Nach Monaten relativer Ruhe bestimmt der Name zu Guttenberg wieder die Debatte in der CSU. Während Parteichef Seehofer wenig begeistert von Guttenbergs Auftritt ist, findet der frühere Minister auch Befürworter. Aber der Star-Bonus ist wohl dahin.
München. Bei seinen Comeback-Plänen muss der frühere CSU-Star Karl-Theodor zu Guttenberg mit heftigem Widerstand der Parteispitze in München rechnen. In seiner politischen Heimat Oberfranken genießt der frühere Verteidigungsminister hingegen viel Sympathie, viele können sich dort eine Kandidatur für die Bundestagswahl 2013 vorstellen. CSU-Chef Horst Seehofer, der sich zuletzt stark verärgert über Guttenbergs Inszenierung und dessen Kritik an der Partei gezeigt hatte, legte am Wochenende nach: „Wenn Karl-Theodor zu Guttenberg die Regierung wegen der Euro-Rettung kritisiert, darf ich ihn daran erinnern, dass er bis vor acht Monaten als Bundesminister Teil dieser Regierung war und diese Maßnahmen mit vertreten hat“, sagte Seehofer dem Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“.
Das gelte auch für Guttenbergs Parteienschelte: „Wenn er jetzt den Kurs der CSU kritisiert, darf ich ihn daran erinnern, dass er bis vor acht Monaten Bezirksvorsitzender dieser CSU war, das ist eines der höchsten Ämter, die diese Partei zu vergeben hat.“ Nach einem Bericht der „Mitteldeutschen Zeitung“ ließ Seehofer am Rande eines Treffens der Unionsministerpräsidenten mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) am Donnerstagabend keinen Zweifel daran, dass er eine Rückkehr des 39-Jährigen in eine führende politische Funktion mit Mandat der CSU ausschließe.
Guttenberg hatte seiner Partei in einem Interview der Wochenzeitung „Die Zeit“ unter anderem den Status als Volkspartei abgesprochen und in dem Zusammenhang von einer „Verhöhnung früherer Träume“ gesprochen. Dies hatte Seehofer nachhaltig verärgert. Als Guttenberg noch aktiv gewesen sei, habe er „nichts vernommen davon, dass der Charakter der CSU als Volkspartei gefährdet sei“.
Kritisch bewertete auch die oberbayerische CSU-Bezirkschefin und Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner das Auftreten ihres früheren Kabinettskollegen: „Eigentlich hat Karl-Theodor diese Fundamentalkritik an der europäischen Politik doch gar nicht nötig.“ CSU-Landesgruppenchefin Gerda Hasselfeldt fordert ihre Partei auf, die Kritik ernst zu nehmen. „Karl-Theodor ist weder Heilsbringer noch Unhold. Mit seiner Kritik kann man sich durchaus schon auseinandersetzen: Ja, wir müssen uns immer wieder fragen, wie wir mehr Menschen erreichen können“, sagte sie der „Bild am Sonntag“.
In seiner oberfränkischen Heimat hat der Adelige ohnehin noch eine starke Fangemeinde. Es wird aber auch Kritik laut: „Es ist gut, wenn man denjenigen, von dem man getragen wird, auch mag“, sagte Kulmbachs Oberbürgermeister und CSU-Kreisvorsitzender Henry Schramm der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ (FAS). Zugleich empfahl er Guttenberg jedoch weiterhin als Bundestagskandidaten für seinen alten Wahlkreis Kulmbach-Lichtenfels. Auch der CSU-Kreisverband Lichtenfels steht zu dem früheren Minister.
Skeptisch wird der ehemalige Politstar inzwischen in der Bevölkerung gesehen. So nehmen es fast drei Viertel der Deutschen (72 Prozent) Guttenberg nicht ab, dass er in seiner Doktorarbeit – wie von ihm angegeben – aus Versehen abgeschrieben hat. Zwar befürworten laut einer Umfrage für „Bild am Sonntag“ noch immer 45 Prozent seine Rückkehr in die aktive Politik. Mit 50 Prozent ist die knappe Mehrheit aber dagegen.
Dass Guttenberg es tatsächlich zum Kanzler bringen könnte, glauben noch 25 Prozent der Deutschen. Jeder Dritte (31 Prozent) meint, dass er eine eigene politische Kraft neu gründen sollte. Eine solche Möglichkeit hatte er in dem Interview angedeutet.
Bei seiner medialen Offensive, die auch mit der bevorstehenden Veröffentlichung seines Buches „Vorerst gescheitert“ zu tun hat, konnte Guttenberg nach Recherchen der FAS auch indirekt Einfluss nehmen auf die Veröffentlichung der Staatsanwaltschaft Hof über die Einstellung des Plagiats-Strafverfahrens gegen ihn. Demnach hatten die Ermittler seinen Anwalt frühzeitig informiert, dass sie nach Ende des Verfahrens eine Pressemitteilung planten. Da das Verfahren erst nach Zahlung des auferlegten Bußgeldes beendet ist, könnte der Zahlungstermin Einfluss auf den Berichterstattungszeitpunkt gehabt haben. Die Staatsanwaltschaft hatte am vergangenen Mittwoch bekanntgegeben, dass das Verfahren eingestellt worden sei. (dpa)