Der Rekordnationalspieler und Weltmeister von 1990 wünscht sich ein politisches Comeback des ehemaligen Verteidigungsministers.
München. Karl-Theodor zu Guttenberg ist wieder da. Keine neun Monate nach seinem Rücktritt als Bundesverteidigungsminister hat sich der Freiherr auf der Bühne der Medien zurückgemeldet. Während die öffentlichen Auftritte Guttenbergs in seiner CSU auf Unmut stoßen, wäre Fußball-Rekordnationalspieler Lothar Matthäus einem politischen Comeback nicht abgeneigt. „Nicht nur, weil er so gut aussieht wie ich“, sagte Matthäus der Illustrierten „Bunte“. „Sondern weil ich glaube, dass er in der Politik sehr viel bewegt hat in den letzten Jahren. Und wenn einem Guten gewisse Fehlerchen passiert sind, sollte man das nicht so hochkochen.“ Matthäus kommt genauso wie Guttenberg aus Franken – ob seine Loyalität daher rührt, blieb offen. Mehrere Medien hatten nach dem ersten öffentlichen Auftritt Guttenbergs in Kanada angemerkt, dass Guttenberg aufgrund seiner veränderten Frisur jetzt wie Lothar Matthäus aussehe.
Während die Politik um ein mögliches Comeback streitet, scheint in der Fußballwelt mehr Nachsicht mit Guttenberg zu walten: Fußballfunktionär Rainer Calmund sagte der Illustrierten „Bunte“: „Guttenberg ist jung, hat seine Dummheit hinter sich und daraus gelernt. Jeder hat eine zweite Chance verdient.“
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Guttenberg teilt indes weiter aus - gegen seine Partei CSU und die Universität Bayreuth, die ihm den Doktortitel wegen seiner abgeschriebenen Dissertation entzogen hat. Diese Kritik lassen die Betroffenen nicht auf sich sitzen: Der Bayreuther Jura-Professor Oliver Lepsius nennt den ehemaligen Verteidigungsminister weiter einen „Betrüger“ und wirft ihm „Realitätsverlust“ vor. Bei den Christsozialen wächst der Zorn auf ihren einstigen Shootingstar und dessen inszenierte Rückkehr ins Rampenlicht.
In dem am Dienstag erschienenen Interviewbuch „Vorerst gescheitert“ hält Guttenberg der Hochschule vor, sie sei in dem Plagiatsfall „leider nicht unabhängig“ gewesen, sondern habe offenbar aus Angst vor dem Verlust von Forschungsgeldern vorschnell ge- und verurteilt. Zum Betrugsvorwurf des Staatsrechtlers Lepsius sagt er: „Ich kann mir nicht erklären, warum er als Jurist mit solchen Begriffen um sich wirft, außer, er will Aufmerksamkeit erregen.“
Lepsius sagte dazu, Guttenberg wolle seine vorsätzliche Täuschung nach wie vor nicht wahrhaben. „Warum begreift er nicht, was er getan hat?“, fragte der Nachfolger von Guttenbergs Doktorvater Peter Häberle. Für ihn sei ein solches Verhalten ein Fall von Realitätsverlust. Guttenbergs Äußerungen gäben einen Einblick in dessen Persönlichkeitsstruktur. Sie zeigten, dass der CSU-Politiker in seinem Denken offensichtlich von derartigen Machtüberlegungen gelenkt werde.
Die Universitätsleitung wollte noch keine offizielle Stellungnahme abgeben, weil ihr das Buch noch nicht vorliege, sagte ein Sprecher. Bayerns Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch (FDP) hatte die Angriffe Guttenbergs auf die Hochschule bereits als „nicht akzeptabel“ zurückgewiesen.
In der CSU gehen derweil immer mehr führende Politiker auf Distanz. „Ich glaube, dass ein Stück Demut jedem Politiker gut tut“, wies die ansonsten für ihre Zurückhaltung bekannte CSU-Landesgruppenchefin Gerda Hasselfeldt ihren Parteikollegen Guttenberg am Dienstag deutlich in die Schranken. Die Personalie Guttenberg habe in den letzten Sitzungen der Landesgruppe keine Rolle gespielt, sagte Hasselfeldt. „Aber nicht deshalb, weil wir es von uns aus nicht ansprechen wollten, sondern weil keiner Bedarf daran sah.“
In seinem Buch geht Guttenberg mit seiner Partei hart ins Gericht. Wenn die CSU sich bei ihren Wahlergebnissen noch als Volkspartei bezeichne, wirke dies „nur noch wie die Verhöhnung früherer Träume“. Hasselfeldt sagte dazu: Eine Volkspartei könne man nicht als Prozentzahlen festmachen. Ein gutes Wahlergebnis sei für eine Volkspartei „ein Indiz, aber nicht das einzige“.
Die stellvertretende CSU-Generalsekretärin Dorothee Bär sagte im ZDF-„Morgenmagazin“, die CSU sei auch „ein Stück Heimatgefühl“ und eine Weltanschauung. Deswegen sei es „schon ein bisschen schade“, wenn die über 200.000 Mitglieder sich jetzt so von Guttenberg belehren lassen müssten. „Das hat er nicht nötig, und das hat die CSU auch nicht nötig“, betonte Bär.
Guttenberg war im März als Verteidigungsminister zurückgetreten, weil er seine Dissertation in weiten Teilen abgeschrieben hatte. Die Staatsanwaltschaft Hof stellte kürzlich das Ermittlungsverfahren wegen Verdacht auf Urheberrechtsverletzung gegen Zahlung einer Geldauflage ein.
Ein Großteil der 80.000 Exemplare umfassenden Startauflage von Guttenbergs Buch „Vorerst gescheitert“ ist nach Angaben des Herder Verlags schon vergriffen. Auf dem Bestseller-Rang des Internethändlers „Amazon“ belegte der Gesprächsband des früheren CSU-Hoffnungsträgers am Dienstagnachmittag Rang drei. (dapd/abendblatt.de)