Der scheidende SPD-Vorsitzende gibt Linken.Chef Oskar Lafontaine die Schuld an der Wahlschlappe der Sozialdemokratie.
Berlin. Franz Müntefering sieht in Oskar Lafontaine den Hauptschuldigen für die vernichtende Niederlage der Sozialdemokraten bei der Bundestagswahl. „Er hat die Partei verlassen, dann verraten und anschließend ganz gezielt gegen uns organisiert“, sagte Müntefering der Wochenzeitung „Die Zeit“. Der jetzige Vorsitzende der Linkspartei habe die linke Mitte in Deutschland „aus niederen persönlichen Motiven“ beschädigt.
Die PDS hätte nach Ansicht Münteferings nie eine Chance gehabt, auch in den West-Ländern aufzutrumpfen, wenn der ehemalige SPD-Vorsitzende Lafontaine dies nicht organisiert hätte. Wenn man später einmal über die Dimension dieser Jahre spreche, werde sich Lafontaine besonders viel sagen lassen müssen. „Deshalb finde ich die Geschwindigkeit mancher, ihm nun Signale zu senden, dass man miteinander könnte, armselig“, sagte Müntefering.
Trotz dieses Vorbehalts hält der SPD-Chef ein Linksbündnis im Bund prinzipiell für machbar: „Die Kinder und Enkelkinder der SED müssen in der Demokratie ankommen können. Man kann und darf ihnen die Hand entgegenstrecken.“ Über Koalitionsoptionen solle die SPD aber erst 2013 entscheiden. Müntefering räumte aber auch ein, dass es ein Fehler gewesen, 2004 den Parteivorsitz vom damaligen Kanzler Gerhard Schröder zu übernehmen. „Das hätte ich nicht machen sollen, weil von da an ein Teil der SPD geglaubt hat, Regierung und Partei ließen sich fein säuberlich trennen.“
Weiter betonte der 69-Jährige, auch sein zweiter Anlauf als SPD-Chef im vergangenen Jahr sei vorher nicht geplant gewesen. Nach seinem vorübergehenden Rückzug aus der Bundespolitik wegen der schweren Krankheit seiner Frau habe es die klare Vereinbarung gegeben, dass er nur noch im Wahlkampf helfen würde. „Nichts mehr. Ich wusste bis zu diesem Sonntag nicht, dass das so enden würde“, sagte Müntefering mit Blick auf das SPD-Treffen am Schwielowsee mit dem Rücktritt von Kurt Beck als Parteichef.
Eine breite öffentliche Debatte über persönliche Fehler lehnte Müntefering aber ab. Diese Art von „demonstrativer Selbstkasteiung“ gehe ihm gegen den Strich. In einer am Mittwoch veröffentlichten Forsa-Umfrage hatte due SPD weiter an Unterstützung verloren. Sie erreichte nur noch 20 Prozent, zwei Prozentpunkte weniger als in der Vorwoche.