafen von Recife, um die Highlights der Metropole zu erkunden. Gemeinsam spazierten wir durch die bunten Gassen von Olinda, der ältesten Stadt des Landes. Anschließend fuhren wir nach Boa Viagem, wo sich an der palmengesäumten Strandpromenade ein Wolkenkratzer an den anderen reiht.

Hier am Strand, mit Blick auf das Meer, überkam mich plötzlich eine Zufriedenheit, die mir bis dahin fast völlig fremd war. Ich saß mit Menschen zusammen, die ich bis vor einigen Wochen noch nicht kannte. Die warme Luft, der langsame Sonnenuntergang und die sanft wiegenden Palmen über uns machten den Moment vollkommen. Da wurde mir klar: Das Leben besteht nicht nur aus Terminen, To-do-Listen und einem guten Gehalt – es ist die Summe vieler kleiner, kostbarer Momente wie diesem.

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Solch einmaligen Erfahrungen habe ich auf meiner Weltreise immer wieder gemacht:  In Chile bezwang ich mit einem Schlauchboot die reißende Strömung des Río Petrohué. Vor Bora Bora tauchte ich durch einen Korallengarten, an der Küste von Mauritius schwamm ich mit Delfinen. In Australien beobachtete ich Quokkas. In Südafrika speiste ich in einem der besten Restaurants Kapstadts.

Bei all diesen Erlebnissen ist mir bewusst geworden, wie privilegiert ich bin. Zum ersten Mal in meinem Leben empfand ich echte Dankbarkeit dafür, schwimmen zu können. Das ist für viele Menschen genauso wenig selbstverständlich wie die Tatsache, solche Abenteuer überhaupt zu erleben.

Ernüchternde Eindrücke: Armut, Gewalt und Ungerechtigkeit

Auf unserer Weltreise haben wir nicht nur Schönes erlebt. Vor allem die große Armut und die Kluft zwischen Arm und Reich ist in vielen Teilen der Welt allgegenwärtig. In Chile habe ich ganze Ortschaften gesehen, in denen Menschen in notdürftig zusammengezimmerten Bretterbuden leben. Auch der Anblick der südafrikanischen Townships war ebenso erschreckend wie eindrucksvoll.

Besonders im Gedächtnis geblieben sind mir die Menschen in Vanuatu. Die Inselgruppe liegt fernab von allem im Südpazifik – und sie ist eines der am stärksten von Naturkatastrophen bedrohten Länder der Welt. Als Touristen durften wir den Einheimischen keine Spenden geben, stattdessen wurde alles Erdenkliche gegen Geld angeboten. Dazu gehörte auch ein Foto im „Kessel der Menschenfresser“ für ein paar Dollar, denn das Gerücht, dass hier bis ins 20. Jahrhundert Kannibalen lebten, hält sich hartnäckig.

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Die Geschichte von Pitcairn hat mich noch viel mehr erschüttert. Diese kleine pazifische Pirateninsel besuchten wir als Ersatz, nachdem unser Stopp auf der Osterinsel wegen eines Corona-Ausbruchs abgesagt worden war. Durch das fehlende Internet konnten wir uns nicht über den Ausflugsort informieren. Erst später erfuhren wir, dass die Nachfahren der Meuterer der Bounty Anfang der 2000er-Jahre in einen schockierenden Missbrauchsskandal verwickelt waren. Bis heute sind die Besuche von Kindern auf der Insel deswegen reglementiert.

Die letzte traurige Nachricht erreichte uns gegen Ende der Reise: Aus einem Zeitungsartikel erfuhr ich, dass die beiden Nashörner Bonnie und Clyde, die wir wenige Tage zuvor auf einer Safari in Südafrika bewundert hatten, von Wilderern für ihre Hörner getötet worden waren. Beide hatten einen solchen Angriff bereits überlebt. Diesmal kam die Hilfe zu spät.

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Auf die AIDA-Weltreise folgten viele große Veränderungen

Noch lange nach der Weltreise beschäftigten mich diese Erlebnisse. Der Wiedereinstieg in den Alltag fiel mir extrem schwer. Wie soll man sich auf der Arbeit auf Deadlines konzentrieren, wenn man weiß, dass gleichzeitig so viel in der Welt passiert?

Wenn jemand über hohe Energiepreise schimpfte, erinnerte ich mich daran, dass in Südafrika nicht genug Strom für alle da ist und er deshalb regelmäßig abgeschaltet wird. Wenn ich in die emotionslosen Gesichter der Passanten auf der Straße blickte, fragte ich mich: Wie kann es sein, dass Menschen anderswo so viel weniger haben und trotzdem glücklicher sind?

Kreuzfahrt-Profi Noëlle Bölling auf AIDA-Weltreise
Auf ihrer Weltreise habe Noëlle Bölling nicht nur viele Erfahrungen gesammelt, sondern vor allem zu sich selbst gefunden. © Privat

Es dauerte nicht lange, bis das „normale Leben“ für mich keinen Sinn mehr ergab. Irgendwann habe ich gemerkt: So kann es nicht weitergehen. Jeder Tag ist ein Geschenk – und ich war nicht mehr bereit, dieses mit spröden Meetings zu füllen.

Die Entscheidung, meine Wohnung in München aufzugeben, zurück in mein Kinderzimmer zu ziehen und mich selbstständig zu machen, fiel mir leichter als gedacht. Plötzlich hatte ich wieder viele Möglichkeiten. So konnte ich pünktlich zum Jahreswechsel nach Kapstadt zurückkehren. Dem Ort, der mich während meiner Weltreise an meisten fasziniert hatte.

AIDA-Weltreise: Jeder sollte dieses Abenteuer wagen

Heute fühle ich mich besser als je zuvor und weiß, dass ich ohne meine viermonatige Kreuzfahrt wahrscheinlich nie so weit gekommen wäre. Ich empfehle jedem, sich auf dieses Abenteuer einzulassen – und das unabhängig vom Alter. Eine Reise um die Welt erweitert den Horizont in vielerlei Hinsicht und die meisten unserer westlichen Probleme erscheinen plötzlich in einem anderen Licht.

Ist es wirklich so schlimm, wenn ich einen Fleck auf meiner frisch gewaschenen Bluse habe oder an der Kasse drei Minuten länger warten muss? In den allermeisten Fällen lautet die Antwort: Nein. Dank meiner Weltreise ärgere ich mich nicht mehr über Dinge, die mich früher zur Weißglut treiben konnten. Man sagt, der kürzeste Weg zu sich selbst führt einmal um die Welt. Ich bin der Beweis dafür.

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